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Grubengold und seltene Salze für den Kochboom

Grubengold und seltene Salze für den Kochboom

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Foto: Funke Foto Services
Viola Fuchs nutzt den Rückenwind durch die Vielzahl von Kochshows im Fernsehen, um mit ihren Gewürzläden auch im Ruhrgebiet zu wachsen. Seltene Salze liegen im Trend.

Essen/Mülheim. 

Kochshows haben Hochkonjunktur, Verbraucher die Wertschätzung für Lebensmittel wiederentdeckt. Auf dieser Welle schwimmt auch Viola Fuchs mit. Mit ihren Gewürzläden will die Geschäftsfrau aus Hamburg vor allem auch in NRW wachsen. In Essen und Mülheim ist sie bereits mit „Violas’“ vertreten.

Fernsehkoch Alfons Schubeck hat seine eigene Kollektion. Doch wenn seine Kollegen Tim Mälzer oder Horst Lichter mit Pfannen und Hackmessern jonglieren, kann Anja Kirsch am Tag danach sicher sein, dass ihre Kunden nach Gewürzen fragen, die gebraucht werden, um die Rezepte nachzukochen. Kirsch ist Inhaberin der beiden Violas’-Filialen auf der Rüttenscheider Straße und im Rhein-Ruhr-Zentrum. „Früher dachten die Leute, Kochen sei eine Wissenschaft. Durch die Kochshows haben sie aber erkannt: Das ist gar nicht so schwer“, sagt Kirsch. Und so boomen auch Food-Blogs im Netz, und privat treffen sich die Hobbyköche zu Küchenevents.

30 Filialen bis 2017 geplant

Die Invasion der TV-Bruzzler in den Sendern konnte Viola Fuchs allerdings noch gar nicht absehen, als sie vor 18 Jahren ihren 30-Quadratmeter-Laden in Hamburg-Eppendorf eröffnete. Als gelernte Schuhmacherin und studierte Schuhdesignerin hatte die junge Frau einen ganz anderen Weg eingeschlagen. „Ich wollte einfach nicht mehr in einem Unternehmen angestellt sein“, sagt Fuchs.

Sie entschied sich für die Selbstständigkeit. Über das Metier musste sie nicht lange nachdenken. „Ich bin mit Gewürzen groß geworden“, erzählt die Geschäftsfrau. Ihre Großeltern handelten in Wiesbaden mit Gewürzen. In dem Geschäft arbeitete auch ihre Mutter.

Banken glaubten nicht an das Ladenkonzept

Zwei Jahre nach der Gründung zog Fuchs in einen größeren Laden innerhalb Hamburgs um. Mit ihren selbst kreierten Gewürz-, Salz- und Risotto-Mischungen traf die Jung-Unternehmerin offenbar den Nerv der Kundschaft. Existenzgründung und Wachstum finanzierte die heute 47-Jährige übrigens ausschließlich mit Eigenkapital. „Keine Bank wollte mir Geld geben. In einer Zeit, in der es in Deutschland nur eine Sorte Pfeffer gab, glaubte niemand an meine Vision“, sagt sie.

Der bundesweite Durchbruch sollte dann 2012 kommen, als Fuchs bereits 20 verschiedene Pfeffersorten im Angebot hatte. Sie lernte den Handelsexperten Dirk Nonnenmacher kennen. Er stieg als Partner in die Firma ein. Gemeinsam bauten sie einen Online-Shop auf und eröffneten in ganz Deutschland neue Läden. Zu der Violas’-Kette gehören inzwischen 14 Filialen, die Inhaber im Franchise-System führen. Fuchs’ Pläne sind ehrgeizig: „2017 wollen wir 30 Filialen haben“, kündigt sie an.

Beim Kochen geht man mit der Mode

Die dreifache Mutter glaubt an den langfristigen Erfolg mit Delikatessen. Sie unterstreicht, dass in ihrer Hamburger Manufaktur nur „extrem kontrollierte“ Gewürze von sechs deutschen Großhändlern per Hand zu Mischungen verarbeitet werden. „Wir sind schon in einem höherpreisigen Segment unterwegs“, räumt Fuchs ein. Neben Qualität sei Flexibilität einer der Erfolgsgaranten. „Auch beim Kochen geht man nach der Mode“, erklärt die Gewürzexpertin. Derzeit seien exklusive Salze angesagt. Die Mühlen heißen nicht nur „Butter bei die Fische“ oder „Für Dich“. Im Angebot sind auch ein geräuchertes Salz aus Dänemark, rotes Meersalz aus Hawaii oder bunte Mischungen mit glitzernden Liebesperlen, die sich als Geschenke gut eignen.

Tasmanischer Pfeffer mit Ringelblüten

„Im Moment kochen die Leute oft thailändisch und lieben die Rezepte von Yotam Ottolenghi“, so Fuchs. Der 47-jährige Israeli ist unter den Hobbyköchen Nachfolger des einstigen Vorbilds Jamie Oliver. Seine Rezepte verlangen oft nach Zutaten, die nicht jeder Supermarkt führt.

Nicht nur in der Weihnachtszeit greift „Violas’“ in den Läden die regionalen Besonderheiten auf. In Hamburg gibt es Salz mit dem Namen „Hamburg meine Perle“, in Rüttenscheid das „Rü-Sotto“ – eine fruchtig-würzige Reismischung mit Steinpilzen. Auch wenn 2018 die letzte Steinkohlenzeche im Land schließen wird, erinnern Viola Fuchs’ Produkte im Ruhrgebiet auch an die lange Bergbautradition. Das „Grubengold“ mit tasmanischem Pfeffer und Ringelblüten darf im Pott natürlich nicht fehlen.