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Karstadt-Tochter Perfetto als „erheblicher Sanierungsfall“

Karstadt-Tochter Perfetto als „erheblicher Sanierungsfall“

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Foto: picture alliance / dpa
Krise bei Perfetto: Das Management der Karstadt-Tochter spricht von einem „erheblichen Sanierungsfall“. Den Beschäftigten drohen harte Einschnitte.

Essen. 

Schon der Name Perfetto lässt erahnen, dass der Anspruch hoch ist: Langusten, Austern, Champagner und erlesene Weine zählen zum Sortiment. „Feine Kost bei Karstadt“ lautet das Leitmotiv. Doch hinter der schicken Fassade verbirgt sich ein unternehmerisches Problem. „Perfetto stellt ei­nen erheblichen Sanierungsfall dar“, heißt es in einem Brief, den Dieter Noldenn, der Chef der Karstadt-Feinkosttochter dieser Tage an die Mitarbeiter verschicken ließ. Das auf Luxus ausgerichtete Geschäftsmodell sei gescheitert. Nun ist ein Neustart geplant. Auch der Name Perfetto stehe auf dem Prüfstand, erklärte Noldenn.

Neues Feinkost-Sortiment und harte Einschnitte

Die Kunden können sich auf ein neues Sortiment einstellen, den Beschäftigten drohen zunächst einmal Einschnitte. Mehrere Hundert Stellen seien bedroht, heißt es. Die Karstadt-Feinkosttochter, an der auch die Kölner Rewe-Gruppe beteiligt ist, zählt bundesweit rund 2200 Mitarbeiter in 43 Filialen. Allein in NRW gibt es neun Standorte, darunter in Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Mülheim, Iserlohn und Recklinghausen.

Bereits in dieser Woche haben Gespräche mit Arbeitnehmervertretern begonnen. Die Firmenleitung fordert eine Tarifpause, also den Verzicht auf Tarifsteigerungen. Außerdem sollen das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld gestrichen werden. Die Gewerkschaft Verdi reagierte gereizt. „Bei Karstadt regiert wieder einmal die Politik des konzeptlosen Streichens“, kritisiert Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes. „Das werden wir nicht einfach hinnehmen.“ Heikel ist der Fall Perfetto auch für den Karstadt-Partner Rewe. Neben dem Essener Warenhauskonzern hat der Kölner Lebensmittelriese eine Beteiligung von 25,1 Prozent. Im Streit um die Zukunft von Kaiser’s Tengelmann hatte Rewe-Chef Alain Caparros kürzlich noch betont, wie hoch man die Tarifbindung schätze. Ausgerechnet jetzt zeichnet sich im Fall Perfetto ein Konflikt mit der Arbeitnehmerseite ab.

Dem Vernehmen nach hat Karstadt-Geschäftsführer Stephan Fanderl die Sanierung von Perfetto zur Chefsache gemacht. In einigen Filialen habe er sich vor Ort ein genaues Bild von der firmeneigenen Feinkostkette gemacht. Teil der unternehmerischen Partnerschaft mit Rewe ist, dass der Kölner Handelskonzern den Wareneinkauf für Perfetto übernimmt. Perfetto plant nun, das Sortiment grundlegend zu verändern. Das Preis-Leistungsverhältnis solle sich verbessern, heißt es in dem Brief des Managements. Künftig sollen die Kunden in den Regalen von Perfetto nicht nur Feinkost, sondern auch Papierwaren, Körperpflegeprodukte sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel finden.

Keine Diskussionen über die Marke „Rewe“

Von Filialschließungen ist derzeit keine Rede. Es stehe auch nicht zur Debatte, die Perfetto-Filialen auf die Marke Rewe umzuflaggen, betont der Kölner Handelskonzern. Im Umfeld von Karstadt zeigt man sich vom Konzept, Lebensmittel im Warenhaus anzubieten, grundsätzlich überzeugt. Allerdings müsse sich das Sortiment stärker an den regionalen Bedürfnissen orientieren. „Wir werden künftig ein Anbieter von hochwertigen Lebensmitteln bleiben“, heißt es in dem Brief des Perfetto-Chefs, „aber wir werden nicht mehr an jedem Standort das gleiche Sortiment anbieten.“