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Das Zittern bei den Tengelmann-Mitarbeitern geht weiter

Das Zittern bei den Tengelmann-Mitarbeitern geht weiter

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Foto: WAZ FotoPool
Nach dem Veto des Kartellamts bleibt die Zukunft für die Tengelmann-Supermärkte und ihre Mitarbeiter offen. Denkbar sind eine Ministererlaubnis und der Gang vors Gericht.

Mülheim. 

345 Seiten dick und auch inhaltlich sperrig ist die Feiertagslektüre für die Manager von Edeka und Tengelmann. Das Bundeskartellamt ist nicht wortkarg in der Begründung seines Vetos gegen die geplante Übernahme. Schließlich müssen die Wettbewerbshüter begründen, warum Tengelmann mit seinen mageren 0,6 Prozent Anteil am bundesweiten Supermarkt-Umsatz eine Gefahr für den Wettbewerb darstellen soll, wenn die Märkte an Edeka verkauft würden.

Die Bonner Behörde argumentiert deshalb sehr regional. Tengelmann ist mit seinen Supermärkten nur in NRW, Berlin und im Großraum München stark und kommt dort laut Kartellamt teils auf einen Marktanteil von zehn Prozent und mehr. „In diesem Fall kommt es vor allem auf die Marktverhältnisse vor Ort an“, betonte Kartellamtschef Andreas Mundt. Edeka hat mit bundesweit gut 25 Prozent ohnehin den größten Marktanteil, Rewe mit 15 Prozent bereits einen großen Rückstand.

Brief an Bundestagsabgeordnete

Zudem wäre mit Tengelmann laut Kartellamt den Lebensmittel-Herstellern einer der wenigen unabhängigen Abnehmer abseits der großen vier (Edeka, Rewe, Lidl und Aldi) verloren gegangen. Das Problem: Die Kaiser’s/Tengelmann-Supermärkte sind zwar unabhängig, aber allein nicht mehr lebensfähig. Laut Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub schreiben sie seit 15 Jahren Verluste, weshalb er im vergangenen Sommer erklärte, sich von ihnen trennen zu müssen.

Die Fusionspartner hatten bis zuletzt versucht, das Kartellamt mit Zugeständnissen umzustimmen. Nachdem sie zunächst gut 40 Filialen aus ihrem Vorhaben gestrichen hatten, meldeten sie zuletzt nur noch rund 350 der 451 Märkte zur Übernahme an. Die Behörde aber hätte allenfalls 150 Filialen freigegeben, wie Mundt gestern betonte. Das allerdings war dem Vernehmen nach weder für Edeka noch Tengelmann hinnehmbar. Dann hätten die Mülheimer ihre Supermarktsparte auch gleich dritteln und die Teile einzeln verkaufen können. Eine Zerschlagung und „den damit verbundenen Verlust vieler Arbeitsplätze“ wolle man aber vermeiden, hieß es gestern aus der Tengelmann-Zentrale.

Edeka und Tengelmann wollen nun ihre nächsten Schritte prüfen. Zu Details äußerten sie sich nicht, vieles spricht aber dafür, dass sie vor Gericht ziehen. Gleichzeitig ist auch eine Ministererlaubnis durch Wirtschaftsminister Gabriel als Option denkbar, wenn auch denkbar unwahrscheinlich, wie Juristen meinen. Dafür spricht aber, dass sich Edeka-Chef Markus Mosa bereits im Herbst in einem Brief an Bundestagsabgeordnete über die harte Haltung des Kartellamts beschwerte. Gabriel müsste binnen vier Monaten entscheiden, ein Rechtsstreit könnte Jahre dauern. Immerhin scheint das schlimmste Szenario, der Gang zum Insolvenzgericht, damit noch in weiter Ferne zu liegen. Das Zittern für die Beschäftigten geht so oder so weiter.

Einzel-Verkauf der regionalen Schwerpunkte?

Rätsel gibt derweil der Hinweis des Kartellamts auf, es gebe eine „ganze Reihe konkreter Hinweise auf alternative Interessenten“ für Teile des Tengelmann-Filialnetzes. Rewe, dessen Chef Alain Caparros ebenfalls alle Tengelmann-Märkte übernehmen will, kann Mundt damit nicht gemeint haben. Erstens wären die Wettbewerbsbedenken die gleichen, zweitens spricht Mundt von „Teilen“ des Netzes.

Wie zuletzt die Gewerkschaft Verdi favorisiert er damit offenbar den Einzel-Verkauf der drei regionalen Schwerpunkte an Dritte. Für das nach wie vor profitable Geschäft im Großraum München wurde immer wieder die Schweizer Migros-Gruppe genannt, für Berlin die Kieler Konsumgenossenschaft Coop. Allerdings ist dieses angebliche Interesse nie bis nach Mülheim vorgedrungen. Haub habe sich bisher nur Absagen eingehandelt, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Besonders schwer wird es für die 135 NRW-Filialen, sie schreiben dem Vernehmen nach die meisten Verluste und zeitigen den größten Modernisierungsrückstand. Eine Zerschlagung würde hier wohl die meisten Stellen kosten. Auch mit Blick auf den Heimatmarkt beharrt Tengelmann auf einer großen Lösung.