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Sondaschule feiert Geburtstag – Ein Interview mit Frontmann Costa Cannabis

Sondaschule feiert Geburtstag – Ein Interview mit Frontmann Costa Cannabis

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Seit 15 Jahren gibt es die Ska Punk Band Sondaschule aus Oberhausen / Mülheim. Tim Kleinrensing (Sänger/ Gitarre) und Chris Altmann gründeten die Band. Foto: Kerstin Bögeholz /Funke Foto Services  
  • Die Mülheimer und Oberhausener Ska-Punk-Band Sondaschule feiert Geburtstag
  • Wir sprachen mit Tim Kleinrensing über das Ruhrgebiet, Ska und Politik

Mülheim. 

Seit 15 Jahren stehen sie gemeinsam auf einer Bühne. Die Oberhausener und Mülheimer Band „Sondaschule‟ feiert in diesem Jahr eine große Geburtstagsparty. Am Samstag (9. September) feiern sie mit ihren Fans und befreundeten Bands ein Festival im Gelsenkirchener Amphitheater. Zuvor sprachen wir mit Sänger Costa am Telefon über die Band, Politik und den Ruhrpott.

DER WESTEN: Costa, schön, dass du Zeit hast, so kurz vor eurer großen Geburtstagsfeier. Schon aufgeregt?

Costa: Das Ganze ist ja mit sehr viel Arbeit verbunden. Langsam kribbelt es und die Vorfreude steigt.

Momentan regnet es, seid ihr da entspannt?

Also ich stehe gerade auf der Terrasse und telefoniere mit dir. Mir ist der Regen völlig egal, wir haben Sommer. Ich lasse mir vom Wetter nicht erzählen, ob ich gute Laune hab. Mir ist das egal, das wird bei jedem Wetter ein Knaller. Und der Wetterfrosch hat gesagt, dass es ab Nachmittags auch mit Sonne was wird. Wir sind da sehr guter Dinge.

Wie kamt ihr zu dem Plan euren Fans und euch so ein Geschenk zu machen?

Das war spontan. Nachdem wir im Februar schon unser Live-Jubiläum gefeiert hatten. Unsere befreundeten Bands hatten selber einen Auftritt. Da haben wir uns an dem Abend schon überlegt, dass wir mit den Bands mal einen Abend verbringen wollen, mit denen wir schon seit über zehn Jahren befreundet sind.

Wie kam es zu der Auswahl der Bands?

Im Grunde sind das alles meine Freunde. Die habe ich angerufen und gefragt, ob die mit uns zusammen spielen wollen.

Massendefekt kennen wir am längsten. Wir hatten auch noch andere Bands angefragt, die aber leider keine Zeit haben. Sonst hätten wir auch schon morgens angefangen.

Was können eure Fans erwarten?

Eine riesige Party mit Freunden und Fans. Das wird ein Riesenfest. Das Leben ist schön, wir wollen das Leben feiern, dafür kommen wir am Samstag alle zusammen.

Welches Lied singst du am liebsten?

Wahrscheinlich keins von mir, wenn ich unter der Dusche stehe. Aber wenn du es auf „Sondaschule‟ anspielst, dann singe ich das Lied „Sondaschule‟ am liebsten. Damit hat alles angefangen. Das Lied war auf dem ersten Album. Es beschreibt eigentlich ganz gut, was wir seit 15 Jahren erleben dürfen.

Und welches Lied fordern die Fans und ihr kommt euch langsam vor wie eine kaputte Schallplatte?

Ich glaube die Fans fordern immer wieder alte Songs, die wir auch immer wieder spielen. Auch wenn wir damit 50 bis 80 Konzerte im Jahr gespielt haben. Wir spielen immer das worauf wir Lust haben. Zum Glück gefällt das auch immer. Es fehlt immer ein Lied, bei jedem ist es ein anderes Lied. Wir spielen auch gern alte Sachen. Aber bei sieben Alben muss man auch auswählen.

Wie ist es für euch im Radio gespielt zu werden? Machst du lauter oder leiser?

(lacht) Da guck ich wahrscheinlich erst einmal verdutzt. Und dann wundere ich mich und freue mich gleichzeitig. Dafür haben wir es nie gemacht. So oft hab ich mich auch noch nicht im Radio gehört. Aber wenn wir im Radio laufen, dann zeigt das ja nur, dass es Menschen gibt, die uns gerne hören wollen. Und das ist gut.

Ihr habt 2015 Eure Platte im Media Markt vorgestellt. Ist das noch Punk?

Es ist in dem Aspekt noch Punk, weil der Media Markt nicht auf uns zu gekommen ist. Ich habe einen Kumpel, der da arbeitet seit er 16 ist. Der kam auf die Idee, weil er meinte, dass da sonst immer nur Schlagermenschen ihre Alben vorstellen.

Am Ende waren da 500 bis 600 Menschen, die da Crowdsurfing gemacht haben. Alle hatten richtig Spaß und es war total friedlich. Da war die Chefin von meinem Kumpel auch ziemlich begeistert.

Was steckt eigentlich hinter dem Namen Sondaschule?

Der Ursprungsgedanke bezieht sich auf „Old“ und „New school“. Wir wollten uns da nicht kategorisieren. Die Mutter unseres Bassisten war Sonderschullehrerin und hat oft gesagt, wir wären schlimmer als ihre Kids. Und so war der Name geboren.

Rock am Ring, Ruhrpott Rodeo oder doch lieber Druckluft, was ist der perfekte Konzert-Ort?

Also ich würde sagen, wir fangen auf dem Ruhrpott Rodeo an, gehen dann rüber ins kleine knallenge Druckluft und fahren dann zum Zugabenblock zu Rock am Ring. Das könnte ich mir sehr gut vorstellen.

Ihr bezieht immer wieder klare Position, bewegt euch viel in der Punkszene und habt letztes Jahr auch auf dem Oberhausener Altmarkt bei einer Demo gegen Rechts gespielt. Geht ihr da auch privat auf Demos?

Wir zeigen Flagge privat, das fängt ja im kleinsten privaten Umfeld an. Neulich war ein Mitarbeiter eines Tele-Unternehmens bei mir und fragte, ob die Türken zu Hause seien. Ich habe ihn nur gefragt, wer denn hier „Türken“ mit Nachnamen heiße. Da guckte er mich nur verwirrt an. Wir machen, was wir können, spielen dann auch mal auf einer Gegendemo. Ich heiße es aber gut, wenn Menschen zum G20 Gipfel reisen und Flagge zeigen. Auch, wenn ich nicht selbst da war. Den ein oder anderen verirrten Menschen, versuchen wir auf jeden Fall auf die richtige Seite zu lotsen. Wir gehen auch alle wählen.

Im Video „Mülheim“ fahrt ihr durch die Stadt. Ein Teil von euch kommt aus Oberhausen. Was sind deine Lieblingsorte hier?

In Oberhausen ist es der Proberaum der Band in Sterkrade. Da machen wir die Tür zu, da gibt es kein Fenster, da können wir laut sein. Das ist ein Wohlfühlort. In Mülheim ist es der Schlosspark Styrum. Das ist der schönste Ort, den ich seit Kindertagen kenne.

Ihr reist viel, seht viel. Was fehlt dir hier im Pott?

Nachtleben fehlt hier. Und überhaupt Leben. Leben auf der Straße. Wenn man in Berlin nachts auf die Straße geht, da fahren noch Autos, da ist was los. Das Ruhrgebiet ist nicht die Partymetropole.

Klar, es gibt Großraumdiscotheken. Ich bevorzuge aber die Eckkenipen. Aber hier vermisst man die ausgelassene Partyzone, wie den Hamburger Kiez. Da hat man alles auf einem Fleck. Bei uns hat man eine Kneipe oder muss dann noch in eine weitere Stadt fahren, wenn man noch woanders hin will.

Man müsste hier expandieren. Das Ruhr Reggae Summer, Ruhrpott Rodeo… da könnte man expandieren und reichlich Luft nach oben.

Euch gibt es schon seit 15 Jahren, doch einiges hat sich im Laufe der Jahre geändert – Was ist denn noch so wie vor 15 Jahren, außer ein Teil der Besetzung natürlich.

Ich denke der Spirit, die Liebe zu der Sache „Sondaschule“. Das Gefühl, warum wir das machen. Das merkt man auch. Wir sind ein paar Freunde, die sich in den Proberaum eingeschlossen haben. Und morgen spielen wir auf unserem eigenen Festival. Das Musikbusiness hat sich geändert. Aber die Liebe dazu ist immer noch die gleiche.

Das Line-Up im Amphitheater Gelsenkirchen

  • Hauptbühne:
  • 15.30 bis 16 Uhr: Pott Riddim
  • 16.15 bis 16.50 Uhr: Das Pack
  • 17.10 bis 17.50 Uhr: Jaya the Cat
  • 18.10 bis 18.50 Uhr: Montreal
  • 19.10 bis 19.50 Uhr: Massendefekt
  • 20.10 bis 20.50 Uhr: Lokalmatadore
  • 21.15 bis 23 Uhr: Sondaschule
  • Nebenbühne:
  • 17.50 bis 18.10 Uhr: Der Butterwegge
  • 18.50 bis 19.10 Uhr: El Fisch
  • 19.50 bis 20.10 Uhr: Pensen Paletti