Auch Edeka-Lasagne enthält Anteile von Pferdefleisch
Nach Real hat auch der Handelskonzern Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten entdeckt. Die Artikel seien nicht mehr im Verkauf. Bei acht in Großbritannien geschlachteten Tieren wurde unterdessen Schmerzmittel nachgewiesen. Ihr Fleisch ist auch in die Nahrungsmittelkette auf dem Festland gelangt.
Essen.
Nach der Supermarktkette Real hat auch Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten gefunden. In dem Tiefkühl-Produkt „Gut & Günstig Lasagne Bolognese“ seien bei Analysen in einzelnen Stichproben geringe Mengen Pferdefleisch gefunden worden, sagte ein Edeka-Sprecher am Donnerstag in Hamburg.
Der Artikel sei schon am Dienstag vorsorglich aus dem Verkauf genommen worden, nachdem der Lieferant eine mögliche Beimischung von Pferdefleisch nicht ausschließen konnte. Die beigemischte Menge liege bei einem bis fünf Prozent.
Comigel belieferte auch Rewe Dortmund
Von dem Pferderfleischskandal könnte auch der Handelskonzern Rewe betroffen sein. Er wurde von der französischen Skandalfirma Comigel beliefert und hat vorsorglich eine Tiefkühllasagne aus dem Programm genommen. Das bestätigte Unternehmenssprecherin Kira Limbrock auf Anfrage der WAZ Mediengruppe.
Ob die Lasagne wirklich Pferde- statt Rindfleisch enthält, wird jetzt untersucht. „Von dem Rückruf sind nur Märkte betroffen, die zu Rewe Dortmund gehören. Da sind circa 540 Supermärkte im Ruhrgebiet, Sauer- und Münsterland, sowie am Niederrhein“, so Limbrock.
Weitere Händler nahmen Lasagne aus dem Sortiment
Auch der Tiefkühllieferservice Eismann und die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann nahmen Fertiglasagne aus dem Sortiment. Beide Unternehmen bestätigten bislang jedoch nicht, dass die Produkte neben Rindfleisch auch Pferdefleisch enthielten.
Eismann betonte am Mittwochabend, die Tiefkühllasagne „vorsorglich“ aus dem Sortiment genommen zu haben. Ähnlich sprach Kaiser’s Tengelmann von einem „Verdacht“ auf Pferdefleisch, weswegen das Unternehmen Lasagne seiner Eigenmarke A&P aus dem Sortiment nahm.
Produkte einer Firma aus NRW gesperrt
Im Landkreis Verden in Niedersachsen sind Produkte aus einem Kühlhaus gesperrt worden. Das teilte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums in Hannover mit. Eine Firma aus Nordrhein-Westfalen, die unter anderem von Comigel beliefert wird, habe Waren in dem Kühlhaus gelagert. Proben aus Untersuchungen werden derzeit in NRW untersucht.
Fleisch wird auf Medikamente untersucht
Deutsche Behörden wollen zudem untersuchen, ob in Fertiglasagne enthaltenes Pferdefleisch Medikamente enthält. Es müsse jedoch noch geprüft werden, inwieweit solche Tests möglich seien, sagte am Donnerstag ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums in Düsseldorf. Unter Umständen stünden nicht mehr ausreichend Proben mit falsch etikettierter Fertiglasagne zur Verfügung, die Pferdefleisch enthalte.
Auch frisches Pferdefleisch werde daraufhin untersucht, ob es Spuren des vermutlich für den Menschen gefährlichen Anti-Schmerzmittels Phenylbutazon enthält, sagte der Ministeriumssprecher. Hier sei die Prüfung ohne weiteres möglich.
Phenylbutazon in britischem Pferdefleisch entdeckt
Zuvor hatte Großbritanniens Landwirtschaftsminister David Heath am Donnerstag mitgeteilt, Spuren des Medikaments seien in Proben von insgesamt acht in Großbritannien geschlachteten Pferden gefunden worden. Drei der Tiere seien nach Frankreich geliefert worden und könnten dort in die Nahrungsmittelkette gelangt sein. Seinen Angaben zufolge wurden Spuren des Medikaments aber nicht in den vom britischen Markt genommenen Tiefkühl-Lasagnen der Marke Findus gefunden. Der Fund von Pferdefleisch in diesen Produkten hatte den aktuellen Skandals ins Rollen gebracht.
Das Medikament Phenylbutazon wird häufig bei Pferden eingesetzt. Tiere, die damit behandelt wurden, dürfen allerdings nicht zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Bei Menschen wird die Substanz nach Angaben von Verbraucherschützern vereinzelt im Kampf gegen Rheuma eingesetzt. Nebenwirkungen können demnach – auch bei kurzzeitiger Anwendung – Blutungen in Magen und Darm sein. Nähere Erkenntnisse über die Gefahren für den Menschen liegen nach Angaben von Verbraucherschützern bislang aber nicht vor.
Organisation foodwatch fordert härtere Strafen für Hersteller
Verbraucherschützer fordern unterdessen härtere Strafen für die Produzenten von falsch ausgezeichneten Lebensmitteln. „Für Lebensmittelhersteller ist die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden sehr gering“, erklärt Andreas Winkler von der Verbraucherorganisation foodwatch. Im Gegenzug sei die Chance, mit einer geringen Geldstrafe davonzukommen sehr hoch. „Die Strafen sollten sich daher am Umsatz orientieren“, so Winkler. Zudem müssten Händler zu strengeren Eigenkontrollen verpflichtet werden.
Pferdefleischskandal wird Thema im Bundestag
Der Skandal um falsch deklariertes Pferdefleisch in Europa wird auch Thema im Bundestag. Der Ernährungsausschuss will sich in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch ausführlich damit befassen, wie der Vorsitzende Hans-Michael Goldmann (FDP) sagte. „Ein solcher Vorfall erschüttert das Vertrauen der Verbraucher und bringt eine ganze Branche in Verruf.“ Erforderlich seien nicht nur zertifizierte Verarbeitungsbetriebe, sondern auch zertifizierte Lieferanten.
FDP-Expertin Christel Happach-Kasan begrüßte den EU-Vorschlag für DNA-Tests bei Rindfleisch: „Wer täuscht, darf sich nicht darauf verlassen können, nicht überführt zu werden.“ Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner fordert für die Schuldigen juristische Härte.
Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) hat den Lebensmittelhandel aufgefordert, sämtliche Verdachtsfälle im Pferdefleisch-Skandal offen zu legen. „Viele Einzelhändler haben in den letzten Tagen und Wochen stille Rückrufaktionen unternommen, weil sie offenbar schon einen Verdacht hatten“, teilte Remmel am Donnerstag in Düsseldorf mit. Die Verbraucher hätten davon aber nichts erfahren. (dpa/dapd/afp//WE)