Mülheim.
Der erste Runde Tisch in Eppinghofen zum Thema Zukunftsschule wird auch der letzte gewesen sein. Politiker von CDU, MBI, FDP und Grünen hatten begründet, warum sie das Projekt im Oktober gekippt hatten. Tenor: „Die Stadtverwaltung hat versagt.“
Das am Donnerstagabend auf Einladung der örtlichen Kirchengemeinden zusammengekommene Gremium aus 26 Teilnehmern, will Fragen zur Bildungs- und Sozialpolitik in dem „vernachlässigten Stadtteil“ (Pfarrer Helmut Kämpgen) dem bereits existierenden Eppinghofer Forum überantworten. Zuvor hatten Politiker von CDU, MBI, FDP und Grünen erstmals ausführlich ihre Entscheidung begründet, das Projekt Anfang Oktober zu kippen. Ihr Tenor, dass „die Stadtverwaltung das verbockt hat“ (CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels) erfuhr keinen Widerspruch.
Vor rund 80 Zuhörern aus dem Stadtteil hatte CDU-Fraktionsvize Heiko Hendriks ausgeführt, dass die Finanzierung des 43-Millionen-Euro-Vorhabens „nie gesichert war“, dass Zuschussanträge nicht gestellt worden seien und zudem der Löwenanteil der Finanzierung, eine auf europäischen Mitteln fußende Ziel-II-Förderung, für Schulbauten nicht in Frage gekommen wäre. „So bitter es ist, die Zukunftsschule wäre auch ohne unseren Beschluss nie realisiert worden“.
Die SPD-Vertreter konnten dem nichts entgegenhalten, dazu müsse die Stadtverwaltung Auskunft geben, sagte Norbert Mölders. Die aber hatte am Runden Tisch kein Mitspracherecht. Unter anderen, bislang für die Zukunftsschule auftretenden Teilnehmern, wie dem Geschäftsführer des Theaters an der Ruhr, Sven Schlötcke, machte sich daraufhin Ernüchterung breit. Für ihn, sagte Schlötcke, sei die Argumentation „überzeugend“. Auch Sprecher von FDP und MBI hatten auf ihre „gesamtstädtische Verantwortung“ verwiesen. Auf unsicherer Finanzbasis habe man das Risiko nicht eingehen dürfen; die Zukunftsschule hätte zu viel Geld gebunden und benachteiligte Schüler gäbe es auch in Speldorf. FDP-Fraktionschef Peter Beitz sagte sogar, es habe keinen anderen Grund für das Aus gegeben, als den Ausfall der Ziel-II-Förderung, von dem die Stadtverwaltung niemanden in Kenntnis gesetzt hätte.
Kämpgen, sein katholischer Amtskollege Michael Clemens und der Moderator Professor Klaus Wermker nahmen aber die allseitigen Bekenntnisse zu einem verstärkten Engagement für Eppinghofen auf. Das Gemeinsame, das wurde deutlich, ist indes inhaltlich überschaubar. MBI und FDP äußerten Zweifel am pädagogischen Konzept, das mit der Zukunftsschule verbunden war. Die Frage der Schulform rückte oft in den Forderung. Die Stichworte Gesamt- und Gemeinschaftsschule fielen, die CDU erklärte sich „zum Freund der Hauptschule“.
Zukunftsschule aber, das ließen auch die Rektoren und die Leiterin der beteiligten Kindertagesstätte anklingen, hätte einen Bildungs- und Sozialstandort unter einem Dach bedeutet, bis hin zur Berufsvorbereitung und der Ausbildung. Die Schulformfrage „ist für uns Nebensache“, sagte der Leiter der Grundschule Dichterviertel, Manfred Bahr.
Und: Die Schulentwicklungsplanung ist nach dem Ausstieg renommierter Gutachter ins Stocken geraten, Geld ist zudem nicht da. Der Ratsbeschluss von Oktober hat den städtischen Eigenanteil für die Zukunftsschule, der aus angesparten Sanierungsmitteln der Eppinghofer Schulen bestand, „verfrühstückt“ und ab 2013 in den allgemeinen Schuletat geschoben.
Vor der Sitzung hatten Jugendliche der Hauptschule einen Rap aufgeführt. Darin hieß es: „Unsere Schule bleibt, ich will.“ Das, befand eine Schülerin, „hätten wir uns sparen können.“
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