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Das Geschäft mit dem Chip

Das Geschäft mit dem Chip

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Foto: WAZ FotoPool

Dortmund. 

Wer im Parkhaus ein Ticket zieht oder sich an der Haltestelle mit einem Fahrausweis versorgt, hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Automaten made in Dortmund zu tun. Der Mittelständler ICA mit seinen 80 Mitarbeitern hat sich weltweit einen Namen gemacht.

ICA-Parkautomaten stehen zum Beispiel in 41 Einkaufszentren, die die Hamburger ECE-Kette betreibt, darunter der Limbecker Platz in Essen. Doch ICA ist nicht nur im Ruhrgebiet vertreten. Parkhäuser mit der Dortmunder Technik laufen auch in Kanada, USA, Großbritannien, Südamerika und Polen.

„Wir sind auf der internationalen Schiene“, sagt Christian Wulff, Geschäftsführer der ICA Chipkartensysteme GmbH – Keimzelle der Firma, die 1986 von Heinz Sander gegründet worden war. Der Elektrotechnik-Ingenieur kam seinerzeit auf die Idee, dass Chipkarten nicht nur zum Telefonieren und Geldabholen taugen, sondern auch Parkscheine aus Papier ersetzen. „Chipkarten halten in der Regel zehn Jahre, sind wiederverwendbar und verursachen im Automaten nicht so viel Staub wie Papier“, sagt Wulff.

Automaten, die beides können

Nach drei Jahren Entwicklungszeit wurde die Tiefgarage unter dem Essener Kennedyplatz als erstes Objekt mit Plastikkarten ausgerüstet. „Wir wurden zunächst belächelt. Doch die Karte setzte sich immer mehr durch“, so der ICA-Geschäftsführer. Die Dortmunder entwickelten Chipkarten-Systeme für Städte, Banken und Krankenhäuser. Doch das Plastik als einziges Medium behauptete sich nicht am Markt. „Deshalb entwickelten wir Automaten, die beides können: Papier und Chipkarte“, sagt Wulff.

Insbesondere der Öffentliche Personen Nahverkehr gilt als „Domäne für Papiertickets“. Das hatte die ICA zu berücksichtigen, als sie 1999 in das Geschäft mit Bus &Bahn einstieg und Pilotprojekte in Berlin, Köln und Bonn abschloss. Das neue Geschäftsfeld mit dem Verkehr lagerten die Dortmunder im Jahr 2000 in die Tochterfirma ICA Traffic GmbH aus.

Großauftrag von der Bahn AG

„Den Durchbruch schafften wir 2005 mit einem Rahmenvertrag für die Deutsche Bahn“, erklärt Traffic-Chef Jörg Metzger. Bis 2011 liefert die ICA bundesweit über 3000 DB-Automaten aus. In der Produktionshalle gleich an der Autobahn A 40 bauten die Mitarbeiter jüngst VRR-Ticketautomaten zusammen, die in Essen und Mülheim aufgestellt werden.

Das Innenleben der Kästen gilt als Betriebsgeheimnis. Man will der Konkurrenz nichts verraten. „Es gibt nur drei Wettbewerber. Wir bewegen uns auf Augenhöhe“, sagt Metzger. Parksysteme stellten indes fünf namhafte deutsche und 20 europäische Firmen her. So viel gibt ICA dann aber doch preis: Jeder Ticketautomat ist mit einem Rechner ausgestattet, der die Geldverarbeitung und die Ticketausgabe steuert. „Wir brauchen Intelligenz“, damit sich z.B. eingeworfene Münzen nicht verkeilen“, so der Geschäftsführer. Ein Ventilator und eine Heizung sorgen für stabile Temperaturen. Ein Akku schaltet sich bei Stromausfall ein. Alarmsensoren sollen Einbrechern das Leben erschweren.

All diese Komponenten, die ICA ebenso wie den Stahlmantel zukauft, werden in Dortmund montiert. „Wir lassen nichts in Billiglohnländern fertigen“, betont Metzger. Denn die Automaten müssen reibungslos arbeiten – rund um die Uhr und bei extremen Wetterbedingungen.