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Lange Nacht der Industrie: Warum der Diesel nicht schäumt

Warum der Diesel nicht schäumt

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Foto: Lars Heidrich
Die „Lange Nacht der Industrie“ in der Region öffnete zum fünften Mal Werkstore. Besucher erfuhren, wofür man eigentlich Entschäumer braucht.

Essen/Duisburg. 

Der Bus aus Duisburg kommt mit ordentlich Verspätung in Essen an. Die Feierabend-Staus vergällen den Besuchern des Evonik-Werks die Vorfreude aber nicht. Sie haben sich ohnehin viel Zeit für die „Lange Nacht der Industrie“ genommen, die eine andere Gruppe auch zum Chemikalien-Hochregallager der Mülheimer Brenntag nach Duisburg führt.

Zum fünften Mal öffneten am späten Donnerstag 89 Unternehmen an Rhein und Ruhr ihre Werkstore, um Interessierten und Anwohnern Einblicke in Produktion, Ausbildung und Forschung zu ermöglichen. Rund 3800 Bürger machten von dem Angebot Gebrauch. Das Konzept des Vereins „Zukunft durch Industrie“, die Betriebe zu öffnen und zu zeigen, was hinter den Werksmauern passiert, scheint aufzugehen.

Lange Nacht bei Evonik und Brenntag

„Die Dimension des Lagers ist einfach unglaublich. Jetzt weiß ich auch, was hinter dem Namen Brenntag steckt“, sagt die Duisburgerin Gudrun Sommers. Brenntag ist Weltmarktführer für Chemie-Distribution und damit eine Art Zwischenhändler. Unternehmen bestellen ihre Substanzen nicht bei den Herstellern, sondern bei der Brenntag. Ein Verteilzentrum steht im Duisburger Süden. „Hier werden Chemikalien gelagert, gemischt, neu verpackt oder sogar hergestellt“, sagt Dino Muschietti, Vertriebsleiter Region West bei der Brenntag

Das Hochregallager bietet Platz für fast 10.000 Produkte aus der Welt der Chemie. Im Schnitt 400 Lieferungen verlassen pro Tag den Standort. Von Lösemitteln bis hin zu Streusalz – die Produktliste scheint endlos zu sein.

Entschäumer hält Diesel flüssig

35 Kilometer weiter wird Chemie hergestellt und entwickelt und das schon seit über 125 Jahren. Mit rund 1650 Mitarbeitern ist Evonik Goldschmidt der größte produzierende Betrieb in Essen. Er hat sich auf fettchemische Stoffe und Siliconverbindungen spezialisiert, die in Kosmetika, Shampoos, in Reinigungsmitteln, in Autos und vielen anderen Bereichen zum Einsatz kommen.

Standortleiter Bernd Diener erläutert den Besuchern anschaulich, was bei Evonik „gebraut“ wird. „Wir sind Spezialisten für alle Oberflächen“, sagt er. „Durch unsere Tenside tropft das Pflanzenschutzmittel nicht vom Blatt, sondern spreizt sich.“

Die Substanzen aus Essen kommen auch in zahlreichen Körperpflegemitteln namhafter Hersteller zum Einsatz. Dazu gehören Schäumer, die beim Haarewaschen für mächtig Volumen sorgen, um die Shampoo-Dosierung gering zu halten. Aber auch Entschäumer, die etwa dem Diesel-Kraftstoff beigemengt werden. Diener: „Ohne Entschäumer von Evonik würde das Tanken sehr lange dauern, weil nur Schaum aus der Zapfpistole strömen würde.“ Der Entschäumer, der zu einem Anteil von unter einem Prozent dem Diesel zugesetzt wird, sorgt dafür, dass der Sprit in flüssiger Form in den Tank fließt.

Minister Schmeltzer in Essen

Rund 170 000 Tonnen Chemikalien stellt Evonik jährlich im Essener Ostviertel her. Am Standort gibt es aber auch einen großen Bereich, der sich um Forschung und Entwicklung kümmert. Im Innovationszentrum können die Besucher den Fachleuten an diesem Abend über die Schulter und ins Reagenzglas schauen. Zur Gruppe gehören eine ganze Reihe Jugendlicher, die im Ausbildungszentrum aufmerksam zuhören. Am Standort bildet Evonik 120 Lehrlinge aus. „Über Bedarf“, wie Standortleiter Diener betont.

Unter die Gäste hat sich an diesem Abend auch ein hochrangiger Politiker gemischt: Seinen 29. Arbeitstag lässt der neue NRW-Sozialminister Rainer Schmeltzer in Essen ausklingen. In einem kurzen Grußwort dankt er Evonik-Chef Klaus Engel, dass sich der Chemiekonzern „in vorbildlicher Weise“ an der Integration von Flüchtlingen beteilige. Evonik hat eine Million Euro für Projekte gespendet und will Flüchtlingen Ausbildungsplätze anbieten.