Zuletzt hatten deutsche Fernsehhersteller Probleme. Mit Loewe und Metz melden sich nun zwei zurück – und auch Technisat mischt mit.
Berlin.
Grundig, Nordmende, Saba, Telefunken – einst standen diese Namen für robuste Fernseher aus Deutschland. Heute halten die türkische Koç-Gruppe und der französische Thomson-Konzern die Markenrechte. Fernseher mit Nordmende-Logos kommen aus Italien, Telefunken und Grundig steht auf Geräten aus der Türkei, Saba ist verschwunden. Wer einen Fernseher „Made in Germany“ besitzen will, hat nur die Auswahl zwischen drei Firmen: Loewe, Metz und Technisat. Die beiden erstgenannten haben schwere Zeiten hinter sich, Insolvenz, Neustart. Doch zur IFA wollen alle mit neuen Geräten die Kundschaft überzeugen.
Mit dem OLED-TV „bild 7“, er soll in der 55-Zoll-Variante ab 4990 Euro kosten, stellt Loewe einen Hightechfernseher mit schwenk- und einklappbarem Display vor. „Wir sind sicher, dass wir damit auch am Markt einen großen Erfolg haben werden“, glaubt Mark Hüsges, geschäftsführender Gesellschafter bei Loewe Technologies. Im Vorverkauf seien bereits alle bisher verfügbaren Geräte ausverkauft.
Loewe lehnt das „Modell Apple“ ab
Die Firma aus Kronach (Bayern) kann gute Nachrichten gebrauchen. 2013 hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet, mehr als 100 Arbeitsplätze gingen verloren. Im Jahr darauf stieg ein Finanzinvestor ein. Nach der Umstrukturierung firmiert das Unternehmen unter dem Namen Loewe Technologies. „Wir vereinen die Vorteile eines agilen Start-up-Unternehmens mit über 90-jähriger Erfahrung“, glaubt Hüsges. Das „Modell Apple“, nachdem die Produktion nach Fernost ausgelagert wird und nur noch das Design vom Heimatstandort stammt, lehnt er ab. „Alle unsere Produkte werden in Deutschland konzipiert, entwickelt und in Kronach produziert“, sagt Hüsges. „Wir bieten unseren Kunden tatsächlich Qualität und Design Made in Germany.“
So ähnlich sieht man das auch in Zirndorf, ebenfalls Bayern, bei Metz. Das Unternehmen will so etwas wie der Maybach unter dem deutschen TV-Herstellern werden. Mit dem „Novum OLED“ setzt Metz wie Loewe auf die derzeit beste verfügbare Bildtechnologie. Die Lautsprecher sind im Holzgehäuse verpackt, ein Zusatzbildschirm wird mitgeliefert, auch er soll die satten Farben und die tiefe Schärfe von OLED bieten. Diese Premium-Ausstattung hat ihren Preis – fast 7000 Euro.
Hinter Metz stehen Chinesen, das Unternehmen profitiert
Norbert Kotzbauer, Chef von Metz Consumer Electronics, ist dennoch davon überzeugt, dass Kunden der Marke Metz die Treue halten. Neben der Qualität bei Bild und Ton wollen die Franken auch mit einer leichten Bedienbarkeit der Geräte punkten. Fernseher sieht man bei Metz als „wesentliches Element in der Wohnlandschaft vieler Haushalte“ an. Deshalb achten die Franken neben dem Design auch auf die Auswahl der Materialien wie Glaselemente, Edelstahl und Aluminium. „Das Design muss sich auch nach der verbauten Technik richten“, sagt Kotzbauer. „Ein Metz ist so konzipiert, dass noch richtige Lautsprecher Platz haben.“ Die haben Produkte der Wettbewerber allerdings auch. Abheben will Metz sich durch besonderen Service. „Darauf legen wir allergrößten Wert“, sagt Kotzbauer.
Nach dem Tod des Gründers Paul Metz hatte seine Witwe Helene Metz den Betrieb weitergeführt und sich erst 2010 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Vor der asiatischen Konkurrenz mit ihren niedrigeren Preisen kapitulierte Metz dann. Im November 2014 ging die Firma in die Pleite. Im gleichen Jahr wurde das Unternehmen aufgeteilt, die TV-Sparte ging an den chinesischen Fernsehbauer Skyworth. Ein Gewinn für Metz, denn das Unternehmen profitiert heute nach eigener Aussage – vom günstigeren gemeinsamen Einkauf etwa und dem Zugriff auf neue Technologien wie OLED.
Digitalradios halfen Technisat, Wandel zu meistern
Trotz der China-Connection sei Metz nach wie vor eine deutsche Fernsehmarke, sagt Kotzbauer. „Natürlich können wir nicht mehr alle Arbeitsschritte von A-Z am Standort Deutschland durchführen und nur Bauteile ,Made in Germany‘ einsetzen“, gibt er zu. Softwareentwicklung, Gerätemontage und Qualitätsprüfung säßen jedoch immer noch in Zirndorf. „Wir haben hier gut 160 Mitarbeiter, und die Tendenz ist sogar leicht steigend.“
Deutlich mehr Beschäftigte hat die 1987 gegründete Technisat. Am Hauptstandort Daun in der Eifel sowie in Dresden und Staßfurt (Sachsen-Anhalt) schrauben rund 200 Mitarbeiter an TV-Geräten, Sat-Empfangstechnik und Digitalradios. „Natürlich haben auch wir die Veränderungen auf dem Unterhaltungselektronikmarkt gespürt“, gibt Technisat-Geschäftsführer Stefan Kön zu. Wegen der starken Position bei Digitalradios konnte das Unternehmen den Wandel aber meistern. „Die Nachfrage in diesem Bereich steigt in den letzten Jahren kontinuierlich“, sagt Kön.
Zusammenarbeit von Loewe, Metz und Technisat nicht geplant
Trotz der höheren Lohnkosten gibt es bei Technisat derzeit keinerlei Überlegungen, die Produktion nach Fernost auszulagern. „Wir planen weiter ganz fest mit unseren deutschen Standorten“, sagt Kön. „Dass manche Prozesse außerhalb Deutschlands wirtschaftlicher umzusetzen sind, ist aber unbestritten.“ Dennoch: „Wenn die Software der gute Geist eines TV-Gerätes ist, dann ist die Leiterplatte das Herzstück. Die Herstellung einer Leiterplatte erfordert ein enormes technisches Know-how und absolute Präzision. Daher werden wir dies weiterhin in Deutschland produzieren, um eine gleichbleibende Qualität garantieren zu können.“ Auf der IFA will Technisat mit dem „Technimedia UHD+SL“ auch mit einem neuen Fernseher punkten.
Trotz aller Technik Made in Germany – die drei Hersteller brauchen einen langen Atem, wenn sie sich in ihren Nischen gegen Samsung und LG, die Marktführer aus Korea, behaupten wollen. Zusammenarbeiten wollen Loewe, Metz und Technisat nicht. Man kennt und schätzt sich, mehr aber auch nicht.