Nach Übertritten beim Netzbetreiber Tennet zieht Verdi vor das DGB-Schiedsgericht. Tarifgemeinschaften im Energiesektor ausgesetzt – auch bei RWE und Eon. Dabei wird beim Essener Konzern gerade über den auslaufenden Kündigungsschutz verhandelt.
Der seit langem schwelende Streit zwischen Verdi und IGBCE im Energiesektor eskaliert. Die Dienstleistungsgewerkschaft hat mehrere Tarifgemeinschaften mit der IGBCE ausgesetzt, auch für die Versorger RWE und Eon. Im Streit um Zuständigkeiten will Verdi sogar das DGB-Schiedsgericht anrufen.
In der Sache geht es weder um RWE noch Eon, sondern um den Netzbetreiber Tennet. Dessen Betriebsratschef Wolfgang Rudeck und 100 Mitarbeiter sind bei Verdi aus- und der IGBCE beigetreten, obwohl für den Netzbereich laut Absprachen unter dem gemeinsamen DGB-Dach eigentlich Verdi zuständig ist. „Wildern in unserem Organisationsbereich“, nennt das Verdi-EnergieFachleiter Volker Stüber gegenüber dieser Zeitung. Damit sei ihm ein „vertrauenswürdiger Partner abhanden gekommen“ – auch für andere Energieunternehmen wie RWE. Nun will er den Fall vors DGB-Schiedsgericht bringen.
Die IGBCE gibt sich gelassen und beteuert, den Übertritt nicht befördert zu haben. Gleichzeitig kritisiert sie die Auswirkungen insbesondere auf die wichtigen Verhandlungen bei RWE, wo Ende des Jahres der Kündigungsschutz für die Beschäftigten ausläuft. Die Lage bei Tennet habe nichts mit den „Verhandlungen zur Beschäftigungssicherheit bei RWE“ zu tun, sagte IGBCE-Vorstandsmitglied Peter Hausmann dieser Zeitung. „Kleinkarierte innergewerkschaftliche Auseinandersetzungen“ seien für die RWE-Belegschaft „alles andere als hilfreich“. Die IGBCE spricht von „Aufkündigung der Tarifgemeinschaft“ durch Verdi, während letztere betont, es handele sich nur um eine „Aussetzung“.
Verdi, bei den Energiekonzernen die deutlich größere Gewerkschaft, bezweifelt, dass die IGBCE nichts mit den Übertritten bei Tennet zu tun haben will. Den RWE-Beschäftigten versichert Stüber, die Verhandlungen dort gingen „so oder so weiter“.