Gelsenkirchen.
Anders als in anderen Städte waren die Straßenbahnen der Bogestra bisher an allen Tagen unterwegs. Hauseigene Räum- und Streufahrzeuge sind fast täglich im Einsatz. Trotz aller Vorkehrungen sind aber Ausfälle und Verspätungen an der Tagesordnung.
„Schon heftig, was uns dieser Winter beschert. Für uns zählt vor allem eines: die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden“, zog Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns eine erste Bilanz der Frost-Wochen. Trotz der teils chaotischen Straßenverhältnisse waren die Straßenbahnen – anders als etwa in Essen – bisher an allen Wintertagen unterwegs. „Wir setzen nachts Werkstattwagen ein, die unser 210-Kilometer-Gleisnetz und die Oberleitungen eisfrei halten. So kann der Fahrbetrieb am Morgen regulär aufgenommen werden“, erklärt Sandra Bruns.
Falschparker blockieren Schienen
Nachteil für die Straßenbahnen: Es gibt kein Ausweichen, wenn Falschparker auf den Gleisen stehen. Weil sich die Schneewälle an den Straßenrändern türmen, stellen etliche Pkw-Fahrer ihre Wagen im Fahrbahnbereich ab – und blockieren die Straßenbahnen. Rund 100 Falschparker verzeichnete die Bogestra allein in der letzten Woche. Ihnen droht nicht nur der Abschleppwagen, sondern vierstellige Kostenerstattungen, unter anderem für den fälligen Busersatzverkehr.
Wenn die Busse denn verkehren. An bisher drei Tagen (u.a. Heiligabend) musste die Bogestra kapitulieren. Die vereisten und tief verschneiten Straßen ließen keinen Busbetrieb mehr zu. „Die Entscheidung fiel uns nie leicht. Gerade bei Schnee und Eis nutzen viele Menschen lieber Bus und Bahn als das Auto. Aber die Sicherheit genießt absoluten Vorrang“, betont Ralf Hessel von der Betriebsleitung.
Um das 1065 km umfassende Busnetz schadlos zu bedienen, betreibt die Bogestra einen eigenen Winterdienst. Zwei Räum- und Streufahrzeuge sind fast täglich im Einsatz und haben bereits 150 Tonnen Salz ausgebracht. Zusätzlich wurde ein Unimog mit Schneeschild ausgerüstet; ein Radlader räumt den Schnee aus den Schienen.
Fahrer melden der Leitstelle, ob die Strecken befahrbar sind
Weil es entlang der Hauptstraßen kaum noch Wendemöglichkeiten gibt, nutzt die Bogestra verstärkt die zwölf Meter kurzen Solobusse statt der 18-Meter-Gelenkbusse. Ob kurz oder lang: Ob und wo es Probleme gibt, wird erstmals bei Testfahrten ermittelt. Morgens fahren jeweils zwei Busse die Endhaltestellen der jeweiligen Linien an. Die Fahrer melden der Leitstelle, ob die Strecken befahrbar sind.
Trotz aller Vorkehrungen: Ausfälle und Verspätungen sind an der Tagesordnung. 50 bis 60 Kundenbetreuer (einige wurden eigens aus dem Urlaub geholt) versuchen, mit den notwendigen Informationen aufzuwarten. „Die Fahrgäste zeigen für die Ausnahmesituation in den allermeisten Fällen Verständnis“, beobachtet Sandra Bruns. Dabei ist es mit dem Ausharren an einer der 1500 Haltestellen nicht getan. Das Bogestra-Callcenter ist massiv überlastet. Wer Auskünfte zu bestimmten Linien erhalten will, muss gleichfalls mit Wartezeiten rechnen.