Die Anklageschrift ist erschütternd, die Beweislast erdrückend. Ein heute 42-jähriger Mann aus Gelsenkirchen soll vor sechs Jahren, genauer im August 2017, eine Dreijährige mehrfach sexuell missbraucht haben. Die schrecklichen Taten filmte der gebürtige Baden-Württemberger und speicherte sie ab – nebst anderen Tausenden kinderpornografischen Bildern und Videos.
Auch Aufnahmen von Säuglingen fanden die Ermittler bei einer Durchsuchung drei Jahre später auf seinem Laptop, Handys und CDs.
Gelsenkirchen: „Das darf die Mama nicht wissen“
Es habe alles mit einem Kurzurlaub in Wien angefangen, beginnt der Angeklagte am Montag (13. November) im Saal des Essener Landgerichts. Dort habe er in der Punkszene eine Frau kennengelernt, die ihn und seinen Freund ein paar Tage bei sich übernachten ließ.
Der 42-Jährige schlief dabei laut eigener Aussage im Bett der Tochter. Irgendwann sei er dann mit ihr alleine gewesen – und habe die Gelegenheit ergriffen. „Ich habe das noch nie gemacht. Das darf Mama nicht sehen“, soll man das Mädchen auf einer der vielen Aufnahmen hören. „Nein, das darf die Mama nicht wissen. Das bleibt unser Geheimnis“, laute daraufhin laut Anklage die Reaktion des Mannes.
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Gelsenkirchener gesteht „Missbrauchsscheiße“
„Ich weiß nicht, was da los war“, fasst sich der untersetzte, etwas ungepflegte Mann an den Kopf. Den ersten Halbsatz sagt er an diesem Tag noch mehrfach. Offensichtlich schämt sich der Mann sehr für die „Missbrauchsscheiße“, wie er es nennt. Der 42-Jährige stellt sich als ein depressiver Alkoholiker heraus, dessen eigene Tochter in einer Pflegefamilie lebt. Dem Angeklagten wird laut eigener Aussage der Kontakt zu ihr verwehrt. Von ihr spricht er mit Tränen in den Augen.
Als Richterin Dr. Dorothee Endriss den 42-Jährigen auf die Anklagepunkte anspricht, versucht sich dieser, wo es nur geht, herauszureden. „Ich schäme mich für die ganze Scheiße“, sagt der Angeklagte vage. Doch will er zunächst nicht im vollen Umfang zugeben, das Mädchen missbraucht oder Kinderpornografie im Internet heruntergeladen zu haben.
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Gelsenkirchen: Staatsanwalt verliert Geduld
„Jetzt platzt mir gleich die Hutschnur“, fährt der Staatsanwalt urplötzlich aus seiner Haut. Und auch die Richterin stöhnt und droht dem 42-Jährigen damit, dass man sich die Beweisvideos auch gleich gemeinsam im Saal ansehen könne. Selbst sein Verteidiger legt ihm deutlich vernehmbar nahe, es sich nicht noch schwerer zu machen.
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„Sie haben doch schon mal gestanden, sie wissen doch, wie das geht.“ Als ihn die Richterin ein letztes Mal fragt, ob er das Mädchen missbraucht habe, bejaht der Mann zwar widerwillig, doch schlussendlich geschlagen.