Düsseldorf/Neuss. Die Situation der vom Aus bedrohten Aluminiumhütte Neuss spitzt sich zu: Der Mutterkonzern Norsk Hydro lässt alle Öfen herunterfahren und dampft die Produktion vorerst ein. Er sieht sich als Opfer hoher Energiepreise. Auf hunderte Mitarbeiter kommt nun Kurzarbeit zu.
Die Norsk Hydro-Tochter Hydro Aluminium dampft in der vom Aus bedrohten Aluminiumhütte im rheinischen Neuss die Produktion komplett ein. Die Aluminiumherstellung solle binnen zwei Monaten völlig zurückgefahren werden, sagte ein Sprecher des Alu-Konzerns am Donnerstag. Die Öfen sollten so heruntergefahren werden, dass sie kurzfristig wieder in Betrieb gehen könnten. „Das ist keine finale Stilllegung.“ Die Gießerei des Werks laufe weiter. Dort sind 140 der insgesamt 650 Mitarbeiter beschäftigt.
Gespräche über Kurzarbeit
Mit dem Betriebsrat seien Gespräche über Kurzarbeit aufgenommen worden. „Wir wollen keine Entlassungen vornehmen.“ Die Mitarbeiter sollten gehalten werden für den Fall, dass sich die Rahmenbedingungen verbesserten. „Von einer Schließung des Werks war keine Rede“, sagte Betriebsratchef Günther Appelstiel.
Am Vormittag hätten Vertreter von Norsk Hydro und Hydro Aluminium die Belegschaft auf einer Versammlung über die Pläne zur Produktionssenkung informiert. „Die Tür ist noch einen Spalt offen“, sagte Appelstiel.
Konzern sieht sich als Opfer hoher Strompreise
Der norwegische Mutterkonzern hatte die gefallenen Aluminiumpreise und hohe Strompreise für die Schieflage in der größten deutschen Aluminiumhütte verantwortlich gemacht. Die Stromkosten hätten sich seit 2002 verdreifacht, was zu Mehrbelastungen von 170 Millionen Euro jährlich führe, hatte der Leiter des Werks, Bernhard Eich, erklärt. Das Werk macht derzeit nach Angaben eines Hydro-Sprechers pro Tag einen Verlust von mindestens 300.000 Euro. Im Januar war die Produktion bereits um 13 Prozent auf 200.000 Tonnen pro Jahr gesenkt worden.
Hydro hatte den Strom für das Werk zuletzt über die Börse eingekauft, wo die Preise im vergangenen Jahr stark gestiegen waren, ehe sie in den vergangenen Monaten wieder fielen. Bis 2005 hatte die Hütte einen langfristigen Liefervertrag mit dem Energiekonzern RWE. Seither haben sich beiden Seiten nicht auf einen neuen Vertrag geeinigt. Auch die jüngsten Gespräche hatten nicht zu einem Abschluss geführt.
Mit Blick auf die Probleme der Neusser Hütte hatte das Bundeswirtschaftsministerium kürzlich angekündigt, besonders stromintensiven Unternehmen rasch einen finanziellen Ausgleich für ihre hohen Stromkosten zu verschaffen. Hierfür will sich auch die nordrhein-westfälische Landesregierung einsetzen. Bürgschaften oder Subventionen des Landes für das Werk seien aber nicht geplant, hatte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf gesagt. (rtr)
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