Vier von zehn Haushalten kaufen Brot und Brötchen in Selbstbedienungs-Bäckereien. Dieser Trend zu Billigprodukten alarmiert das Bäckerhandwerk.
Essen.
Die traditionellen Handwerksbäcker leiden immer mehr unter der Billigkonkurrenz von Selbstbedienungsketten und Backautomaten in Supermärkten und Discountern. Allein im Bereich der Bäckerinnung Rheinland, zu der auch weite Teile des Ruhrgebiets und des Niederrheins gehören, gaben im vergangenen Jahr sechs Prozent oder 90 Betriebe auf.
„Wir rechnen damit, dass wir bis zum Jahr 2020 weitere 500 Handwerksbäcker verlieren werden“, sagt Bernd Siebers, Landesinnungsmeister und Chef des Essener Unternehmens Borbäcker. Das Sterben der Handwerksbetriebe führt Siebers allerdings nicht nur auf die Billigkonkurrenz zurück. „Einige geben aus Altersgründen auf. Viele kleinere Bäckereien finden niemand, der sie übernimmt.“
Das Bäckerhandwerk ist in Deutschland ein großer Wirtschaftsfaktor: Die mehr als 12.600 Meisterbetriebe bundesweit beschäftigen 280.000 Mitarbeiter und machen rund 13 Milliarden Euro Umsatz. Doch der sprichwörtliche Kuchen wird für sie immer kleiner. „Jeder neue Teilnehmer kann nur existieren, wenn er anderen etwas wegnimmt“, sagt Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Eine Zahl schreckt Wippler besonders auf: Die Gesellschaft für Konsumforschung GfK hat ermittelt, dass inzwischen vier von zehn Kunden ihre Backwaren in SB-Bäckereien kaufen.
Brotverbrauch geht zurück
Hinzu kommt, dass der Verbrauch in der Brotnation Deutschland immer weiter zurückgeht. 2014 kauften die privaten Haushalte laut GfK bundesweit rund 1,83 Millionen Tonnen Brot. Das ist ein Rückgang um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Essener Bäcker Siebers hat dafür eine Fülle von Erklärungen: „Eltern geben ihren Kindern kein Schulbrot mehr mit auf den Weg und junge Leute verzichten beim Abendessen zunehmend ganz auf Brot.“ Hinzu kommen der Trend zu Singlehaushalten und die soziale Entwicklung, dass sich immer mehr Familien teure Produkte nicht mehr leisten können.
Der Billigkonkurrenz und dem schleichenden Trend weg vom Brot sehen die Bäcker aber nicht tatenlos zu. „Wir haben im Snackangebot enorm zugelegt, weil sich die Kunden immer häufiger unterwegs versorgen“, sagt Siebers. Und: Die Bäckermeister wachsen mit neuen Filialen, um mit höheren Umsätzen die Kosten für Energie, Technik und Reparaturen schultern zu können. Siebers ist um die Zukunft des Bäckerhandwerks indes nicht bange: „Wir haben Chancen.“