Der Markt für Wirtschaftsprüfung wird von den Branchenriesen Deloitte, PWC, Ernst & Young und KPMG dominiert. Deutschlands größte Steuerberatungsgruppe ETL aus Essen setzt nun auf Angriff.
Essen.
Deutschlands größte Steuerberatungsgruppe ist ETL bereits, nun will das Essener Unternehmen auch die Wirtschaftsprüfer-Branche aufmischen. Auch den Marktriesen Deloitte, PWC, Ernst & Young und KPMG will ETL Kunden abjagen.
„Derzeit wird der Markt von den vier großen Anbietern dominiert. Wir brauchen aber mehr Wettbewerb. Für mittelständische Gesellschaften wie uns ist das eine Chance. Die wollen wir nutzen“, sagte ETL-Vorstandschef Franz-Josef Wernze im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe.
Der deutsche Marktführer unter den Steuerberatern will seine Präsenz im Bereich Wirtschaftsprüfung deutlich verstärken. Ziel von ETL (European Tax & Law) sei, die Zahl der Wirtschaftsprüfer-Niederlassungen auf 50 Standorte zu verdoppeln – unter anderem durch die Übernahme kleinerer Kanzleien. „Wir können uns gut vorstellen, weitere Kanzleien zu übernehmen, wenn sich etablierte Wirtschaftsprüfer zum Beispiel aus Altersgründen zurückziehen“, so Wernze. „Das haben wir in der Vergangenheit im Bereich der Steuerberater bereits im großen Umfang erfolgreich durchgeführt.“
„Die Zukunft gehört eher größeren Kanzleien“
Die ETL-Gruppe beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben 6500 Mitarbeiter und hat rund 127.500 Kunden. „Im Steuerberatungsgeschäft erreichen wir einen Marktanteil von zwei Prozent. Hier gibt es noch deutlich Luft nach oben. Denn Einzelkämpfer unter den Steuerberatern haben es zunehmend schwerer“, sagt Wernze. „Die Zukunft gehört eher größeren Kanzleien, die die komplexe Themenvielfalt für ihre Kunden abdecken können.“ ETL strebe an, den Umsatz von derzeit 464 Millionen Euro pro Jahr in absehbarer Zeit auf deutlich über 500 Millionen Euro erhöhen.
Eine wichtige Rolle in der Strategie spielt auch die Auslandsexpansion. „Derzeit sind wir mit über 60 Büros in 20 Ländern präsent“, erklärt Wernze. „Wenn wir mit einem ähnlichen Tempo wachsen wie in den vergangenen drei Jahren, können wir die Zahl der Büros verdoppeln.“
Nachfrage im Bereich Wirtschaftsprüfung sieht ETL insbesondere bei mittelständischen Unternehmen. Wernze: „Viele Mittelständler können mit dem regelrechten Berater-Tourismus großer Wirtschaftsprüfungskonzerne nichts anfangen. Alle zwei, drei Jahre steht ein neuer Ansprechpartner vor der Tür.“