Ein geplanter Personalabbau schockt die Beschäftigten von Gigaset in Bocholt. Gespräche zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft sind anberaumt. Das Unternehmen schnürt ein 30-Millionen-Euro-Sparpaket. 270 Stellen sollen gestrichen werden.
Bocholt.
Hiobsbotschaft für die Beschäftigten von Gigaset: Der Hersteller von Schnurlos-Telefonen will im Bocholter Werk 270 Stellen abbauen – rund jeder 5. Arbeitsplatz soll wegfallen. Weitere 75 Stellen sollen in der Zentrale und noch mal 30 im Ausland gestrichen werden. Gigaset will jährlich rund 30 Millionen Euro an Personal- und Sachkosten einsparen. Die ehemalige Siemens-Tochter kämpft mit massiven Umsatzrückgängen. Mit neuen Produkten will sich das Unternehmen in einem wegbrechenden Markt behaupten; dafür soll u. a. ein Produktzentrum in Düsseldorf mit 50 Stellen aufgebaut werden.
Die Nachrichten konnten keine guten sein. Eine Woche nach der vagen Ankündigung eines 30-Mio-Euro-Sparpakets hat Telefonbauer Gigaset nun mitgeteilt, wie denn dieses Geld konkret eingespart werden soll – vor allem am Personal. Für den Produktionsstandort in Bocholt am Niederrhein bedeutet das, dass dort etwa 270 der derzeit mehr als 1200 Stellen wegfallen sollen.
Gestern gab es dort für die Gigaset-Mitarbeiter eine außerordentliche Versammlung. „Die Beschäftigten sind geschockt“, berichtete Joachim Hebing, Bocholts IG Metall-Chef, der NRZ. Die Gewerkschaft spricht am kommenden Dienstag mit der Unternehmensführung über den Personalabbau, so verlangt es der Ergänzungstarifvertrag.
Standort retten
„Wir werden sehen, welche Konzepte uns der Arbeitgeber vorlegt und müssen dann eine gute Lösung finden“, sagte Hebing. Bekannt ist bislang, dass 245 Kündigungen ausgesprochen werden sollen. 25 Stellen sollen z.B. durch das Auslaufen befristeter Verträge wegfallen. Gewerkschafter Hebing weiß um die schwierige Situation auf dem Markt der Schnurlos-Telefone und betonte: „Wir wollen den Standort retten.“
Gigaset kämpft in einem rückläufigen Markt. Vor allem in Südeuropa laufen die Geschäfte schlecht. Zudem macht der schwache Euro dem Telefonbauer zu schaffen, weil er ein Großteil seines Materials in Dollar einkaufen muss. 3,8 Mio Euro Verlust hat Gigaset von April bis Juni verzeichnet; im 2. Quartal 2011 waren es noch 3,6 Mio Euro Gewinn gewesen. Allerdings hat der nun angefallene Verlust wesentlich mit Investitionen zu tun .
Bekanntgegeben hatte Gigaset die endgültigen Quartalszahlen am 8. August und dabei auch das Sparpaket angekündigt. In der damals veröffentlichten Mitteilung hatte es wolkig geheißen „Ein Personalabbau ist nicht auszuschließen.“ Mit den gestern vorgestellten Plänen wird deutlich, dass das Gros der Einsparung über Stellenabbau laufen soll. Sparen will Gigaset auch bei der Werbung sowie bei Transport- und Bürokosten. Diese Einsparungen machen aber laut Unternehmen nur 30% des Sparziels von jährlich mindestens 30 Mio Euro aus.