Gelsenkirchen.
Kazim K. aus Gelsenkirchen geht arbeiten. Doch das Geld, welches er verdient, reicht nicht zum Leben.
DER WESTEN hat sich mit dem Geringverdiener aus Gelsenkirchen über seine politischen Ansichten unterhalten. Dabei ärgert ihn eine Sache ganz besonders.
Gelsenkirchen: DAS ärgert Kazim K. am meisten
„Ich finde es hässlich, dass Politiker leere Versprechen machen. Ich mag das nicht, dass man die Menschen nur fangen will“, beschwert er sich. Wählen möchte er „zu 90 Prozent die SPD“.
Doch das müsse er sich nochmal genau überlegen: „Politik ist keine Fußballmannschaft. Wenn Schalke in der fünften Liga spielt, bin ich trotzdem immer noch Fan. Wenn eine andere Partei besser ist, als die, die ich vorher gewählt habe, dann nehme ich die Bessere. Auch, wenn ich vorher kein Fan war.“
Kazim K. ist ein offener Mensch. Nur auf der faulen Haut rumliegen, das wäre laut eigenen Angaben nichts für den 46-Jährigen. Doch das Geld, welches er bei einer gemeinnützigen Organisation verdient, reicht nicht zum Leben. Immerhin muss Kazim K., der auch „Tony“ genannt wird, zwei Kinder im Alter von sechs und zwölf versorgen.
Gelsenkirchen: Geringverdiener spricht vor der Bundestagswahl Klartext
Verheiratet ist der Deutsch-Türke ebenfalls. Seit 26 Jahren. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr wuchs er bei deutschen Pflegeeltern auf. Dann nahm ihn seine leibliche Familie mit in die Türkei. Mit 16 kehrte er zurück nach Deutschland. Eine Ausbildung hat er nie beendet. Kazim K., der perfekt und akzentfrei deutsch spricht, hat sich früh selbstständig gemacht.
Doch es lief nicht alles nach Plan. Von 2006 bis 2017 war er arbeitslos, hatte immer wieder kleine Zwischentätigkeiten. Seit rund vier Jahren arbeitet er bei einer gemeinnützigen Organisation. Genug verdient er allerdings nicht. Kazim K. muss aufstocken beim Jobcenter.
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Das ist die Stadt Gelsenkirchen:
- Stadtteil Buer 1003 erstmals urkundlich erwähnt
- rund 260.000 Einwohner, fünf Stadtbezirke und 18 Stadtteile, elftgrößte Stadt in NRW
- Heimatstadt des Bundesligisten FC Schalke 04
- Wahrzeichen unter anderen: Zoom Erlebniswelt, Wissenschaftspark Rheinelbe, Sport-Paradies
- Oberbürgermeisterin ist Karin Welge (SPD)
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Gelsenkirchen: Kazim K. vergleicht Politik mit Fußball
Die Demokratie in Deutschland gefällt ihm sehr gut. In der Türkei sei es seiner Meinung schwieriger. Deswegen schätze er das Land, in welches er jetzt lebt, sehr. Und auch empfinde er Deutschland, trotz seines Status als Geringverdiener, in vielerlei Hinsichten als gerechtes Land. Immerhin würde hier jedem finanziell geholfen werden, dem es schlecht geht.
Doch neben nicht eingehaltenen Versprechen, gebe es auch noch weitere Sachen, die er nicht so gut findet. „An der Politik stört mich, dass sie sich nicht zuerst um das eigene Volk kümmert.“ Wenn er Bundeskanzler wäre, dann würde er die Aufnahme von Flüchtlingen erst einmal stoppen. „Für Frauen und Kinder würde ich aber eine Riesen-Ausnahme machen“, betont er.
Gelsenkirchen: Kein Verständnis für Menschen, die gar nichts tun
Da er selbst arbeiten geht, hat er kein Verständnis für Menschen, die gar nichts für ihr Geld tun. Und auch da hat er einen Hinweis an die Politik: „Du wirst dafür bestraft, wenn du arbeiten gehst. Wenn du deinem Kind beispielsweise eine Klassenfahrt ermöglichen willst, dann muss ein arbeitender Vater zahlen. Jemand der nicht arbeitet, muss einfach nur einen Antrag ausfüllen und bekommt alles bezahlt.“ Aber nicht jeder ist auch arbeitsfähig. Viele Menschen geraten oft, beispielsweise durch Krankheit, unverschuldet in die Arbeitslosigkeit.
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Am 26. September hat Kazim K. die Gelegenheit, seine Kreuze an der für ihn richtigen Stelle zu machen.
Kürzlich war Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in Gelsenkirchen. Lies hier, warum eine Zuschauerin fassungslos war. (cf)