Duisburg.
Der Duisburger Reise-Unternehmer Willi Verhuven sucht einen Nachfolger. Der Firmengründer will aber weiterhin mitreden.
Alltours war einmal ein kleines Reisebüro in Kleve. Mittlerweile ist die Firma das viertgrößte Tourismus-Unternehmen in Deutschland. Der Mann, der den Reiseveranstalter 1974 gegründet und über die Jahre hinweg groß gemacht hat, führt nach wie vor die Geschäfte. Als Alleininhaber hat Willi Verhuven uneingeschränkt das Sagen in der Alltours-Zentrale am Duisburger Innenhafen. Doch überraschend kündigte der 60-Jährige nun seinen Rückzug aus dem Alltagsgeschäft an. Die Suche nach einem Nachfolger beginnt.
Ersatz für sich selbst zu finden, dürfte Verhuven nicht gerade leicht fallen. Der Unternehmer, der aus einem Ein-Mann-Geschäft eine Firma mit Milliardenumsatz geformt hat, gilt als Exot der deutschen Reisebranche, die durch große Konzerne wie TUI, Thomas Cook oder Rewe geprägt wird. Verhuven hat den Ruf, ein unkonventioneller Patriarch zu sein. Er liebt den Überraschungseffekt.
Frühzeitig Nachfolge regeln
Typisch für Verhuven: Am Tag, an dem er seinen Ausstieg ankündigte, war er unterwegs zu einer Ferien- und Geschäftsreise auf den Kanaren und nur für seinen engsten Kreis erreichbar.
Der Unternehmer ist unverheiratet und kinderlos. Es sei ihm wichtig, frühzeitig die Nachfolgefrage bei Alltours zu klären, heißt es in Verhuvens Umfeld. Sein Unternehmen an einen Konkurrenten abzugeben, lehnt der Firmengründer kategorisch ab. „Alltours ist unverkäuflich“, sagte er kürzlich. „Ich bekomme immer wieder Angebote. Aber ich habe alle abgelehnt. Alltours ist schließlich mein Kind.“ Nun zeichnet sich ab, wie Verhuven sein unternehmerisches Erbe sichern will.
Zum Jahreswechsel gründet Alltours einen dreiköpfigen Beirat, der ähnlich wie ein Aufsichtsrat die Firmenstrategie, Investitionen und Personalentscheidungen überwacht. Im Notfall könne dieses Gremium zeitlich befristet auch das operative Geschäft von Alltours führen, teilte das Unternehmen mit. Verhuven übernimmt den Vorsitz des Beirats, dem auch der Touristik-Experte Gianni Giaccobi und Alltours-Managerin Ulrike Hipp angehören.
Beirat neues Machtzentrum
Mit der Suche nach einem neuen Geschäftsführer will sich Verhuven Zeit lassen. Bereits in der Vergangenheit hatte er versucht, sich aus dem Tagesgeschäft herauszuhalten und stattdessen vor allem die Firmenstrategie zu entwickeln. Während der Wirtschaftskrise mischte Verhuven allerdings wieder stärker bei der Detailarbeit mit.
„Wir haben uns ganz bewusst und rechtzeitig für die Schaffung eines Beirats entschieden“, ließ Verhuven am Dienstag mitteilen. „Wie viele andere große Familienunternehmen professionalisieren wir damit unsere Führungs- und Kontrollstrukturen.“
Millionen für Expansionspläne
Der Unternehmer beteuerte, dass Alltours trotz seines angekündigten Rückzugs auch in Zukunft auf Expansion setzen werde. Verhuven deutete gezielte Zukäufe, Firmengründungen und den Eintritt in neue Märkte an. Für entsprechende Pläne könne Alltours auf Gewinnrücklagen in Höhe von rund 110 Millionen Euro zugreifen.
Es soll also kein Zweifel daran bestehen, dass die Alltours-Geschichte auch nach dem Abschied des Firmengründers weitergeht. Er hatte schließlich bei Gelegenheit selbst gesagt: „Alltours ist mehr als Willi Verhuven.“