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„Das Centro würde man heute nicht mehr so bauen“

„Das Centro würde man heute nicht mehr so bauen“

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Foto: WALLHORN, Gerd / WAZ FotoPool
463 Shopping-Malls gibt es in Deutschland. Und es werden immer mehr, auch im Ruhrgebiet. Neu ist: Die Betreiber zieht es mitten in die Innenstädte.

Essen. 

Die Mutter aller Einkaufscenter macht sich gerade schön. Der Bochumer Ruhrpark, Jahrgang 1964, lässt sich dieser Tage die Falten der in die Jahre gekommenen Center-Architektur glätten. „Re-Design“ und „Re-Furbishment“ nennt man das in der Branche. Ab Herbst soll die größte Open-Air-Shopping-Mall Deutschlands wieder baustellenfrei sein.

50 neue Shops – überwiegend aus dem Modebereich – wird der runderneuerte Ruhrpark haben, so der Betreiber, die Essener MFI-Immobiliengesellschaft. Die Gesamtverkaufsfläche wächst nicht. Mit seinen knapp 70 000 m2 gehört der Ruhrpark ohnehin zu den Dickschiffen der deutschen Center-Flotte. Nur das „Centro“ in Oberhausen ist noch größer. Der gesamte Bochumer City-Einzelhandel kann nicht mehr als 100 000 m2 in die Schlacht um Kunden werfen.

Trend zu kleineren Centern

So alt wie der Konsumtempel im Ortsteil Harpen sind auch die Klagen darüber, das Einkaufsparadies mit direktem Anschluss ans Autobahnnetz grabe dem Innenstadthandel das Wasser ab. Nicht nur die Bochumer City sah sich lange geschwächt, auch die nahen Städte Witten und Herne. Zum Inbegriff des Niedergangs infolge einer Center-Eröffnung aber wurde Oberhausen, wo das „Centro“ zwar Kunden aus den fernen Niederlanden anlockt, die alte Mitte der Stadt aber zur regelrechten Randlage degradiert hat.

„Heute würde man wohl weder den Ruhrpark noch das Centro so bauen“, glaubt Stefan Postert, Handelsexperte bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum. Die Zeit von Einkaufscentern außerhalb der Innenstädte sei vorbei. Das belegen auch jüngste Erhebungen des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI Retail. Zwar gibt es in Deutschland so viele Shopping-Center wie nie zuvor. 463 Malls zählte das Kölner Institut zum Jahresbeginn. Und es werden noch mehr. „Zehn bis zwölf weitere sollen allein in diesem Jahr hinzukommen“, weiß EHI-Experte Marco Atzberger. Allerdings fallen die neuen Center in der Tendenz kleiner aus als ihre Vorgänger. Atzberger: „Die meisten Neueröffnungen sind nicht größer als 30 000 Quadratmeter.“ Der Grund: Center-Entwickler entscheiden sich fast ausnahmslos nur noch für die Innenstadt, finden dort aber in der Regel kleinere Fläche vor. Atzberger: „Die Stadt ist ,in’. Center wollen ein Teil der City sein, kein Fremdkörper mehr.“ Laut dem Handelsexperten können Shopping-Center sogar einen wichtigen Beitrag zur Revitalisierung der Innenstädte leisten. Gewinner und Verlierer gebe es freilich auch innerhalb der ­City.

Einkaufszentren schießen wie Pilze aus dem Boden

Gerade im Ruhrgebiet sind innerstädtische Shopping-Center in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Nach den Oberzentren Essen (Limbecker Platz), Dortmund (Thier-Galerie), Duisburg (Forum) und Hagen haben die Center-Entwickler mittlere Städten wie Witten, Recklinghausen und Dinslaken entdeckt.

Auch Bochum ist – trotz Ruhrpark – auf den Geschmack gekommen und plant ein neues „Stadtquartier“ auf dem heutigen Justizgelände an der Viktoriastraße. Mit Rücksicht auf die heimischen Cityhändler soll die Verkaufsfläche auf 20 000 m2 begrenzt und das klassische Center-Angebot durch einen Dienstleistungsbereich aus der Gesundheits- und Hotelbranche aufgelockert werden. Zusätzliche Flächen könne die Bochumer City gleichwohl gut gebrauchen, versichert IHK-Experte Postert, besonders mit Blick auf große Filialisten. Ohnehin dürfte der Schulterschluss zwischen Shopping-Malls und klassischem Einzelhandel das Gebot der Stunde sein. Postert: „Die Internet-Konkurrenz ist eine Herausforderung für beide.“