Peek & Cloppenburg: Weiter Wirbel um Nazi-Spruch in Prospekt
Die Nazis machten „Jedem das Seine“ zum zynischen Motto im KZ. Jetzt warb Peek & Cloppenburg in einem Werbeprospekt mit dem Spruch.
Berlin.
Das Bekleidungsunternehmen Peek & Cloppenburg hat in einer Modewerbung mit dem NS-Spruch „Jedem das Seine“ geworben. Der Spruch war am Pfingstwochenende in einem Werbeprospekt in bundesweit mehr als 20 Filialen verbreitet worden, wie das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg dem Evangelischen Pressedienst bestätigte. Die gedruckte Auflage habe bei rund einer Million Exemplaren gelegen.
Indem Werbeprospekt wurde mit dem Spruch aus dem Konzentrationslager Buchenwald unter anderem für den Kauf von Hemden, Krawatten und Fliegen für Männer geworben.
„Jedem das Seine“ stand am Eingang des NS-Konzentrationslagers Buchenwald und war als zynische Botschaft an die Lagerinsassen gerichtet.
Peek & Cloppenburg verteidgt Prospekt
Die „Sächsische Zeitung“ postete ein Foto des Prospektes mit dem NS-Spruch auf Twitter.
„Eine derartige Werbung ist absolut geschmacklos und geschichtsvergessen“, kritisierte der sächsische Linkenpolitiker André Schollbach. Das Unternehmen war zu dem Vorfall zunächst nicht zu erreichen. Unklar blieb zudem, ob der Werbeprospekt auch bundesweit verbreitet wurde.
Er habe „keinerlei Verständnis dafür, dass ein derart bekannter und an Zynismus kaum zu überbietender Nazispruch für Werbezwecke benutzt wird“, betonte Schollbach weiter.
Spruch aus dem KZ Buchenwald
Der Spruch „Jedem das Seine“ bedeutete sinngemäß: „Jedem, was er verdient“. Er steht noch immer von innen lesbar über dem Haupttor des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. In der NS-Zeit richtete er sich direkt an die Lagerinsassen.
Peek & Cloppenburg bedauerte inzwischen die Werbung – verteidigte ihn aber auch. Wie eine Unternehmenssprecherin erklärte, geht das lateinische Zitat „suum cuique – Jedem das Seine“ ursprünglich auf das antike Griechenland zurück. Schon der Philosoph Platon habe den Spruch in der Form kommentiert, dass „jeder das Seine bekommen und dass niemandem das Seine genommen werden soll“.
Daher finde sich die Formulierung bis in die Gegenwart „beispielsweise auch immer noch als fester Bestandteil in deutschen Gerichtsgebäuden und den dort niedergeschriebenen Gerechtigkeitsformeln wieder“, so das Unternehmen.
Mit Blick auf den Missbrauch des Sprichwortes durch die Nationalsozialisten sprach die Sprecherin aber gleichzeitig von einer „verbalen Ungeschicklichkeit“. Peek & Cloppenburg könne kritische Äußerungen „selbstverständlich nachvollziehen“. Das Unternehmen entschuldigte sich dafür, die Gefühle Anderer verletzt zu haben. „Dies lag aber in keiner Weise in unserer Absicht“, hieß es.
Die Zahl der Todesopfer im KZ Buchenwald auf etwa 56.000 geschätzt. Insbesondere nach 1943 wurden dort und den dazugehörigen Außenkommandos die Insassen rücksichtslos für die Rüstungsindustrie ausgebeutet. Zu Beginn des Jahres 1945 wurde das KZ Buchenwald zum Ziel der Todesmärsche unter anderen aus dem Konzentrationslager Auschwitz. (epd/jha)