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Ergo Versicherung streicht 2400 Arbeitsplätze in Deutschland

Ergo Versicherung streicht 2400 Arbeitsplätze in Deutschland

Düsseldorf/Hamburg. 

Der neue Vorstandschef Markus Rieß verpasst Deutschlands zweitgrößtem Versicherungskonzern Ergo eine Radikalkur. Im Zuge des Umbaus sollen in den kommenden vier Jahren 2400 Vollzeit-Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden, vor allem im Vertrieb, wie Rieß am Mittwoch in Düsseldorf ankündigte. Damit verliert rechnerisch jeder siebte der 14 300 Ergo-Mitarbeiter im Inland den Job. 565 Arbeitsplätze sollen an anderer Stelle neu entstehen, so dass netto 1835 Stellen wegfallen. Ergo sei bei den Kosten nicht konkurrenzfähig, so Rieß. Zugleich will er eine Milliarde Euro in die Hand nehmen, um die Produkte, die IT und die Verwaltung auf Vordermann zu bringen.

Die größten Einschnitte plant der ehemalige Bankmanager in der Lebensversicherung. Neugeschäfte will Ergo künftig nur noch mit fondsgebundenen, anderen kapitalmarktnahen sowie mit Risiko-Lebensversicherungen machen, die die Bilanz bei niedrigen Zinsen weniger belasten. Der Münchener-Rück-Vermögensverwalter MEAG soll dabei helfen. Aus dem Geschäft mit klassischen Policen mit langfristigen Garantien will Rieß aussteigen, die sechs Millionen bestehenden Policen von Ergo Leben (früher Hamburg-Mannheimer) und Victoria Leben werden abgewickelt.

Neben der erfolgreichen Tochter Ergo Direkt will Rieß einen reinen Online-Versicherer mit Billigtarifen ins Leben rufen. Die neue Gesellschaft soll 2017 zunächst mit einer Kfz-Versicherung an den Start gehen. In drei Jahren soll Ergo damit – abgesehen von der Lebensversicherung – stärker wachsen als die zwei bis vier Prozent, die die Branche im Schnitt erreicht.

Aber auch im althergebrachten Geschäft soll der Vertrieb stärker zentralisiert werden. „Wir leisten uns heute mehrere Vertriebsorganisationen und in der Verwaltung aufwendige Prozesse“, so Rieß. Die Verwaltungskosten lägen deutlich über dem Durchschnitt der Branche. Sie sollen bis spätestens 2020 um 280 Millionen Euro niedriger sein als heute. In der Schaden- und Unfallversicherung will Rieß die Kostenquote von 34 Prozent auf weniger als 30 Prozent drücken. Marktführer Allianz liegt bei 25 Prozent. Ausbauen will Ergo das Geschäft im Ausland sowie mit Gewerbe- und Industriekunden.

Wenn die Strategie 2021 greift, will Ergo bei ihrer Mutter Münchener Rück mehr als 500 Millionen Euro Gewinn pro Jahr abliefern. Das hatte sie seit Jahren nicht geschafft. Das Investitions- und Sparprogramm treibt Ergo allerdings zum zweiten Mal in Folge leicht in die Verlustzone und drückt den Gewinn der Münchener Rück auf 2,3 (Vorjahr: 3,1) Milliarden Euro. Für das nächste Jahr verspricht Rieß wieder deutlich schwarze Zahlen.

Manager wegen Lustreise vor Gericht

Unterdessen beginnt der Prozess gegen zwei Manager der früheren Ergo-Versicherungstochter Hamburg-Mannheimer. Voraussichtlich vom 14. Juli an müssen sie sich vor dem Hamburger Landgericht wegen der Lustreise nach Budapest im Jahr 2007 verantworten. Daraus sei der Versicherung laut Staatsanwaltschaft ein Schaden von rund 52 000 Euro entstanden, so ein Gerichtssprecher.

Ein Ex-Mitarbeiter der Vertriebsorganisation Hamburg-Mannheimer International sei wegen Untreue in einem besonders schweren Fall angeklagt. Einem Mitgeschäftsführer einer Eventagentur wird Beihilfe zur Untreue vorgeworfen.