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Digitalisierung verdrängt einfache Arbeiten

Digitalisierung verdrängt einfache Arbeiten

Dortmund. 

Die Digitalisierung der Wirtschaft ist eines der brennendsten Themen für Unternehmen. Die Branche digitale Kommunikation ist im Ruhrgebiet zuletzt deutlich stärker gewachsen als der Bundesdurchschnitt. Nicht zuletzt, weil zwei der 20 weltweit bedeutendsten Software-Schmieden in Dortmund sitzen: Materna und Adesso.

„Die digitale Kommunikation ist ein attraktiver Zukunftsmarkt für die Metropole Ruhr“, sagt Chefwirtschaftsförderer Rasmus C. Beck. 2014 – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – wuchs der Markt im Ruhrgebiet um 4,9 Prozent auf 46 900 Beschäftige. Bundesweit lag das Plus nur bei 2,7 Prozent. Die meisten Mitarbeiter hat die Branche in Dortmund (12 123) und in Essen (10 241). Das geht aus dem Wirtschaftsbericht 2015 hervor, den die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr gestern vorlegte, um anschließend mit Experten über Industrie 4.0 zu diskutieren.

Das Ambiente konnte nicht symbolträchtiger sein: Von der Zentrale in Dortmund aus steuert der IT-Dienstleister Adesso 15 Standorte. Von den 1800 Beschäftigten arbeiten 1000 am Unternehmenssitz. Nach Angaben von Gründer und Aufsichtsratschef Volker Gruhn hat Adesso im vergangenen Jahr 260 neue Software-Spezialisten aus 12 000 Bewerbungen fest eingestellt. „Die digitale Transformation“, davon ist Gruhn überzeugt, „ermöglicht neue Geschäftsmodelle, Services und Angebote.“

Stabilisierung in der Elektrotechnik

Diese Chance will auch Wirtschaftsförderer Beck für das Revier nutzen und hat die digitale Offensive zu einem der Schwerpunkte erklärt. Basis der hiesigen Wirtschaft bleibt aber die Industrie, für die 2014 im Ruhrgebiet 304 000 Menschen arbeiteten – 5000 mehr als im Jahr zuvor. Das entspricht 18,7 Prozent der Gesamtbeschäftigung. Der Umsatz ging allerdings um 6,9 Prozent auf 66,2 Milliarden Euro zurück. Dafür macht der Wirtschaftsbericht den Einbruch der Umsätze in der Eisen- und Stahlerzeugung um 17,6 Prozent verantwortlich.

Eine Stabilisierung sieht Arno Brandt vom CIMA Institut für Regionalwirtschaft jedoch in den industriellen Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau, Autozulieferung und Chemie. „Wir gehen davon aus, dass durch Produktivitätsfortschritte die Kosten sinken werden“, so der Mitautor des Wirtschaftsberichts. Durch digitalisierte Produktionsprozesse könnten mehr Produkte pro Tag gefertigt und der Ausschuss-Anteil deutlich reduziert werden. „Das drängt die Lohnstückkosten als Problem zurück. Rückverlagerungen von Fabriken etwa aus Asien nach Deutschland sind wieder denkbar“, prognostiziert Brandt.