Vor allem Frauen werden von Online-Einkaufsklubs gelockt. Doch die günstigen Angebote haben ihre Tücken, sagen Verbraucherschützer.
Berlin.
Das bunte Sommerkleidchen kostet gerade mal ein Drittel des Ladenpreises. Die Sandalen für die Tochter sind um 50 Prozent reduziert und die passende Fleecejacke gibt es für nur 9,99 Euro.
Kleid, Schuhe und Jacke sind zu diesen Preisen in keinem Geschäft zu haben. Denn: Den Rabatt bekommen nur die Mitglieder eines ganz besonderen Vereins – eines Shopping-Klubs im Internet. Und die sollten schnell zuschlagen. Schließlich läuft die Schnäppchenaktion nur wenige Tage.
Mit zu den erfolgreichsten Shopping-Klubs zählt Limango. Auf der Onlineplattform gibt es Kleider, Taschen oder Spielsachen zu ergattern. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Wer sich registriert, bekommt per E-Mail Angebotsaktionen zugeschickt. Das Geschäftsmodell zahlt sich auch für die Betreiber aus. Dem Unternehmen zufolge konnte der Umsatz im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf rund 129 Millionen Euro gesteigert werden. Laut Limango hat in Deutschland jede fünfte Mutter mit einem Kind im Alter von bis zu zehn Jahren bereits im Klub eingekauft. Ähnlich gut laufen die Geschäfte beim Shopping-Klub Brands4Friends, einem Ableger von Ebay.
Die Idee hinter den Verkaufsmodellen ist simpel
In den Klubs werden Restposten aktueller Ware, aber auch aus der vergangenen Modesaison, angeboten. Gibt es bei den Mitgliedern des Klubs genügend Interessenten, wird die Ware beim Händler bestellt. Viele Anbieter werben mit Rabatten von bis zu 70 Prozent. Weiblich, Hochschulabschluss, mehr als 2500 Euro Einkommen im Monat, geübt im Onlineeinkauf: So sieht das klassische Shopping-Klubmitglied aus. Jede fünfte Nutzerin ist bei mehr als einer Plattform registriert, heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young.
Wer viel kauft, den begeistert das Angebot. Doch diejenigen, die nur ab und an online nach Angeboten schauen, sind schnell frustriert. Schließlich sind Schuhe, Designerkleid oder Hose nur für begrenzte Zeit verfügbar. Wie aus einer Branchenumfrage hervorgeht, haben manche Kundinnen genau aus diesem Grund nicht mehr bei den Klubs eingekauft. Weil das Angebot zu schnell ausverkauft ist, schauen sie sich lieber woanders um. Hinzu kommt, dass viele nicht so lange warten wollen, bis die Ware nach Hause geliefert wird. Auch über die Kosten für die Lieferung wird gemosert.
Probleme gibt es vor allem dann, wenn mehr Leute sich für die reduzierte Ware interessieren, aber die gewünschte Stückzahl nicht mehr auf Lager ist. Das heißt: Wenn 30 Kunden die Stiefel zum Schnäppchenpreis wollen, aber nur noch 27 Paar tatsächlich da sind, gehen drei Interessierte leer aus.
Besonders die Exklusivität lockt
„Für den Verbraucher ist nicht ganz klar, wie das Geschäftsmodell funktioniert“, sagt Simone Vintz, Expertin für Handel und Dienstleistungstests bei der Stiftung Warentest. „Was die Kunden lockt, ist der extrem günstige Preis.“ Aber auch die angebliche Exklusivität des Klubs.
Vintz und ihre Kollegen hatten bereits vor einiger Zeit die wichtigsten Shopping-Klubs getestet. Vor allem beim Thema Verbraucherinformation bei den Zahlungsmodalitäten schnitten die meisten Anbieter schlecht ab. „Wir hätten uns mehr Aufklärung und mehr Entgegenkommen gegenüber den Kunden gewünscht.“
Auf Kritik stoßen auch Vereinbarungen zum Datenschutz. Etliche Daten der Kunden werden gesammelt. Damit lassen sich Profile erstellen und es ist nicht klar, ob die Informationen der Käufer nicht bei Dritten landen. Limango gehört beispielsweise zur Otto Group, die Zalando Lounge zu Zalando. Ob die Daten auch bei diesen Unternehmen landen, ist ungewiss.
Fast 800 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2015
Vintz hebt jedoch noch einen anderen Aspekt vor. Die Waren, die über die Shopping-Klubs verkauft werden, gelten teilweise als Ladenhüter. Was nicht verkauft werden kann, wird von den Herstellern womöglich oft entsorgt. „Die Klubmodelle können für eine gewisse Verwertung der Waren sorgen“, sagt Vintz. Im digitalen Steinzeitalter lockte der Schlussverkauf im Laden die Schnäppchenjäger. Jetzt sind die Rabatte zu jeder Jahreszeit online zu haben. Allein 2015 machten die Klubs einen Umsatz von rund 780 Millionen Euro.
Das sind zwar nur rund zwei Prozent am gesamten Onlinehandel. Doch Branchenexperten gehen davon aus, dass die Klubs künftig mehr Zuwachs haben und noch deutlich wachsen werden. Die Userzahlen deuten darauf hin.
Die Größen des Onlinehandels haben sich den Trend längst zunutze gemacht. Einkaufen im Klub ist nicht nur für die Kundschaft gut, sondern auch für Amazon, Otto oder Zalando. In der Masse der Angebote könnte der Einkaufsverein die Kunden an die Händler binden.