Die klassische Job-Vermittlung führt bei Langzeitarbeitslosen nur noch selten zum Erfolg. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt rät daher zu neuen Wegen.
Nürnberg/Berlin.
Langzeitarbeitslose sollten nach Vorstellung der Bundesagentur für Arbeit (BA) beim Start in einen neuen Job mit reduzierter Arbeitszeit beginnen. „Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, erst mal mit zwei Stunden am Tag einzusteigen“, sagte Vorstandsmitglied Heinrich Alt der Deutschen Presse-Agentur. Wer länger nicht im Beruf war, sei oftmals von einem Acht-Stunden-Tag überfordert.
Alt erinnerte daran, dass auch lange erkrankten Mitarbeitern eine schrittweise Eingliederung zugebilligt werde. Es sei bekannt, dass jemand, der ein Jahr arbeitslos gewesen sei, ein halbes Jahr brauche, um wieder sein früheres Leistungsniveau zu erreichen.
Soziales Engagement als Unterstützung für den Wiedereinstieg
Nach Alts Ansicht sollten Jobcenter überdies Arbeitslosen helfen, sich in Vereinen, Kirchengemeinden oder Wohltätigkeitsorganisationen zu engagieren. Die dabei erfahrene Anerkennung und das dort gewonnene Selbstbewusstsein könnte Menschen später auch bei der Jobsuche helfen. Auch könnten dabei Kontakte und Netzwerke entstehen, die die Stellensuche der Arbeitslosen erleichtern. Alt sieht ein solches Vorgehen als Teil des gesetzlich verankerten „sozial-integrativen Auftrags“ der Jobcenter.
Die Bundesregierung unterstützte den Vorstoß. Vorrangig sei aber, Betroffene wieder in Arbeit zu vermitteln, sagte ein Sprecher von Sozialministerin Andrea Nahles (SPD). Das Ministerium erinnert in diesem Zusammenhang an die geplanten Aktivierungszentren innerhalb der Jobcenter. Sie sollen im Sommer starten und zu einer verbesserten Betreuung der Langzeitarbeitslosen beitragen. Auch Lohnzuschüsse bis zu 100 Prozent zur Förderung sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze sollten kommen. An einer dafür nötigen Gesetzesänderung werde gearbeitet.
An erster Stelle steht die Vermittlung an den Arbeitsmarkt
Alt sagte, es gebe Arbeitslose, bei denen eine Jobvermittlung erst an zweiter Stelle stehe, eine soziale Teilhabe aber an erster. „Am Ende sollte zwar immer die Vermittlung eines Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt stehen.“ Beim Weg dorthin könnten aber Zwischenschritte erforderlich sein, gab Alt zu bedenken.
Nach Alts Ansicht seien solche innovativen Ansätze bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit dringend notwendig. Allein auf intensive Beratung und Jobvermittlung der Betroffenen zu setzen, führe in vielen Fällen nicht weiter. Seit mehreren Jahren stagniere die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei rund einer Million. „Ich habe nicht die Illusion, wir könnten eine Millionen Langzeitarbeitslose – zumal zu Mindestlohnbedingungen – erfolgreich in den Arbeitsmarkt integrieren“, sagte Alt. (dpa)