Während die Kette XXXL die Möbelhäuser Kröger und Rück schluckt, planen Ikea, Höffner und Ostermann neue Einrichtungshäuser im Ruhrgebiet. In der Branche tobt ein heftiger Positionskampf um die Anteile an diesem 30-Milliarden-Markt, dem viele Familienbetriebe nicht mehr gewachsen sind.
Essen.
Der Kampf der Möbelriesen um den Markt im Ruhrgebiet gewinnt an Tempo. Die Kette XXXL übernimmt Möbel Rück in Oberhausen und Kröger in Essen. Damit steigt die Nummer drei der Branche in den Positionskampf der Branchenführer ein. Platzhirsch Ikea will im Revier ebenfalls weiter wachsen, allerdings nicht mit Übernahmen, sondern einem neuen Möbelhaus, dessen Standort jedoch noch ungeklärt ist.
Die Drogeriemärkte haben ihre Rosskur mit der Schlecker-Pleite bereits weitgehend hinter sich, die Baumärkte mit dem Praktiker-Desaster ebenfalls. Die nächste Handelsbranche, die sich einen Verdrängungswettbewerb leistet, ist der Möbelhandel. Bei seit zehn Jahren kaum mehr wachsenden Umsätzen kämpfen vor allem die Branchenführer verbissen um die Marktanteile. Bisher hat es keine der großen Ketten erwischt, doch durch ihre ungebremste Expansion verschwinden viele kleinere und mittelgroße Unternehmen oder werden geschluckt.
Im Ruhrgebiet wechseln nun das Essener Möbelhaus Kröger und die Möbelstadt Rück in Oberhausen den Besitzer. „Mit sofortiger Wirkung“ gehen die traditionsreichen Häuser an die Nummer drei unter den Möbelhaus-Ketten in Deutschland, „XXXL“. Für die deutsche Tochter der österreichischen XXXLutz-Gruppe ist dies der Eintritt in den Ruhrgebiets-Markt, bisher war sie nur in Süddeutschland vertreten, dort mit sieben Filialen und zuletzt 1,6 Milliarden Euro Jahresumsatz. Mit Rück erwirbt XXXL zudem zwei Standorte in Schwerin und Neubrandenburg.
Heftiger Positionskampf
In ganz NRW und insbesondere im Ballungsraum Ruhrgebiet tobt derzeit ein heftiger Positionskampf um die Anteile an diesem 30-Milliarden-Markt. Branchenprimus Ikea sucht einen Revier-Standort für ein neues Möbelhaus. Weiter ist da die Nummer zwei, Möbel Höffner. Die Tochter der Krieger-Gruppe will auf dem ehemaligen Loveparade-Gelände am Duisburger Güterbahnhof einen neuen Möbel-Tempel bauen, wartet auf eine eigene Autobahnabfahrt von der A59. Nur ein paar Kilometer nördlich plant Ostermann ein weiteres Haus – ganz in der Nähe von Ikea. In Herne hat vor zwei Jahren die Möbelkette Zurbrüggen ein riesiges „Wohnzentrum“ eröffnet.
Nun also zieht XXXL im Kampf um die besten Plätze nach, nur mit einer anderen, schnelleren Strategie. Bereits in den vergangenen Jahren kaufte die Gruppe Familienunternehmen auf und expandierte so meist ohne langwierige Bauvorhaben. Kröger und Rück sollen nach Angaben der XXXL-Tochter Mann Mobilia auch ihre Marken samt Management behalten. Dem Ehepaar der Möbelhändler Franz-Josef Kröger und Ute Kröger-Rück ist damit der Absprung aus dem härter gewordenen Geschäft gelungen, ihre Häuser laufen aber unter ihrem Namen weiter.
Kleinere Häuser schließen
Andere sind dagegen einfach verschwunden. So schlossen 2013 in Essen nacheinander das Lippische Möbelhaus und nach 109 Jahren das renommierte Möbelhaus Weber, beide nach Insolvenz. In Duisburg machte mangels Nachfolge erst im Oktober das Einrichtungshaus Nölgen nach 113-jähriger Firmengeschichte zu, im gleichen Monat schloss in Kleve Craemer. Mülheim verlor 2010 das 170 Jahre alte Möbelhaus von der Linden.
Weniger Häuser, mehr Megafilialen: In den vergangenen Jahren haben die zehn größten Möbelhändler ihre Marktanteile stetig erhöht, sie teilten 2012 mit 14 Milliarden Euro bereits knapp die Hälfte der Branchenerlöse unter sich auf. Nur durch schiere Größe können sie im Einkauf die Preise so drücken, wie es ein Verdrängungswettbewerb erfordert. Besonders Ikea setzt weiter auf aggressive Expansion: Binnen acht Jahren wolle er den Marktanteil von 13 auf 25 Prozent fast verdoppeln, kündigte Ikea-Deutschlandchef Peter Betzel an Neujahr im Handelsblatt an.
Unter der Konzentration auf die Großen, die fast ausnahmslos auf günstige Möbel setzen, leiden nicht nur kleinere Häuser, sondern auch die deutschen Möbelbauer. Ihre meist teureren Produkte haben es schwer bei den Ketten, die einen Großteil ihrer Möbel importieren. „Der Möbelhandel ist auf dem besten Wege, die mittelständische Möbelindustrie immer weiter an den Rand zu drängen“, beklagte unlängst Elmar Duffner, Präsident des Verbandes der Möbelindustrie. Die jüngsten Zahlen bestätigen das – die Möbelindustrie verlor 2013 bis Oktober 3,8 Prozent Umsatz.