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Immer mehr Mogelpackungen in den Regalen

Immer mehr Mogelpackungen in den Regalen

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Essen. 

Die Liste der „Mogelpackungen“ wächst. Sie umfasst laut der Verbraucherzentrale Hamburg inzwischen 60 Produkte, die kleiner, aber nicht billiger geworden sind. Die Verbraucherschützer sprechen von einer „EU-Lizenz zum Mogeln“. Denn bis April 2009 waren Verpackungsgrößen für Lebensmittel europaweit vorgeschrieben.

Die Liste der „Mogelpackungen“ wächst. Sie umfasst laut der Verbraucherzentrale Hamburg inzwischen 60 Produkte, die kleiner, aber nicht billiger geworden sind. „Wir gehen aber davon aus, dass es wesentlich mehr sind“, sagt Silke Schwartau, die Leiterin der Ernährungsabteilung. In die Liste nimmt sie nur Artikel auf, von denen sie Fotos mit alter und neuer Verpackung und einen Supermarkt-Bon hat. „Das ist richtige Detektivarbeit“, sagt Schwartau.

Die scheint sich aber zu lohnen: Die Verbraucherzentrale deckte mit ihren Recherchen versteckte Preiserhöhungen um bis zu 50 Prozent auf. Zum Beispiel beim Tierfutter „Frolic Rodeo mit Rind“. In der Verpackung fanden Hundebesitzer plötzlich nur noch vier statt sechs „Leckerlis“. Der Preis aber blieb derselbe.

Frauen müssen häufiger zu Hygieneartikeln greifen. Denn die Kartons mit Slipeinlagen werden immer leerer. „Es gibt Preisschwellen. Wer sie überschreitet, muss mit Verkaufsrückgängen rechnen“, sagt Sandra Broich vom Hersteller Procter & Gamble. Um die steigenden Kosten für Forschung und Entwicklung aufzufangen, gebe es nur noch 50 Alldays-Slipeinlagen zum Preis, der zuvor für 54 Stück verlangt wurde. „Wir schreiben aber deutlich auf die Verpackung, wie viele darin sind“, erklärt Broich.

Den Schoko-Riegel Milky Way von Mars in Viersen müssen die Kunden allerdings erst einmal umdrehen, um zu erkennen, dass er leichter geworden ist: Nach 26 Gramm bringt der Milky Way nun laut Aufschrift exakt 21,9 Gramm auf die Waage. Auch andere Produkte aus dem Hause Mars haben „abgespeckt“: zum Beispiel der Balisto-Riegel von 41 auf 37 Gramm und Snickers von 60 auf 57 Gramm.

„Wir haben nichts gegen diese Veränderungen, wenn dahinter nicht saftige Preiserhöhungen stehen würden“, kritisiert Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale. „Es gibt kein Gesetz, das diese Machenschaften verbietet.“

Schwartau spricht von einer „EU-Lizenz zum Mogeln“. Denn bis April 2009 waren Verpackungsgrößen für Lebensmittel europaweit vorgeschrieben. So durfte Milch nur als halber oder ganzer Liter verkauft werden. Für Fertigprodukte galten Größen von 500, 750 und 1000 Millilitern. Seither gibt es feste Mengen nur noch bei Spirituosen.

21,9 Gramm Riegel

Die EU-Liberalisierung hat zu Mengeninhalten mit ganz krummen Zahlen geführt: 310-Gramm-Gläser Marmelade, 850 Milliliter Eiscreme, 375 Gramm Friesland-Käse oder 205 Gramm Knäckebrot. Kunden bleibt nichts anderes übrig, als ganz genau den Grundpreis pro 100 Gramm zu studieren und zu vergleichen. „Doch das ist gar nicht so leicht“, bemängelt Verbraucherschützerin Schwartau. „Oft fehlen die Grundpreisangaben oder sie sind viel zu klein gedruckt.“ Sie ärgert, dass man sich im Supermarkt auf den Fußboden hocken muss, um die Grundpreise zu entziffern. Schwartau: „Verbraucher regt das auf.“

Dabei reicht ein Blick auf den Preis mitunter gar nicht aus. Schwartau: „Wenn im Geflügelsalat weniger Fleisch ist, muss man auf die Zutatenliste schauen.“ Das Fazit der Verbraucherschützerin: „Einkaufen wird immer schwieriger.“ Kunden könnten sich nur mit heftigen Beschwerden wehren. Die Verbraucherzentrale kennt auch Fälle, in denen der Hersteller nach Protest wieder zum ursprünglichen Preis-Leistungs-Verhältnis zurückkehrte: In einem Iglo-Produkt seien wieder 70 Prozent statt nur 50 Prozent Fischfilet enthalten.

Das Stück Butter wiegt allerdings weiterhin ein halbes Pfund. Das war schon immer so. Bis der Markendiscounter Netto Mitte Januar eine 200-Gramm-Packung ins Kühlregal legte. Die Supermarktkette verlangte für die Butter, die für Single-Haushalte gedacht war, zwar nur 79 Cent – analog zu 99 Cent für 250 Gramm. Die Aktion rief dennoch Verbraucherschützer auf den Plan: Denn Netto bewarb die Butter mit einem „Aktionspreis“, worunter Kunden ein Sonderangebot verstanden. Gemeint war aber die einmalige Aktion.