Sie wuchsen mit der Aufgabe: Im Mai startete das Projekt „Vis(a)-Vis“ der Mülheimer Caritas. Inzwischen bündelt es Engagement für Flüchtlinge.
Im Mai lief das Projekt „Vis(a)-Vis“ der Caritas Mülheim an. Praktische Flüchtlingshilfe hatte das zum Ziel; Ehrenamtliche sollten gerade in Mülheim angekommenen Menschen beim Umgang mit Ämtern und Dokumenten helfen. Seitdem ist die Situation in der Stadt eine andere: Die Zahl der Flüchtlinge und die Herausforderungen sind gesteigen – und zugleich entwickelte sich auch Vis(a)-Vis weiter.
Aus einer Anregung der Integrationsagentur der Caritas-Sozialdienste entstand das Projekt. Rund 1200 Kontakte mit Hilfesuchenden haben deren Mitarbeitende jährlich. Da fehle für eine intensive Begleitung, etwa zu Behörden, die Zeit. Von „Einzelfallhilfe“ spricht da Martina Pattberg, die bei der Mülheimer Caritas den Fachdienst Kinder-, Jugend- und Familienhilfe leitet. Diese Unterstützung durch Ehrenamtliche zu organisieren, war das ursprüngliche Projektziel – damals, im vergangenen Jahr, als die Mülheimer Mittel aus dem Innovationsfonds des Caritasverbands für das Essener Bistum beantragten. Doch als die bewilligt wurden und Hannah Berntgen im Mai die Projektkoordination übernahm, zeigte sich: „Es gibt viele Menschen, die trauen sich Einzelfallhilfe nicht zu, wollen sich aber ehrenamtlich engagieren.“ Also bündelt Vis(a)-Vis nun – neben der mittlerweile vermehrten Einzelfallhilfe – ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge.
Das ist sehr unterschiedlich. Viele, berichtet Hannah Berntgen, wollen Deutschunterricht geben. Ehemalige Lehrer sind darunter; „aber wir ermutigen alle, die sich ausprobieren wollen“. Es sind keine anerkannten Sprachkurse, aber Chancen für Flüchtlinge, Deutsch kennenzulernen. Begegnung zwischen Einheimischen und (noch) Fremden sind es, aus denen sich mehr ergeben kann. So entstand aus einem Deutschkurs ein Kochkurs für männliche Flüchtlinge. Ein Nähtreff sei zudem in Arbeit – auf Wunsch der Flüchtlinge, die Handarbeiten vermissen. Hannah Berntgen betont, dass es ihr wichtig ist, einen Mehrwert für beide Seiten zu schaffen: „Wir wollen eine Begegnung auf Augenhöhe.“
Ehrenamtliche, betont sie, sollten Spaß an der Arbeit haben, sich nicht verpflichtet fühlen. Auch ein zeitlich begrenztes Engagement sei möglich. Grundsätzlich ist die Projektkoordinatorin für alle Fragen und Anregungen offen. „Wir sind in Mülheim sehr gut mit anderen Akteuren vernetzt und können bei Bedarf auch weitervermitteln.“
Auch Spendenprojekte gehören zu Vis(a)-Vis, wie jenes von Eltern der Hölterschule, die Tornister spendeten. Die gingen letztlich übrigens an Bedürftige, nicht nur an Flüchtlinge, wie Martina Pattberg betont: „Uns ist es ganz wichtig, stets die gesamte Stadtgesellschaft in den Blick zu nehmen.“ So könne die positive Stimmung, die sie in Mülheim wahrnimmt, beibehalten werden.