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Hitzepanne der Bahn treibt die Politik um

Hitzepanne der Bahn treibt die Politik um

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Foto: AFP

Essen. 

Der Verkehrsausschuss des Bundestages wird das Versagen der Klimaanlagen in Zügen in einer Krisensitzung erörtern. Der Konzern verspricht: Künftig funktioniert die Kühlung bis 45 Grad. Das Image der Bahn sinkt rapide.

Die Hitzepannen in ICE-Zügen der Deutschen Bahn (DB) beschäftigen nun auch den Bundestag. Der Chef des Verkehrsausschusses, Winfried Hermann (Grüne), lud Vertreter von Bahn, Verkehrsministerium und einige Fachabgeordnete zu einem Krisentreffen am kommenden Dienstag in Berlin ein. Wie sein Büro am Freitag mitteilte, ist auch das Eisenbahn-Bundesamt eingeladen. Unterdessen gab die Bahn bekannt, dass neu eingebaute Klimaanlagen Außentemperaturen bis zu 45 Grad vertragen sollen.

Teilnehmen sollen an dem Gespräch auch für Eisenbahn und Verbraucherschutz zuständige Abgeordnete, wie aus der Einladung hervorgeht: „Im Mittelpunkt des Gespräches werden die Hintergründe, Ursachen und Verantwortlichkeiten für die aktuelle Situation infolge der klimabedingten Ausfälle bei den ICEs sowie die Frage stehen, wie möglichst schnell Abhilfe geschaffen werden kann.“ Außerdem werde man fragen, ob die Verbraucherinteressen hinreichend berücksichtigt worden seien.

Züge entsprachen nicht der Norm

Die Bahn hat seit etwa einer Woche mit den hohen Temperaturen zu kämpfen. Am Freitag kündigte das Unternehmen an, dass neu eingebaute Klimaanlagen Temperaturen bis zu 45 Grad aushalten sollen. Bestimmte Modelle kühlen schon ab 32 Grad weniger. Die neuen Geräte seien Teil der Ausschreibung der Zuggeneration ICx, sagte eine Bahnsprecherin. Der ICx soll unter anderen die in die Jahre gekommenen InterCity-Züge der Bahn ersetzen. Zudem würden sie vor allem im Zuge der Generalüberholung der zweiten ICE-Baureihe installiert. „Wir prüfen derzeit, in welchem Umfang die Modernisierung der Klimaanlagen stattfinden wird“, sagte die Sprecherin.

Die ICE 2 aus den 90er Jahren scheinen häufiger von ausgefallenen Klimaanlagen betroffen zu sein als andere Versionen des Hochgeschwindigkeitszuges. So mussten am vergangenen Wochenende viele Fahrgäste eines ICE 2 in Bielefeld wegen Kreislaufproblemen behandelt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der Personenverkehrsvorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Homburg, kündigte im ZDF an, dass das Unternehmen künftig mehr darauf achten wolle, ob ausgelieferte Züge den Vorgaben entsprächen. Offensichtlich hätten Züge in einigen Bereichen nicht immer den Normen entsprochen oder seien unterdimensioniert gewesen. Der Konzern werde früher prüfen, ob vereinbarte Leistungsmerkmale und Qualitätskriterien eingehalten worden seien.

Kostenlose Getränke und lockere Kleidung gefordert

Hermann zeigte sich über den geplanten Austausch von Klimaanlagen zufrieden. Das sei ein Ergebnis der Chaostage, sagte der Grünen-Politiker der „Mitteldeutschen Zeitung“. Die Anpassung dauere aber Jahre. „Die Kapazitäten sind begrenzt.“

Die Gewerkschaften Transnet und GDBA forderten angesichts der Pannen Erleichterungen für die Beschäftigten wie mehr Personal, kostenlose Getränke und leichtere Dienstkleidung. Das Zugpersonal sei zum Prellbock für die aufgestaute Wut der Kunden geworden.

Derweil ist der Imagewert der Deutschen Bahn durch die häufigen Ausfälle der Klimaanlagen in den Zügen dramatisch abgestürzt. Wie DerWesten erfuhr, fiel der so genannte „Brand-Index“ des renommierten Kölner Marktforschungsunternehmens Yougov Psychonomics innerhalb einer Woche um 13 Punkte auf minus 49 Punkte. Yougov ermittelt den Markenwert durch tägliche repräsentative Befragungen von 1000 Menschen nach ihren Meinungen zu Kundenzufriedenheit, Qualität und allgemeinem Eindruck einer Marke.

Noch gravierender ist der Imageverlust der Bahn in der öffentlichen Meinung: Die aktuellen Werte der vergangenen Woche fielen von minus 34 auf minus 66 Punkte. Damit liegt die Bahn in der Branche Transport und Logistik an letzter Stelle. Zum Vergleich: Die Fluggesellschaft Lufthansa kommt in der gleichen Wertung auf plus 63 Punkte. „Grundsätzlich wird die Bahn in der Öffentlichkeit negativ wahrgenommen“, sagte Adrian Bach von YouGov Psychonomics. Die aktuelle Entwicklung sei jedoch „signifikant rückläufig“ und in ihrer Intensität überraschend heftig.

Yougov Psychonomics ermittelt Imagewerte für 500 verschiedenen Marken und vergibt Punkte auf einer Skala von minus 100 bis plus 100.