Deutschlands größter Discounter Aldi will seine Kunden künftig auch über die Herkunft des Fleisches in verarbeiteten Produkten wie Chili con Carne oder Nudeln Bolognese informieren. Die aufwändig gestaltete App verschweigt allerdings, wo genau die Tiere herkommen.
Mülheim/Essen.
Der Trend zu Lebensmitteln aus der Region ist ungebrochen. Auf den Zug springen nun die Discounter Aldi Süd und Aldi Nord auf. Über einen Code auf der Verpackung können Kunden via Smartphone oder Internet Einzelheiten über Fleischprodukte erfahren. Aldi Süd spricht von einem „absoluten Novum im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Der Tiefkühlprodukte-Hersteller Frosta etwa bietet den Service seit 2013 an.
Die Discounter Aldi Süd und Aldi Nord haben nun eigene Rückverfolgungssysteme für Fleischprodukte eingeführt. Unter http://transparenz.aldi-nord.de und herkunft.aldi-sued.de können Kunden nach Eingabe der jeweiligen Kennzahl auf der Verpackung erfahren, woher das Fleisch stammt, wo das Tier geschlachtet, zerlegt und verarbeitet wurde. Bei Aldi-Nord verfügen bislang Hinterschinken, Bratwurst, Geschnetzeltes oder Tortelloni mit Fleischfüllung über ein ATC-Zeichen. Weitere Produkte sollen folgen. Aldi Süd bietet den Service auch für Fisch an.
Parallel dazu gibt es auf manchen Aldi-Fleischwaren seit geraumer Zeit auch ein QR-Code angebracht, der Informationen über die Herkunft liefert. Das System wird von den Herstellern bereitgestellt. Die Redaktion machte die Probe aufs Exempel: In der Essener Aldi-Filiale war der Mobilfunk-Empfang so schlecht, dass die Daten erst außerhalb des Marktes abgerufen werden konnten. Über die gekauften Schweineschnitzel erfahren wir, dass das Tier am 28. August in Rheda-Wiedenbrück geschlachtet worden war. Über den Zerlegetag gibt es bereits widersprüchliche Angaben: Über die Smartphone-App erhalten wir die Information 29. August. Über die Homepage www.ftrace.com wird das Datum 30. August ausgeworfen.
Richtig vage wird es bei der Frage, woher das Schwein kommt. Der Verbraucher kann sich unter Hämelhausen, Drensteinfurt, Nieheim, Wangels und Rheda-Wiedenbrück einen Ort aussuchen. Doch was kann der Verbraucher mit den Erkenntnissen anfangen? „Herkunft ist kein Qualitätsmerkmal“, betont Andreas Winkler von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Sie fordert gleichwohl, dass die Herkunftskennzeichnung für die wichtigsten Zutaten gleich auf die Produkte gedruckt werden sollte.