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Kunden fühlen sich von Media Markt „arglistig getäuscht“

Kunden fühlen sich von Media Markt „arglistig getäuscht“

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Foto: WAZ FotoPool

Essen. Einige Media-Markt-Kunden haben in der vergangenen Woche so richtig zugeschlagen und Ware im Wert von über 2000 Euro gekauft. Denn jeder zehnte Einkauf war „für umsonst“, die anderen Einkäufe wollten die Sparfüchse wieder umtauschen. Gegen Bares. Doch Media Markt zeigt ihnen eine lange Nase.

Media-Markt-Kunden lassen sich nicht gerne für dumm verkaufen. Das lernt man schon aus der Werbung. Besondere pfiffige Media-Markt-Kunden haben in der vergangenen Woche sogar eingekauft wie blöd, um in den Genuss eines Loses der Elektronik-Kette zu gelangen. Denn jeder zehnte Einkauf war „für umsonst”, wie es im Media-Markt-Deutsch hieß. Doppeltes Pech jedoch für Sparfüchse, deren Kassenzettel-Nummern in der Lotterie nicht zogen: Sie konnten in vielen Fällen die Ware nicht wieder gegen Bares umtauschen, sondern bekamen lediglich Gutscheine.

Sie haben sich den Media-Markt nach Hause geholt: Im Wohnzimmer von Daniela und Wolfgang W. in Essen stapeln sich DVD-Recorder, Video-Kameras und eine Playstation – ungewollt. Denn eigentlich wollten Vater und Tochter nach der für sie misslungenen Aktion mit der „Gewinnerzahl des Tages” für alle Geräte, deren Losnummer nicht zog, das Geld „cash auf die Kralle” zurück erhalten. „Stattdessen sollten wir aber mit Gutscheinen abgefertigt werden”, empört sich Wolfgang W.. „Die versuchen die Kunden abzuzocken und spielen mit gezinkten Karten.”

Bei der Kulanzregelung „Umtausch ohne wenn und aber” habe es bislang immer Bargeld zurückgegeben, somit sei der „Großeinkauf” – eigentlich – kein Risiko gewesen. Wolfgang W. beschwerte sich beim Geschäftsführer einer Filiale, als er einen DVD-Rekorder mit einer Gutschrift vergütet bekam. Doch der Mann habe nur mit den Achseln gezuckt und auf der neuen Regelung beharrt.

Mentalität ausgenutzt

Die W’s sitzen auf Kartons mit Waren im Wert von über 2000 Euro und sind der Meinung, dass sie „arglistig getäuscht” wurden. „Ich behaupte, dass die Aktion bewusst so geplant war”, ärgert sich der Rentner. Und seine Tochter, als Betriebswirtschaftsstudentin an der Uni Essen in Finanzangelegenheiten durchaus bewandert, moniert: „Die haben die Geiz-ist-geil-Mentalität ihrer Kunden ausgenutzt.”

Daniela und Wolfgang W. scheinen nicht die einzigen Kunden mit der cleveren „Geschäftsidee” zu sein. Jedenfalls bestätigt Media-Markt-Sprecherin Eva Simmelbauer, dass es „gut möglich ist, dass einzelne Händler nur Gutscheine ausgestellt haben, wenn Kunden in rauen Mengen Artikel zurück brachten.” Grundsätzlich gelte beim Media Markt zwar „Umtausch ohne Wenn und Aber”. Es liege dazu aber keine gesetzliche Verpflichtung vor, der Umtausch liege immer in der Kulanz des einzelnen Händlers.

Die Verbraucherzentrale in Düsseldorf bestätigt das: „Grundsätzlich gibt es kein Umtauschrecht. Mit ‚wir tauschen um‘ hat sich der Media-Markt nicht auf eine Geld-zurück-Garantie festgelegt”, erläutert Helga Zander-Hayat. „Es wäre aber wünschenswert, dass der Media-Markt so etwas deutlicher heraus stellt.”

Die W’s. wollen weder auf den ungeöffneten Kisten, noch auf den Gutscheinen sitzen bleiben und jetzt einen Anwalt einschalten. Manchmal ist auch für ausgefuchste Media-Markt-Kunden guter Rat teuer.