In Alufolie pochiert, gebraten, unter einer Kürbishaube oder mit Crevetten an Senfsoße: Während der traditionellen Felchenwochen am Untersee, dem westlichen Teil des Bodensees, servieren deutsche und Schweizer Köche die gleichnamige Fisch-Spezialität wieder in allen Variationen.
Konstanz/Friedrichshafen (dapd-bwb). In Alufolie pochiert, gebraten, unter einer Kürbishaube oder mit Crevetten an Senfsoße: Während der traditionellen Felchenwochen am Untersee, dem westlichen Teil des Bodensees, servieren deutsche und Schweizer Köche die gleichnamige Fisch-Spezialität wieder in allen Variationen. 27 Restaurants in der Grenzregion beteiligen sich bis 7. Oktober an der Aktion der Tourismusverbände. Da der Bodensee aber immer sauberer wird, geht der Bestand des für die Region typischen Süßwasserfischs zurück, und die Felchen könnten bald zur Luxusdelikatesse werden.
„Der Bedarf wird immer größer, aber der Bestand nimmt ab“, klagt Fischer Gert Meichle. Vor drei Jahren brachte er noch am Tag 40 bis 50 Kilogramm Bodensee-Felchen vom Wasser mit, heute sind es in schlechten Zeiten gerade einmal drei bis vier Fische. Die Gründe für den Rückgang der Fangmenge seien vielfältig: das Plankton – die Hauptnahrung der Felchen – werde weniger, die Strömungsverhältnisse des Sees hätten sich geändert, das Wasser sei zu warm geworden.
„Zudem gehen die Felchen vom Ufer weg und verschwinden mehr in den Tiefen des Sees. Da kommen wir gar nicht hin“, sagt Meichle. Der 50-Jährige hat seine Netze im Obersee vor Friedrichshafen und Romanshorn liegen.
Zukaufen kommt für die Fischer nicht infrage
Bei den Kollegen am kleineren Untersee sieht die Situation besser aus. Die Fischer kämpfen nicht gegen Rheinströmung und Wasseraustausch, der See ist hier nicht so tief. Doch die Felchen sind ebenfalls rar: Nach einer Statistik der staatlichen Fischereiaufsicht fingen die 23 Berufsfischer von den Halbinseln Reichenau und Höri bis Ende Juli 41,5 Tonnen Felchen, 2010 waren es im selben Zeitraum noch knapp 70 Tonnen.
„Vielleicht ist auch mal die Befruchtung nicht gut gelaufen. Oder die Eier wurden in stürmischen Wintern zerstört“, mutmaßt Fischer Stefan Riebel von der Halbinsel Reichenau.
Die begehrte Renke, wie der Fisch auch genannt wird, aus einer anderen Region zuzukaufen, steht für ihn trotz Verknappung des Angebots aber nicht zur Debatte. „Die Felchen müssen vom Bodensee kommen. Da legen wir Wert drauf“, sagt Riebel.
Fischbestände zum Ende der Saison verstärkt angeboten
Die Restaurants im Umkreis schätzen diese Einstellung. „Die Felchen sind ein Naturprodukt, wenn die Fischer keine fangen, können wir an dem einen oder anderen Tag auch mal keine anbieten“, sagt der Küchenchef des Ganter Hotel und Restaurant Mohren, Rolf Stader. Das Haus ist ebenfalls bei der Tourismusaktion dabei.
„Die Felchenwochen sind noch aus Zeiten, in denen der Bestand so reichhaltig war, dass zum Ende der Sommersaison und vor dem Beginn der Schonzeit Mitte Oktober der restliche Fisch verstärkt angeboten wurde“, sagt Stader. Übrig geblieben sei die schöne Tradition.
Dass die normalerweise etwa 30 bis 40 Zentimeter langen Renken immer kleiner werden, fällt ihm in der Küche schon länger auf. Die Qualität dagegen sei immer noch einwandfrei. „Felchen haben einen ganz feinen Geschmack, der auf keinen Fall mit starken Aromen wie beispielsweise Rosmarin überdeckt werden sollte“, empfiehlt der Küchenchef. „Dazu Salat, Kartoffeln und ein spritziger Weißwein – das ergibt ein ganz besonderes Gericht.“
dapd
2012-09-12 06:59:43.0