Herbert Schulte, Landesgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW)
„Alternativen, wie Factoring und Leasing stehen hoch im Kurs. Aber auch Private Capital und öffentliche Förderangebote ergänzen den Finanzierungspool.“
Welche Finanzdienstleistungen sind für Mittelständler besonders wichtig?
Herbert Schulte: Der Mittelstand finanzierte sich in der Vergangenheit traditionell über das Fremdkapital. Die Eigenkapitalquoten deutscher Firmen sind im internationalen Vergleich niedrig. Das senkt zwar die Kapitalkosten, kann aber im Krisenfalle fatale Folgen haben. Das klassische Kreditgeschäft über Hausbanken stand immer im Zentrum mittelständischer Investitionspolitik. Nun müssen wir umdenken. Alternativen, wie Factoring und Leasing stehen hoch im Kurs. Aber auch Private Capital und öffentliche Förderangebote ergänzen den Finanzierungspool.
Wie hat sich die Kreditvergabe entwickelt?
Herbert Schulte: Wir können im Mittelstand nach wie vor keine Entwarnung geben. Die weiterhin ausgesprochen hohen Insolvenzzahlen deutscher Unternehmen deuten auf eine strukturelle Unterfinanzierung hin. Dem Mittelstand droht mit den verschärften Kreditrahmenbedingungen durch BASEL-III eine weitere Verschlechterung der Kreditvergabesituation.
Welche Wünsche hat die Wirtschaft an Banken und Finanzdienstleister?
Herbert Schulte: Die Wirtschaft wünscht sich ein klares Bekenntnis zum Geschäftsmodell des Mittelstands. Die jüngste Vergangenheit hat ja gezeigt, dass es für die Banken zwar kurzfristig verlockend ist, Akzente im Investmentbanking zu setzen. Nachhaltige Gewinne und stabiles Wachstum brauchen aber grundsolide Projekte, die auf dauerhaften Erfolg angelegt sind. Das finden Sie nicht in der Spekulation, sondern nur im bodenständigen Mittelstand.