Aldi Nord plant in Essen einen neuen Campus. Aldi Süd baut in Mülheim an zwei Standorten große Zentralen. Beide Discounter setzen auf das Ruhrgebiet.
Mülheim/Essen.
Das Ruhrgebiet profitiert von der weltweiten Expansion des Discounters Aldi: Der Nord-Zweig plant in Essen einen neuen Verwaltungscampus. Aldi Süd baut in Mülheim gerade zwei große Standorte auf, von denen aus das internationale Geschäft gesteuert wird.
Die beiden mittlerweile verstorbenen Brüder Karl und Theo Albrecht hatten sich früh das Land aufgeteilt: Aldi Süd steuert von Mülheim das Geschäft in Süd- und Westdeutschland. Aldi Nord beackert den Osten und Norden. Bereits in den 60er-Jahren begannen sie, ihr minimalistisches Discounterkonzept auch im Ausland auszurollen. Von dieser Strategie profitieren heute Mülheim und Essen, nachdem der Discountermarkt in Deutschland zum Stillstand gekommen und Wachstum vor allem im Ausland zu erzielen ist.
Starkes Wachstum im Ausland
Mit einem geschätzten Umsatz von 27,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 führt Aldi die Hitliste der deutschen Discounter an. Aldi Süd ist hierzulande mit rund 1850 Filialen vertreten, Aldi Nord mit mehr als 2400. Analog zur Gebietsabsprache in Deutschland haben die beiden Familienzweige auch die Erdkugel untereinander aufgeteilt. Aldi Süd ist in Österreich, USA, Großbritannien, Irland, Australien, Slowenien, Ungarn und in der Schweiz vertreten. In Branchenkreisen wird spekuliert, dass sich der Discounter demnächst auch in China und Italien ausbreiten wolle. Aldi Nord ist für Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Spanien, Portugal, Polen und die Niederlande zuständig.
Die wachsende Bedeutung des internationalen Geschäfts ist im Mülheimer Stadtbild unübersehbar. Vor geraumer Zeit hat Aldi Süd die Zentrale im Stadtteil Styrum ausgebaut. Derzeit wächst am Ruhrufer ein Bürokomplex, in dem das „Dienstleistungszentrum Aldi International Services“ untergebracht werden soll. Obwohl der Bau noch gar nicht fertiggestellt ist, scheint das künftige Raumangebot schon jetzt nicht mehr auszureichen.
Wie eine Konzernsprecherin bestätigte, hat Aldi Süd nun im Mülheimer Stadtteil Saarn die Firmenzentrale des Digitaltechnologie-Spezialisten Canon erworben. Die ersten Aldi-Mitarbeiter sollen dort nach einem Umbau im November einziehen. Canon wiederum will bis Ende 2016 sein Servicecenter aus Mülheim an den Unternehmenssitz der Deutschland GmbH in Krefeld verlagern. Von dem Umzug sind nach Angaben einer Firmensprecherin 200 Mitarbeiter betroffen.
Hunderte neuer Stellen in Mülheim
Aldi Süd will Zahlen über den Stellenaufbau nicht nennen. Nach Informationen dieser Redaktion soll die Belegschaft an den drei Verwaltungsstandorten in Mülheim mittelfristig auf 2000 anwachsen. Die Ziele des Unternehmens sind ehrgeizig: Zu den 1300 Filialen in USA sollen bis 2018 weitere 650 hinzukommen. In Australien, heißt es, will Aldi Süd zwei Milliarden Euro in bis zu 600 neue Läden investieren. In Großbritannien ist es Aldi gelungen, dem Traditions-Lebensmittelriesen Tesco so in die Parade zu fahren, dass dieser rote Zahlen schreibt. 2015 sollen auf der Insel 60 Aldi-Filialen zu den bestehenden rund 600 dazukommen.
Doch auch in Deutschland ist der Konzern aktiv: Im Raum Karlsruhe testet Aldi Süd gerade an zwei Standorten ein neues, hochwertiges Discountkonzept, das dem der Supermärkte noch näher kommen soll.