Vom Scharpenberg mit dem 151er Bus in die Stadt und retour. Für Christa Baumeister ist das die alltägliche Erledigungstour. Am Dienstag aber wurde ein großer Bahnhof daraus, und neben den Einkaufstüten hatte die 80-Jährige ein üppiges Blumenbukett im Gepäck: Die Via Verkehrsgesellschaft mbH bedankte sich bei der Mülheimerin als 30 000. Nutzerin des Begleitservice.
Den bieten die drei städtischen ÖPNV-Unternehmen unter dem Dach der Via seit einigen Jahren an: die Essener EVAG schon seit 2005, die Duisburger DVG seit 2009, die Mülheimer MVG seit Mai 2010, werktags und für die Kunden kostenlos. Wer sich spätestens am Vortag unter 451-1133 (Zentrale) anmeldet, dem stehen am folgetag MVG-Mitarbeiter bei der Bus- oder Bahnfahrt zur Seite. Eine Altersgrenze gilt für dieses Angebot indes nicht, „man muss aber in seiner Mobilität eingeschränkt sein“, erklärt Peter Scharping, der bei Via das Sachgebiet Service leitet. Das kann für jugendliche Gipsbeinträger ebenso gelten wie für Eltern, die mit einem Kinderwagen unterwegs sind. Scharping: „Uberwiegend lassen sich aber ältere Menschen begleiten, die nicht mehr gut zu Fuß sind“.
Per Flyer vom Service erfahren
Wie Christa Baumeister, die aufgrund ihrer Gehbehinderung einen Rollator vor sich her schiebt, den sie unmöglich aus eigener Kraft in den Bus wuchten kann. Andere Fahrgäste zu bitten, wäre eine Möglichkeit, „aber gerade am Scharpenberg wohnen so viele alte Leute, die haben mit sich selber genug zu tun“. Sie musste also stets ein Taxi rufen, wenn sie in der Stadt etwas einkaufen wollte, bis sie per Flyer vom Begleitservice erfuhr. Seither lässt sich die 80-Jährige mindestens zwei Mal wöchentlich von Haustür zu Haustür bringen. „Heilfroh“, wieder den Bus benutzen zu können. 15 Mitarbeiter stehen zur Verfügung, Langzeitarbeitslose, die über das Programm „Bürgerarbeit“ der Bundesagentur für Arbeit bei der MVG beschäftigt sind.
Die Nachfrage nach dem Begleitservice steigt Via-weit und in Mülheim sogar massiv. Im Jahr 2011 wurden durch die MVG genau 796 Begleitungen durchgeführt, 2012 waren es bereits 2461, mehr als drei Mal so viele. „Wir geben Sicherheit und Orientierung“, erklärt Sachgebietsleiter Scharping, „schweres Gepäck tragen wir aber nicht.“