Das B & B Hotel am Tourainer Ring ist jetzt mit 101 Zimmern das größte Haus in der Stadt. Die Hotelmanagerin Bärbel Schneider setzt auf Geschäftskunden.
Mülheim.
Während Handwerker noch damit beschäftigt sind, an der Fassade zur Zunftmeisterstraße die letzten Steine zu setzen, checken die Hotelgäste auf der anderen Seite des Hauses am Tourainer Ring schon ein. Bereits am Montag hat das Haus der B & B Kette eröffnet. „Wir hatten ein Soft-Opening, wie das in Branche üblich ist“, erzählt die Hotel-Managerin Bärbel Schneider.
Ein Drittel der 101 Zimmer standen zur Vermietung bereit. Eine Buchung ist seit sechs Wochen möglich. Die weiteren Zimmer werden bis Ende der kommenden Woche bereitstehen. Dann werden auch die Arbeiten an der Fassade beendet und die Baucontainer und Zäune verschwunden sein.
Maxi-Bar in der Lobby
Dann müssen nur noch der Parkplatz und die Grünanlagen hergerichtet werden. Es seien jeweils so zehn bis 15 Übernachtungsgäste gekommen. In den nächsten Tagen sollen Schilder montiert werden, die in der Hotelroute auf die neue Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt aufmerksam machen.
Mit dem Start zeigt sich die 50-Jährige, die in Ratingen ein kleines Haus führte und Mitgesellschafterin im B & B-Hotel in Essen war, zufrieden. Auf dem Grundstück neben der Kreishandwerkerschaft hatten die Bauarbeiten erst im vergangenen September begonnen.
Frisch, modern und etwas kühl wirkt der Frühstücksraum, in dem die Trendfarben Grün und Orange dominieren. Die Tische haben Nierenformen, die organische Form wird auch in der Deckengestaltung aufgenommen. Eine besondere Schallisolierung der Fenster zum Tourainer Ring verhindert, dass der Verkehrslärm stört. Dafür dudelt im Hintergrund Musik. Die Fenster zur Zunftmeisterstraße bieten, wie Schneider erzählt, einen besonderen Wärmeschutz, damit sich die Zimmer nicht aufheizen.
Zwölf Quadratmeter groß ist das Einzelzimmer
„Statt einer Mini-Bar haben wir eine Maxi-Bar“, sagt sie und zeigt auf die beiden Automaten am Eingang. Hier können sich die Gäste mit Cola, Wein und Bier, aber auch mit Schokolade und Salzstangen versorgen und direkt in einer gemütlichen Sitzecke Platz nehmen. An den Wänden hängen Bilder, die ein wenig an Abzüge alter Negative erinnern. Die Farben sind verschossen, Flecken haben sich gebildet und übrig sind die Silhouetten von Fördertürmen und anderen Landmarken. Solche Art Bilder hängen auch in den Zimmern, darunter sollen sich auch Mülheimer Motive befinden. Das ist angenehmer als ein röhrender Hirsch.
Knapp bemessen ist hier der Platz, zwölf Quadratmeter groß ist das Einzelzimmer, von denen es 43 in dem viergeschossigen Haus der Kategorie zwei Sterne plus gibt. Darüber hinaus verfügt es über 41 Doppelzimmer, 16 Familienzimmer (mit drei oder vier Betten) und ein Behindertenzimmer. In einem Bereich ist sogar Rauchen gestattet. Alles ist funktional, ohne „Chichi“, wie es Schneider nennt. Als Gesellschafterin des Standortes ist sie für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich. Es ist so wie in der Systemgastronomie.
Übernachtungszahlen sehen weiter nicht gut aus
„Für Individualität besteht wenig Spielraum“, räumt sie ein. Umso wichtiger sei es für sie, mit Freundlichkeit und Gastlichkeit zu punkten. Vier Mitarbeiterinnen hat sie an der Rezeption, weitere kommen noch für den Zimmerservice dazu. Eine davon kommt aus Mülheim. Darüber ist sie froh, denn Ortskenntnis sei wichtig, um den Gästen Auskunft geben zu können. „Deshalb werden wir alle bei der MST demnächst eine Stadtführung machen“, kündigt sie an.
Die Übernachtungszahlen in Mülheim sehen im ersten Quartal weiter nicht gut aus. Sie sind gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent zurückgegangen. „Die typische Wellenbewegung“ nennt das Marc Baloniak, Abteilungsleiter für Tourismus bei der MST, die durch besucherstarke Leitmessen verursacht werde. „Wir liegen auf dem Niveau von 2013.“ Im ersten Quartal wurden 35134 Übernachtungen von rund 19000 Gästen gezählt. In der Zwischenzeit haben sich noch weitere Änderungen ergeben. Das Hotel Garni an der Leineweberstraße hat mit rund 40 Betten überraschend geschlossen und der Kölner Hof in der Altstadt bietet zur Freude von Baloniak wieder Zimmer an. Somit dürfte es derzeit 27 Hotels in der Stadt geben. Im ersten Quartal standen laut Landesstatistik 1428 Betten zur Verfügung, die zu knapp 30 Prozent ausgelastet waren. Da es sich bei den Gästen zu 85 Prozent um Geschäftskunden handelt, die in der Regel alleine ein Zimmer belegen, sei diese Bettenauslastung jedoch einigermaßen unsinnig. An den starken Hotelstandorten Essen und Düsseldorf bleibt auch mehr als jedes zweite Bett frei.
Die Hoffnung auf größere Gruppen
Über diese Rahmenbedingungen macht Bärbel Schneider sich keine Illusionen. Sie hat auch den Stellenabbau bei Siemens im Blick. „Das Messegeschäft kann nur das Sahnhäubchen sein. Damit kann man nicht rechen“, sagt sie und nennt beispielhaft die letzte Drupa. „Mit einem warmen Regen haben alle gerechnet. Es wurde eine kalte Dusche.“
Geschäftskunden sind die Hauptklientel. Aber auch Sport und Freizeit findet sie interessant und blickt dabei sowohl auf den Ruhrtalradweg als auf die rheinische-Bahn-Trasse. Und es bleibt die von MST-Chefin Inge Kammerichs genährte Hoffnung, dass nun im größten Hotel im Ort größere Gruppen unterkommen – etwa bei Kongressen in der Stadthalle.