Es müssen nicht immer Finanzinvestoren sein, die in kurzer Zeit schnell Gewinn machen wollen, die zum Zuge kommen: Der kanadische Konzern Martinrea hat das ehemalige Honsel-Werk in Soest an das österreichische Familienunternehmen HAI verkauft. HAI will mit dem „absoluten Leichtbau-Pionier für den Automobilbereich“ seine Marktposition weiter ausbauen. Investitionen in Soest nicht ausgeschlossen.
Soest/Ranshofen.
Der Käufer ist das genaue Gegenteil eines Finanzinvestors, der stets den schnellen Gewinn will und wegen dieser, zumeist maßlosen Renditeerwartung gerne auch als Heuschrecken bezeichnet wird. Der Käufer ist ein Familienunternehmen. Und das macht den Deal beinahe zu etwas besonderem. Die Hammerer Aluminium Industries (HAI) hat von Martinrea-Honsel das Strangpresswerk Soest gekauft (wir berichteten). Es ist eine langfristig angelegte, unternehmerische Entscheidung. Rob van Gils, geschäftsführender Gesellschafter von HAI, erklärt der WESTFALENPOST den Zukauf.
„Mit dem ehemaligen Honsel-Werk haben wir den absoluten Leichtbau-Pionier für den Automobilbereich erworben.“ Van Gils schwärmt geradezu von dem Soester Werk, das die Produktionsbereiche von HAI „gut ergänzt“. „Wir wollen das Knowhow aus Soest und aus Ranshofen zusammenführen.“ Der österreichische Aluminiumspezialist sieht dabei die Herstellung von Alu-Leichtbauteile als „absolutes Wachstumssegment im Automotivebereich“; van Gils erwartet in den nächsten Jahren „interessante, weil zweistellige Wachstumsraten“.
HAI suchte nach Investitionsmöglichkeiten
Deshalb habe sich HAI nach Akquisitionen umgeschaut, um zu investieren. Martinrea-Honsel hat offenbar das genaue Gegenteil im Sinn gehabt: das Soester Werk zu verkaufen, weil es in deren Portfolio eben nicht (mehr) passt. Martinrea-Honsel wollte zum Verkauf selbst auf unsere Nachfrage keine Stellung nehmen. Über eines schweigen beide Unternehmen: über den Kaufpreis.
Offenbar sind sich HAI und Martinrea schnell einig geworden; die Überführung des Soester Werks „mit der kompletten Mannschaft und gesamten Managementteam“, so van Gils, findet bereits am 1. September statt. „Das wichtigste ist für den Tag, dass die IT-Übergänge zu HAI funktionieren“, blickt Rob van Gils auf den Dienstag nächster Woche; er selbst wird am 1. September in Soest sein. Die Entfernung zwischen Ranshofen in Oberösterreich und dem westfälischen Soest stelle heutzutage kein Hindernis mehr da: „Das ist eine absolut überbrückbare Distanz“, sagt van Gils.
Zahl der Soester Mitarbeiter wächst auf 980
Durch den schnellen Übergang übernimmt HAI die Produktion in Soest „1:1“ – also die Mitarbeiter, die Kunden und die Aufträge. Mit den Soester Mitarbeiter wächst die Zahl der HAI-Beschäftigten auf 980.
Die Perspektive ist für van Gils klar; er strebt mit HAI die Technologieführerschaft beim „Premiumsegment Aluminiumleichtbau für die Automobilindustrie“ an und will die Hammerer Aluminium Industries in diesem Bereich zu „Europas stärkstem mittelständischen Unternehmen“ ausbauen. Dazu soll es auch Investitionen in Soest geben. „Der Platz ist da und die Möglichkeiten auch.“