Auf 60 Seiten formuliert die Wirtschaft ihre Forderungen an den Regionalplan für das Ruhrgebiet. 2016 soll es erstmals für das gesamte Revier einen Plan geben, der Wohn- und Gewerbegebiete ausweist. Die Kammern sehen einen Flächenbedarf von 3200 Hektar.
Essen.
Die Aufstellung eines Regionalplans für das gesamte Ruhrgebiet wird sich weiter verzögern. Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), erklärte gestern, dass der übergreifende Plan für die Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten nicht vor 2016 vorliegen werde.
Nachdem der RVR 2009 die Planungshoheit für das Ruhrgebiet erhalten hatte, soll er nun die drei existierenden Regionalpläne zu einem zusammenfassen. Ein Mammutprojekt, das unzählige Interessen in 53 Kommunen unter einen Hut bringen muss. Auf 60 Seiten legte gestern die Wirtschaft ihre Forderungen vor. An oberster Stelle mahnen die sechs Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern die Ausweisung zusätzlicher Gewerbeflächen an. Die Kammern schließen sich den Zahlen der Revier-Wirtschaftsförderung an und sehen bis zum Jahr 2030 einen Bedarf von 3200 Hektar für Firmenansiedlungen.
Der RVR selbst kommt auf einen ähnlichen Wert: Von den 2700 Hektar verfügbarer Gewerbeflächen seien aber nur 1500 Hektar ohne Restriktionen kurzfristig zu vermarkten. „Das reicht nur für die nächsten sieben bis acht Jahre“, erklärt Hermann Eiling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster.
„Planerische Kreativität“
Er erwartet vom RVR „planerische Kreativität“ zur Linderung der Flächennot. Um alle Interessen unter einen Hut zu bringen, regte Helmut Diegel, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, einen Konsultationskreis an, in dem auch die Wirtschaft sitzt. Das Gremium soll die Aufstellung des Regionalplans begleiten.
Diegel warnte vor einer „drohenden Deindustrialisierung“, wenn im Ruhrgebiet nicht ausreichend Gewerbeflächen zur Verfügung stehen. Bei der Ausweisung neuer Standorte für Kohle- und Gaskraftwerke sowie Stromtrassen dürfe das Feld nicht allein den „Wutbürgern“ überlassen werden. Zu den Forderungen der Wirtschaft gehören zudem der Ausbau von Schienenstrecken und einiger Autobahnabschnitte wie der A 40, A 43, A 45 und A 52.
RVR-Direktorin Geiß-Netthöfel sagte zu, dass es bei der Flächen-Ausweisung „keinen Stillstand“ geben werde. Sie forderte aber auch die Kommunen auf, „Farbe zu bekennen“. Die Städte müssten nicht verwertbare Areale aus ihren Flächennutzungsplänen streichen, damit neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden könnten.