Duisburg.
Wenn der Duisburger Hafen in diesen Wochen seinen 300. Geburtstag feiert, dürfen in der Schar der Gratulanten zwei politische Dinosaurier nicht fehlen: Als NRW-Ministerpräsidenten haben Wolfgang Clement und Jürgen Rüttgers dem Logistikriesen ihre Stempel aufgedrückt. Daran wurde bei einer Diskussionsveranstaltung am Montagabend erinnert.
Nachdem die endgültige Schließung des Krupp-Hüttenwerks Rheinhausen im August 1993 verkündet worden war, blieb lange unklar, was mit dem riesigen, 265 Hektar großen Areal passieren sollte. Schließlich gelang es Clement 1998, den Knoten zu durchschlagen. Der Duisburger Hafen kaufte die Brache und entwickelte das Logistikzentrum Logport I. Inzwischen haben sich dort 50 Unternehmen mit 5000 Beschäftigten angesiedelt.
Den Weg der Duisport-Gruppe, die zur Hälfte dem Land NRW und der Stadt Duisburg gehört, zu einem international tätigen Logistikkonzern ebnete Jürgen Rüttgers. Er gab dem Hafen-Chef Erich Staake grünes Licht, weitere Logports zu entwickeln. Der inzwischen aus der SPD ausgetretene Clement und der CDU-Mann Rüttgers waren sich während ihrer aktiven Zeit in der Landespolitik längst nicht immer einig. Zum 300. Hafen-Geburtstag mahnten sie am Montag aber gemeinsam vor einem Zurückdrängen der Industrie in Deutschland und insbesondere im Ruhrgebiet.
„Wir sind dabei, unseren wichtigsten Vorteil zu verspielen“, sagte Clement. Die deutsche Energiewende weg von Kohle und Atomkraft und hin zu Sonne und Wind gefährde die Industrie, die rund ein Viertel zum Bruttosozialprodukt beisteuere und 15 Millionen Arbeitsplätze anbiete. Clement warnte vor einer „ernsten Gefahr der Deindustrialisierung“, weil energieintensive Unternehmen unter anderem wegen der Ökostromumlage nicht mehr in Deutschland investierten. Als Ausweg forderte er „eine europäische Lösung. Ein isolierter deutscher Weg ist absurd.“
Auch Rüttgers zeigte sich über die Deindustrialisierung alarmiert: „Das Ruhrgebiet ist nicht mehr das industrielle Herz Deutschlands. Das ist jetzt Südwestfalen.“ Zudem zeigte sich der Ex-Ministerpräsident besorgt über die „umgekehrte Gentrifizierung“ in Teilen des Ruhrgebiets: „Wohlhabende gehen, Arme kommen“, spitzte Rüttgers den Trend zu. Als Rezept dagegen empfahl er, die soziale Trennung zwischen dem Norden und dem Süden des Reviers zu überwinden. Der CDU-Politiker: „Wir brauchen im Norden eine städtebauliche Erneuerung – zur Not mit so etwas wie einer internationalen Bauausstellung Emscherpark.“