Bankexperten erwarten weiter steigende Zinsen. Deshalb rieten sie bei der WAZ-Telefonaktion zu kurzfristigen Geldanlagen. Investitionen in Aktien versprechen aus ihrer Sicht Erfolg, wenn die Papiere breit gestreut sind.
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Die Finanzkrise beschäftigt auch die privaten Geldanleger. Die wichtigsten Fragen unserer Leser und Antworten der Experten des Bundesverbands deutscher Banken der gestrigen Telefonaktion im Überblick.
Gibt es eine sichere und zugleich hochrentierliche Anlageform?
Sicherheit bei gleichzeitiger hoher Rendite ist nicht möglich. Hohe Sicherheit bieten zum Beispiel Bundeswertpapiere und Spareinlagen. Aber deren Verzinsung ist niedrig. Das ist der Preis für die Sicherheit. Hohe Renditechancen gibt es hingegen beispielsweise bei Aktien und Unternehmensanleihen, doch das ist nicht ohne Risikobereitschaft zu haben. Ratsam ist eine breite Mischung aus verschiedenen Anlagen, je nach Risikoneigung.
Wir haben unser Vermögen breit gestreut: Die Hälfte steckt im Haus, 30 Prozent sind in Aktien und Fonds angelegt, 20 Prozent festverzinslich. Sollen wir mit Blick auf die Finanzkrise umschichten?
Eine breite Streuung ist immer von Vorteil. Mit dem Immobilien- und Aktienanteil sind Sie auch bei einem möglichen Anziehen der Inflationsrate gut aufgestellt.
Mir werden für 50 000 Euro dreijährige Sparbriefe einer privaten Bank mit einem Zins von vier Prozent geboten. Ist das gut und sicher?
Die Verzinsung ist außergewöhnlich gut. Sie sollten jedoch die Bedingungen genau prüfen, ob auch diese Sparbriefe durch die Einlagensicherung geschützt sind. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Anlagen nach verschiedenen Laufzeiten zu streuen. So hat man regelmäßig einen Teil des Geldes verfügbar und kann von steigenden Zinsen profitieren.
Soll ich mein Geld für zehn Jahre festlegen?
Wir gehen von steigenden Zinsen aus. Von daher scheint eine kürzere Anlagefrist sinnvoller. Größere Beträge sollte man auch aufteilen und die Teilbeträge mit unterschiedlichen Laufzeiten festlegen.
Sind weiterhin Investitionen in Aktien sinnvoll?
Es kann nicht schaden, hin und wieder Kursgewinne zu realisieren, wenn die Aktienmärkte gut gelaufen sind. Denn niemand kann die Zukunft vorhersehen. Angesichts der guten Wirtschaftsaussichten bleiben Aktien freilich weiterhin interessant. Legen Sie aber nur Geld in Aktien an, das langfristig liegen bleiben kann. Für eine Aktienanlage ist langer Atem nötig.
Ist es ratsam, dividendenstarke Aktien zu kaufen?
In der Tat bieten derzeit gerade deutsche Standardaktien attraktive Dividenden. Denken Sie aber daran, dass Dividenden und Kurse schwanken können. Legen Sie Ihr Geld nicht einseitig an. Eine Streuung auf verschiedenen Aktienwerte ist wichtig.
Ich habe nicht viel Vertrauen in den Euro. Soll ich mein Geld in Schweizer Franken anlegen?
Der Euro ist keine schwache Währung, wie man zum Beispiel am Wechselkurs und an der relativ niedrigen Inflationsrate ablesen kann. Eine Flucht in andere Währungen ist jedenfalls nicht angebracht. Als Beimischung zum Vermögen können Anlagen in Schweizer Franken wohl interessant sein, doch muss man das Währungsrisiko dabei berücksichtigen.
Bei mir wird im Juni eine siebenprozentige Anleihe fällig. Kann ich noch so hohe Zinsen bekommen?
Derzeit ist ein so hoher Zins mit sicheren Anlagen nicht machbar. Aktuell sind 1,5 bis drei Prozent bei sicheren Anlagen für ein bis drei Jahre zu haben. Höhere Zinsen gibt es nur mit höherem Risiko.
Wenn ich Aktien jetzt mit Gewinn verkaufe, muss ich dann Abgeltungsteuer auf die Kursgewinne zahlen?
Wenn Sie die Aktien vor dem 1. Januar 2009 erworben haben, sind realisierte Veräußerungsgewinne steuerfrei. Für alle Neuanlagen ab Jahresbeginn 2009 dagegen fällt auf Veräußerungsgewinne Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer an, wenn der Sparerpauschbetrag von 801 Euro pro Person überschritten ist.
Was tun mit Offenen Immobilienfonds, deren Rücknahme derzeit ausgesetzt ist?
Ein Verkauf ist über die Börse möglich, aber mit Kursabschlägen. Wenn das Kapital zur Zeit nicht benötigt wird, sollte man die Fonds halten.
Was halten Sie von Beteiligungen? Sind die sicher?
Solche unternehmerischen Beteiligungen sind immer mit Chancen und Risiken verbunden – Kapitalverlust ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Außerdem ist das Kapital langfristig gebunden, ein vorzeitiger Verkauf schwierig. Anleger sollten deshalb im Einzelfall immer genau prüfen. Als Beimischung können gute Beteiligungen interessant sein.
Wir haben 40 000 Euro ausschließlich auf dem Tagesgeldkonto. Wie können wir mehr Zinsen bekommen?
Sie können den Betrag mit gestaffelten Laufzeiten im Sechs-Monats-Rhythmus bis zu maximal zwei oder zweieinhalb Jahren anlegen – dann sind höhere Zinsen möglich.
Wie sollen wir 5000 Euro „konservativ“ für ein bis zwei Jahre anlegen?
Aufgrund der kurzen Laufzeit kommen Aktien und Fonds nicht infrage. Hohe Sicherheit bietet Festgeld.
Für mein neugeborenes Kind möchte Geld anlegen. Soll ich das mir vorliegende Angebot einer Versicherung annehmen?
Holen Sie sich weitere Angebote ein, auch von Ihrer Hausbank, um vergleichen zu können. Es gibt viele Möglichkeiten, Geld fürs Kind anzulegen: Versicherung, Anleihen, Investmentfonds usw. Nur durch einen sorgfältigen Vergleich verschiedener Angebote können Sie feststellen, welcher Vorschlag Ihren Wünschen am besten entspricht.
Ich habe drei Kinder und rund eine Million in Aktien angelegt, alles Energieversorger, wegen der hohen Dividenden. Soll ich meine Anlagestrategie ändern? Und einen Teil meinen Kindern übertragen?
Sie sollten nicht einseitig anlegen. Also besser die Aktienanlage breiter streuen und auch Aktien anderer Branchen hinzunehmen. So können Sie Risiken vermindern. Überdenken Sie zudem grundsätzlich Ihre Anlagestruktur mit Blick auf festverzinsliche Papiere. Kinder haben hohe Freibeträge bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer, die alle zehn Jahre erneut genutzt werden können.