Dietrich Bartelt und Michael Detering haben ein Absaugverfahren entwickelt, um Stauseen vor der gefährlichen Verlandung zu schützen. Ihre Firma DB Sediments aus Duisburg erhält in der Kategorie Erneuerbare Energien und Umweltschutz den Initiativpreis NRW von WGZ Bank und WAZ-Gruppe.
Duisburg.
Bahnbrechende technologische Neuerungen haben es mitunter schwer, sich am Markt durchzusetzen. Diese Erfahrung macht auch das junge Duisburger Unternehmen DB Sediments, das WGZ Bank und WAZ-Gruppe in der Kategorie Erneuerbare Energien und Umweltschutz mit dem Initiativpreis NRW auszeichneten. Die Gründer haben ein einfaches Verfahren entwickelt, das Stauseen vor der Verlandung bewahrt. Anwendung findet es bislang aber erst an einem einzigen Standort – am Olsberger Stausee im Sauerland.
Dietrich Bartelt und Michael Detering, die Gründer von DB Sediments, wundern sich noch heute, dass ihr Arbeitgeber RWE die Technik nicht eigenständig nutzen wollte. Die beiden Experten für erneuerbare Energien ergriffen deshalb selbst die Initiative, meldeten sie zunächst in Deutschland zum Patent an und gründeten im März 2009 die GmbH, die mit Geschäftsführer Reiner Bundesmann nur über eine hauptamtliche Kraft verfügt.
Seen verlanden durch Schlamm
Zum 1. April 2013 steigt Bartelt bei RWE aus und will sich voll und ganz der DB Sediments widmen. „Die Technik hat großes Potenzial“, sagt der studierte Bauingenieur. „Vom Schlamm in Stauseen hängt unser Leben ab.“ Experten beziffern den weltweiten Investitionsbedarf auf jährlich 60 bis 85 Milliarden Euro, um Stauseen vor der Verlandung zu bewahren.
Sand, Steine und Pflanzenteile setzen sich als Schlamm auf dem Grund der Stauseen ab. Je dicker diese festgebackene Schicht wird, desto geringer wird die Fließgeschwindigkeit des Wassers, aus dem Wasserkraftwerke Energie erzeugen. Bartelt führt jüngste Überschwemmungskatastrophen in Pakistan, am Mississippi, in der Schwarzmeer-Region und in Indien auch auf das gefährliche Phänomen der Verlandung zurück.
Ausbaggern ist die teurere Alternative
Als Alternative zum vergleichsweise teuren Leerpumpen und Ausbaggern der Stauseen bietet die DB Sediments GmbH ein nachhaltiges Verfahren an. Eine mobile Pumpe, die über das Gewässer pendelt, saugt den Schlamm an den besonders verlandeten Stellen ab und transportiert ihn über einen langen Schlauch an Bereiche, wo die Fließgeschwindigkeit des Wasser größer ist – bis hin zum Einlauf-Rächen des Wasserkraftwerks. Die Pumpe bewegt bis zu 60 Kubikmeter Schlamm pro Stunde. Da die Plattform vollautomatisch arbeitet sowie über ein Smartphone überwacht und gesteuert werden kann, gilt die Unterhaltung als kostengünstig. Geschäftsführer Bundesmann spricht von einem Zehntel der Kosten im Vergleich zum konventionellen Ausbaggern.
Gewässer revitalisieren
Der Erfolg der Technik liegt auch in der Erkenntnis, dass der Schlamm nicht einfach aus dem See gebaggert werden sollte. „Ohne Sedimente wird die Hochwasser-Welle höher. Man muss Flüsse und Seen als Öko-Systeme begreifen. Auch Fische brauchen Sedimente um zu überleben“, sagt Bartelt. Es komme also auf die gleichmäßige Verteilung des Schlamms auf dem Gewässer-Boden an. Der Unternehmenschef spricht vom „Ausgleich des Systems“, von dem auch die Natur profitiere. Bartelt: „Die Gewässergüte wird besser und wir können sogar tote Gewässer revitalisieren.“
In Modellversuchen mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen konnte DB Sediments die Wirksamkeit der Technik unter Beweis stellen, bevor sie im Sauerland als Referenzprojekt erstmals zum Einsatz kam. Bartelt ist vom durchschlagenden Erfolg des Verfahrens überzeugt. Zulassungsverfahren für das Patent laufen nahezu rund um den Globus von USA über China bis nach Indien.