Die Stadt Oberhausen hat ein einzigartiges Ruhrgebiets-Projekt initiiert: Eine mobile Beratung für ältere Menschen. Um möglichst viele Senioren zu erreichen, stellen sich Fachleute mitsamt Kleinbus vor Supermärkten auf. Das Konzept kommt an. Gleich am ersten Tag suchen zahlreiche Menschen Rat.
Oberhausen.
So ändern sich in einer alternden Gesellschaft die Zeiten: Früher stellten die Städte Sozialarbeiter als „Streetworker“ ein, die auf den Straßen und Plätzen der Kommunen Jugendliche besuchten, um ihre Wünsche und Problemlagen zu klären. Jetzt setzt die Stadt Oberhausen als erste Kommune im Ruhrgebiet Berater für Senioren ein, die da hin gehen, wo auch ältere Menschen regelmäßig auftauchen müssen: Rund um Supermärkte.
Einmal im Monat parkt nun ein Kleinbus, den die Johanniter zur Verfügung stellen, vor einschlägigen Läden in Buschhausen und Alstaden. Die Pflegeberater Beate Berger und Jan Katner geben dann Ratsuchenden kostenlos Auskunft über die verschiedenen Dienstleistungen und Angebote in der Stadt.
Idee existiert schon länger
„Wir wollen näher bei den Leuten sein“, sagt Jürgen Jäschke, Leiter des Fachbereichs ältere Menschen, Pflegebedürftige und behinderte Menschen. Denn für viele Senioren sei der Weg zu den festen Beratungsstellen, wie etwa zur Beratungsstelle an der Elly-Heuss-Knapp-Straße, zu beschwerlich. „Die Idee für eine mobile Seniorenberatung hatten wir schon länger, konnten sie aber wegen des Nothaushalts nicht umsetzen.“
Die Standorte der mobilen Pflegeberatung: der Kaufpark-Parkplatz an der Buschhausener Straße 190-196 (jeden ersten Donnerstag im Monat von 9 bis 12 Uhr) und der Parkplatz vor dem Lebensmittelladen Kaiser’s Tengelmann, Bebelstraße 212 (jeden dritten Donnerstag im Monat von 9 bis 12 Uhr).
Die städtische Pflegeberatung bietet mit dem Pflegeinformationssystem die Möglichkeit, sich über pflegespezifische Hilfen auch online zu informieren. Das Pflegeinformationssystem vermittelt Wissenswertes über ambulante, teil- und vollstationäre Pflegeangebote und ist unter www.pflege-ob.de zu erreichen.
Das Beratungsangebot reicht von Themen wie Häusliche Alten- und Krankenpflege, Hausnotrufsystem, Menüservice und Hilfe bei Behördengängen bis zu Demenzberatung und Vermittlung von Dienstleistungen wie etwa einer Reinigungshilfe im Haushalt, Unterstützung bei Einkäufen oder Begleitdiensten zu Ärzten. Kann ein Problem nicht vor Ort geklärt werden, nehmen Berger und Katner Kontakt zu den entsprechenden Fachstellen auf.
Zahlen zur Bevölkerungsprognose für die Stadt Oberhausen verdeutlichen, dass ein mobiles Beratungsangebot immer wichtiger wird: Im Jahr 2030 werden 54.000 Oberhausener 65 Jahre und älter sein, aktuell sind es rund 44.000. 7500 Oberhausener werden sogar 85 Jahre und älter sein. Und zur Realität gehört auch: Mit zunehmendem Alter wird der Aktionskreis eines Menschen kleiner.
Guter Besuch zum Auftakt
Dass der mobile Beratungsdienst schon jetzt gut angenommen wird und eine Lücke im Hilfsangebot der Stadt schließt, zeigte sich jetzt bei der „Premiere“ des neuen Services in Buschhausen: Kaum war der Johanniterbus geparkt, kamen auch schon die ersten Bürger, um sich beispielsweise über Fragen zur Pflegeversicherung oder den Umgang mit einer beginnenden Demenz zu informieren.
„Ein halbes Jahr lang werden wir den neuen Service auch statistisch begleiten, um festzustellen, wie oft er genutzt wird, ob wir an den beiden Standorten bleiben oder uns eventuell verändern müssen“, sagt Jäschke.