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Gelsenkirchen: Mann läuft mit Kippa durch Altstadt – was er sich anhören muss, ist widerwärtig

Es ist einfach nur schlimm, wie ein Mann mit Kippa beim Spaziergang durch die Gelsenkirchener Altstadt angefeindet wurde.

Mann mit Kippa läuft durch Gelsenkirchener Einkaufsstraße
© Michael Korte / FUNKE Foto Services

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Die Judenverfolgung der Nazizeit ist längst vorbei, doch auch der Antisemitismus? Auch heute müssen leider noch viele Juden Anfeindungen, Beleidigungen und abwertende Blicke über sich ergehen lassen. Das zeigt ein Beispiel aus Gelsenkirchen.

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Hier ist am Donnerstag (20. Juli) ein Redakteur der „WAZ“ als Selbstexperiment mit einer Kippa auf dem Kopf durch die Gelsenkirchener Innenstadt gelaufen. Unfassbar, was ihm die Leute dort an den Kopf warfen.

Kippa in der Gelsenkirchener City – ein Selbstexperiment

Als Mann mit türkischen Wurzeln und dem typischen Aussehen (schwarze Haare, schwarzer Bart) ist es ohnehin schon nicht leicht in vielen Städten Deutschlands über die Straße zu gehen. Auch Sinan Sat von der „WAZ“ kann das bestätigen. Der türkischstämmige Journalist ging bei seinem Selbstversuch allerdings noch ein Stück weiter.


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Er will wissen, wie schlimm es ist, als türkischer Jude durch die Straßen von Gelsenkirchen zu gehen. Neben dem ein oder anderen komischen Blick und ein paar freundlichen Begegnungen erregte er dort an vielen Stellen erstaunlich wenig Aufmerksamkeit. Doch an zwei Orten wurde er auf das Übelste angefeindet.

Antisemitismus in Gelsenkirchen

„Yahudi“ – dieses Wort hörte Sat auf Höhe der Bibliothek, als er in Richtung Musiktheater geht. Es bedeutet übersetzt „Jude“. Allerdings spricht es jemand mit einem Hass aus, der ihm eine ganz andere Bedeutung gibt. Beim Umdrehen entdeckte er drei Jungs etwa im Alter zwischen 12 und 13 Jahren. Sie starrten ihn verächtlich an. Als sie jedoch bemerkten, dass er wie ein Türke aussieht, provozierten sie nicht weiter und zogen Leine.

Mann mit Kippa läuft durch Gelsenkirchener Einkaufsstraße
Sinan Sat (mit Kippa) ging am Mittwoch, 19. Juli, auf der Bahnhofstraße in Gelsenkirchen entlang. Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services

Die schlimmste Situation bei dem Experiment passierte jedoch gleich am Anfang. Gleich am Morgen auf den Treppen der Augustinus Kirche in der Altstadt begegnete der Kippatragende einem schmalen Mann mit Bierflasche in der Hand. Er trug eine unter Neonazis gebräuchliche T-Shirt-Marke. Das kann ja was werden, dachte sich Sat gleich.


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Tatsächlich aber sprach ihn der Mann nicht an, erst als er schon fast vorbei war, hörte er den Spruch: „Kanacken-Jude“. Ein verächtlicher Blick dazu, doch bevor er reagieren konnte, machte sich der Mann auch schon in Richtung Jobcenter davon. Antisemitismus ist wohl doch kein Schnee von gestern. Sats weiteren Eindrücke und wie er überhaupt auf die Idee des Selbstexperiments gekommen ist, kannst du in seinem Artikel auf „WAZ.de“ nachlesen.