Die Jahre rund um das Jahr 1980 – kurz vorm 100. Jubiläum – waren die Hochzeit der Mülheimer Stadtbibliothek: Über eine Million Medien, meist Bücher, im Jahr liehen die Mülheimer damals aus. 1981 waren es genau 1 115 164 Ausleihen, eine seitdem nie wieder erreichte Zahl. Sieben Zweigstellen hatte man damals, und der Bücherbus kurvte durch die Stadt. Danach ging es bergab, mit der Zahl der Standorte und der Ausleihen. Erst das 2009 eröffnete Medienhaus brachte die Wende: Wolfgang Jordan, der stellvertretende Leiter der Stadtbücherei, spricht heute von rund 900 000 Ausleihen jährlich.
Vier Stadtteilbibliotheken neben der Hauptstelle am Synagogenplatz gibt es aktuell mit insgesamt rund 270 000 Medien. Diese, sagt Jordan, „haben sich in den vergangenen Jahren sehr verändert“. In einer Bücherei gibt es eben nicht nur Lesestoff, sondern u.a. auch Filme. „Früher hatten wir nur Gesellschaftsspiele, heute haben wir auch Konsolenspiele für Playstation oder X-Box.“ Ein großer Schritt war laut Jordan die Onleihe: Seit Anfang 2012 können elektronische Medien über das Internet ausgeliehen werden.
Trotz dieser Weiterentwicklung glaubt Jordan nicht, dass die Höchstzahlen der 1980er abermals erreicht werden können. Die weggefallenen Standorte, die Aufgabe des Bücherbusses, führt er als Gründe an und verweist auf die gestiegenen Preise, die einem gleichbleibenden Etat gegenüberstehen, was effektiv eine Reduzierung bedeute. Das Medienhaus, „die Investition in ein neues Gebäude“, habe sich „gerechnet“, sagt Wolfgang Jordan, der um das positive Image des Hauses weiß. Doch: „Das bedeutet nicht, dass jeder, der es positiv wahrnimmt, auch zu uns kommt“.