Oberhausen.
Anna Hiltrop ist Topmodel, läuft in Mailand und hat es sogar in den Lambertz-Kalender geschafft. Anna kennt das harte Modelgeschäft seit Jahren.
Momentan läuft wieder Heidi Klums Germany’s next Topmodel. Wir wollten von Anna Hiltrop wissen, was sie von der Sendung in Zeiten von Magerwahn und #MeToo hält.
DER WESTEN: Anna, schön dass wir dich erreichen. Wo steckst du gerade?
Anna Hiltrop: Ich komme gerade aus Mailand und bin jetzt die nächsten Tage auf der Tophair in Düsseldorf.
Du kommst ganz schön rum. Schaust du da noch Castingshows wie DSDS oder Germany’s next Topmodel ?
Mittlerweile sehr selten! Wenn schaue ich gern die Castings, weil sie wie bei DSDS ganz unterhaltsam sind. Natürlich hab ich so etwas als Teenie gern geschaut.
Glaubst du, dass Castingshows den Mädchen Gutes tun?
Also ich glaube, häufig werden falsche Vorstellungen vermittelt. Man sieht dort ja oft nur Auszüge von einem Weg, wie er eigentlich läuft. Das finde ich etwas schade.
Ich glaube, dass der Magerwahn eher durch Social Media schlimmer wird. Mittlerweile geht der Trend im Fernsehen ja auch oft Richtung curvy oder diversity.
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In Social Media sieht man immer sehr ähnliche Bilder, alle perfekt bearbeitet. Das setzt Mädchen eher unter Druck. Ich kenne das ja von mir selbst, man will immer das perfekte Foto abliefern.
Wie schätzt du den Umgangston bei Germany’s next Topmodel ein? Ist er nicht manchmal etwas zu hart?
Dazu kann ich wenig sagen, da ich nur TV-Ausschnitte sehe. Es ist halt eine Show, da ist es klar, dass nicht alle mit Samthandschuhen angefasst werden. Aber so ist es im echten Modelleben ja auch nicht.
Bei den Massen an Mädchen, die ja schon an der Show teilgenommen haben, ist es klar, dass der persönliche Bezug der Juroren vielleicht mittlerweile einfach verloren geht.
Dennoch denke ich mir manchmal, das ist ja nicht das Nonplusultra. Und selbst wenn man nicht weiterkommt, das ist ja nicht das Ende des Lebens oder der Karriere. So wird es aber manchmal irgendwie dargestellt. Es ist doch einfach nur eine TV-Show.
Sind die Mädchen aus diesen Sendungen gern gesehen auf Laufstegen von Designern und von anderen Models?
Teils teils. Vor einigen Jahren war es nicht so. Da kamen eher die gut an, die vielleicht etwas früher ausgeschieden sind, aber dennoch besonders herausgestochen sind. Mittlerweile geht ja sehr viel nach Followern und da haben die, die weit kommen besonders viele.
Und unter anderen Models….?
Das ist schwierig zu sagen. Man lernt immer Leute kennen, mit denen man sich gut versteht oder eben nicht. Ich spreche da jetzt von meiner Sicht.
Aber ja, es gibt definitiv welche, mit denen ich mich von GNTM gut verstehe, aber halt auch andere, die einem nicht sympathisch sind.
Wird die Konkurrenz durch die Shows größer?
Klar gibt es dadurch jedes Jahr eine neue Schar an ambitionierten Mädels, aber die zehn bis 15 die dann wirklich das Zeug zum Modeln entwickeln, machen eher einen Bruchteil aus von den Mädels, die jedes Jahr neu als Model anfangen. Gerade durch Social Media betitelt sich ja fast jede zweite als Model.
Wird es schwieriger einen Job zu bekommen?
Nein, ich würde sagen, der Konkurrenzkampf bleibt gleichbleibend hoch.
Würdest du Mädels raten, dort mitzumachen?
Das muss jeder für sich selbst wissen.
Ich war früher sehr schüchtern und habe meinen Job nur wegen des Modelns an sich gemacht. Das hat mir Spaß gemacht und mich wachsen lassen, selbstbewusster gemacht. Dabei musste man nicht unterhaltsam, besonders zickig sein oder eine tragische Geschichte haben. Das war ich alles nie. Ich war nie das unterhaltsame Showgirl.
Wenn man wirklich den Kern des Geschäftes kennenlernen möchte, Kampfgeist, Ehrgeiz, einen riesigen Willen hat und bereit ist, sich ein dickes Fell zuzulegen, würde ich jedem sagen: Geht den langen Weg und das nach eurem Tempo. Aber man muss bereit sein, immer wieder aufzustehen und Niederlagen und viele „Neins“ einzustecken.
Dafür kann man auf seine selbst geschaffenen Erfolge dann aber auch sehr stolz sein.
Welchen Weg bist du gegangen?
Ich bin definitiv den längeren, aber auch klassischen Weg gegangen. Ich wurde mit 12 entdeckt und zehn Jahre später stehe ich hier. Ich bin Schritt für Schritt allein gegangen, habe Niederlagen hingenommen, aber genauso super Erfolge gefeiert. Ich bin Leuten begegnet, die den Weg ein Stück mit mir gegangen sind oder sogar bis heute noch an meiner Seite sind. Mittlerweile kenne ich das Geschäft in und auswendig, weiß worauf ich achten muss und wo man aufpassen sollte.
Momentan äußern sich immer mehr Frauen zum Thema #MeToo. Ist dir in deiner Karriere auch schon so etwas passiert?
Ja, so etwas gibt es immer wieder. Dafür ist die Branche ja auch bekannt. Allerdings muss ich sagen, war ich bisher immer so überlegt, sodass ich nie in eine brenzlige Situation kam. Wenn ein Fotograf nach einem Shooting noch was trinken oder woanders hingehen wollte, wusste ich immer, dass das nichts mehr mit dem Job zu tun hat. Wenn mir das zu unprofessionell wurde oder wird, sage ich immer „Nein ‟.