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Bäcker Kamps zettelt Preiskampf um Brötchen an

Kamps zettelt in NRW Preiskampf um Brötchen an

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Foto: WAZ FotoPool
Deutschland ist eine Brot-Nation. Der Markt ist hart umkämpft. Der Marktführer Kamps kündigt ab 1. März in NRW eine Preisoffensive an: ein Brötchen für 19 Cent und ein Weizenmischbrot für 1,99 Euro. Das Bäcker-Handwerk reagiert gelassen.

Essen. 

In keinem Land gibt es mehr Auswahl an Brot und Brötchen. Die Deutschen verbrauchen pro Jahr und Kopf 85 Kilogramm Backwaren. Entsprechend scharf ist der Wettbewerb um Kunden. Die Bäckerei-Kette Kamps will in NRW eine neue Runde im Preiswettbewerb einläuten.

2011 hatte die Technische Universität Dortmund im Auftrag des Essener Discounters Back Werk die Brötchenpreise in Deutschland untersucht. Im Bundesschnitt waren sie um vier Prozent auf 29 Cent gestiegen. Dieses Niveau traf die TU in Dortmund an. Duisburg, Düsseldorf und Essen lagen mit 28 Cent leicht darunter.

Das „Weizenstück“ für 19 Cent, das Kamps ab Donnerstag in seinen 490 NRW-Filialen anbieten will, liegt also zehn Cent unter dem Bundesschnitt. Zudem will der Marktführer ein 1000-Gramm-Weizenmischbrot und ein 750-Gramm-Kornbrot für 1,99 Euro dauerhaft anbieten. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin hat Kamps mit seinem „Günstig-Sortiment“ insbesondere „junge Kunden, Studenten und Sparfüchse“ im Visier. Das Billig-Brötchen unterscheide sich nur in der Zusammensetzung der Zutaten und in der kürzeren Ruhezeit des Teigs vom Normalpreis-Segment. Für April kündigt Kamps auch ein Premium-Sortiment an.

Weniger Betriebe

Der Wettbewerb auf dem Backwaren-Markt wird also noch schärfer. Er befindet sich im Umbruch und zugleich auf Wachstumskurs. Laut Vereinigung Getreide-, Markt- und Ernährungsforschung (GMF) greifen 90 Prozent der Deutschen täglich zu Gebackenem. Insbesondere das Weizenbrötchen ist dabei der Favorit.

Es wird aber von immer weniger Unternehmen gebacken. Laut Zentralverband des Bäckerhandwerks schrumpfte die Zahl der Betriebe in den letzten 60 Jahren von 55 000 auf 14 594 mit 44 500 Verkaufsstellen Ende 2010. „Der Trend geht zu zentralen Produktionsstätten“, so der Zentralverband. Und die setzen von Jahr zu Jahr mehr um – 2010 12,93 Milliarden Euro.

Backautomaten

Die Branche wächst, obwohl inzwischen fast jeder Discounter oder Supermarkt Backautomaten aufstellt und Bäckereien fast an jeder Ecke das Stadtbild prägen. Für den Boom hat Peter Hemmerle, Familien-Unternehmer mit zwölf Filialen in Mülheim, eine Erklärung: „Snacks und Kaffee sind für uns nicht mehr verzichtbar.“ Die Bäckereien haben sich längst mit Bistros und einem Speisenangebot ein zweites Standbein geschaffen.

Auf die Preisoffensive des Bäcker-Riesen Kamps will Hemmerle nicht reagieren. Bei ihm soll ein Brötchen weiterhin 28 Cent kosten. Ein Preis, der steigende Kosten für Rohstoffe und Energie, „tarifgerechte Löhne nicht unter zehn Euro“ und Hygiene-Anforderungen widerspiegele. Hemmerle: „Viele Discounter lassen ihre Teigrohlinge im Ausland produzieren. In Rumänien kostet die Arbeitsstunde nur bis fünf Euro.“ Landesinnungsmeister Bernd Siebers aus Essen geht aufgrund steigender Kosten sogar von „Preisanpassungen nach oben“ aus.