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Das Geschäft mit dem Winterdienst blüht

Das Geschäft mit dem Winterdienst blüht

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Foto: WAZ FotoPool
Mit Streusalz und Schüppe räumen Privatfirmen Grundstücke und Gehsteige von Schnee und Eis. Der Markt wächst. Denn immer mehr Wohnungsgesellschaften vergeben den Winterdienst an Unternehmen.

Essen. 

Es ist genau ein Jahr her, als das Ruhrgebiet im Schnee versank. Im Dezember 2010 kamen Kommunen und Privatleute mit dem Räumen nicht mehr nach. Seither blüht das Geschäft mit dem Winterdienst. Gebäudereiniger, Landschaftsbauer und Hausmeisterdienste haben einen neuen Markt entdeckt.

„Wir haben seit dem letzten Dezember unglaublich viele Aufträge erhalten und Super-Geschäfte gemacht“, bekennt Christine Sudkop, Sprecherin des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks. Nach dem Wetterchaos im vergangenen Dezember haben nach ihren Angaben viele Betriebe in Räummaschinen investiert. Etliche Gebäudereiniger sind dann erst in den Winterdienst eingestiegen.

Exakte Zahlen gibt es laut Sudkop nicht. Von den rund 2500 Gebäudereinigern, die im Bundesinnungsverband organisiert sind, geben 852 an, Winterdienste anzubieten. Tendenz steigend. „Alle werben damit, die Bürgersteige bis sieben Uhr geräumt zu haben“, so die Sprecherin. Sonst kann es bei einem Unfall teuer werden.

Mieter entlastet

Die Offensive trägt Früchte: Denn etliche Anbieter sind bereits ausgebucht und nehmen keine neuen Kunden mehr an. Nach den Erfahrungen im vergangenen Winter haben sich zahlreiche Wohnungs-Gesellschaften und -Genossenschaften dazu entschlossen, das Räumen und Streuen fremd zu vergeben. Das entlastet die Mieter von der lästigen Arbeit und lindert das mögliche Koordinationschaos unter den Parteien im Haus. Allerdings werden sie auch zur Kasse gebeten, wenn nachts der Räumtrupp anrückt.

Seit 1978 im Geschäft ist das Essener Unternehmen Gelford. Der Winterdienst ist wie viele andere Anbieter im gesamten Ruhrgebiet unterwegs – von Moers bis Dortmund und von Dinslaken bis Düsseldorf. „Nach den beiden letzten harten Wintern haben wir jetzt 20 bis 30 Anfragen pro Tag“, sagt Willi Gelford, der die Gebäudereinigung und Dienstleistungen GmbH gründete und bis heute leitet.

800 Mitarbeiter im Einsatz

300 Mitarbeiter gehören zu seinem festen Stamm. „Im Winterdienst sind für uns aber bis zu 800 Leute unterwegs“, erzählt Gelford. Das sind seine eigenen Beschäftigten, aber auch eine ganze Reihe von Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen, die die kalte Jahreszeit mit Schneeräumen überbrücken.

Durch ein ausgeklügeltes Organisationssystem stellt Gelford sicher, dass auch nachts rechtzeitig geräumt wird. Denn zu seinem Kundenstamm gehören nicht nur Privatleute. Wohnungsgesellschaften und Supermärkte – Gelford räumt zudem für Verkehrsbetriebe vor Bus- und Straßenbahn-Haltestellen.

Aufmaß auf dem Gehweg

Auch wenn es in diesem Dezember erstmals in der Nacht zu Dienstag schneite, hat Einsatzleiter Uwe Milinski alle Hände voll zu tun. Denn bevor ein Winterdienst-Vertrag zustande kommt, müssen sich Mitarbeiter die örtlichen Gegebenheiten anschauen, ein Aufmaß machen und schließlich ein Angebot schreiben.

Es gibt zwei Preismodelle: Für kleine Flächen bis zu 13 Metern Gehweg kostet der Winterdienst von November bis März pauschal 86,50 Euro pro Monat plus Mehrwertsteuer. Große Gelände werden pro Einsatz abgerechnet.

SMS vom Wetterdienst

Alle Winterdienst-Mitarbeiter erhalten zweimal täglich eine SMS vom Deutschen Wetterdienst. So können sie sich frühzeitig auf mögliche Einsätze einstellen. Ob und wann sie tatsächlich ausrücken müssen, erfahren sie vom Koordinator in der Essener Gelford-Zentrale. Er weckt die Leute rechtzeitig. Mit Einsatzfahrzeugen und Streumitteln an Bord fahren sie dann in ihre angestammten Bezirke und schaufeln Wege frei.

„Planung ist das A und O“, sagt Willi Gelford. Als Städten und Firmen im vergangenen Winter das Salz ausgegangen war, hatte er am Ende der Saison noch 200 Tonnen übrig. Auf eigene Kosten sprang er auch der unter Beschuss stehenden Stadt Essen bei und befreite den kaum passierbaren Willy-Brandt-Platz am Hauptbahnhof vom Eis.

Auch für diesen Winter ist er gut gerüstet. Schon im Sommer hat Gelford 2000 Tonnen Salz eingekauft. Es lagert in einer großen Halle an der Zeche Ernestine. Wann es zum Einsatz kommen wird? Das weiß nur der Wettergott.