Die IG Metall Essen will mit den Verwaltungsstellen Mülheim und Oberhausen stärker zusammenarbeiten. Essens Erster Bevollmächtigter Bruno Neumann erklärt, was hinter der neuen Strategie steckt.
Essen.
Herr Neumann, die IG-Metall-Verwaltungsstellen Essen, Mülheim und Oberhausen wollen stärker zusammenarbeiten. Mit Ihrem Ausscheiden Mitte des Jahres wird Essen keinen eigenen Ersten Bevollmächtigten mehr haben. Ist das für den Gewerkschaftsstandort Essen nicht ein Bedeutungsverlust?Bruno Neumann: Das sehe ich nicht so. Die Kooperation macht Sinn und sie wird auch kommen. Die Verwaltungsstelle in Essen wird autonom bleiben, und lediglich von Mülheim aus geführt. Und meine Stelle wird von einem Gewerkschaftssekretär aus Duisburg nachbesetzt.
Stehen hinter der Entscheidung Spargründe?
Neumann: Nein. Wir wollen mit einer Kooperation schlagkräftiger werden. Die drei Verwaltungsstellen haben zusammen 24.000 Mitglieder, das ist eine ganz andere Macht als wir mit unseren 11.000 in Essen. Wir erhoffen uns aber auch eine bessere Betreuung vor Ort.
Wie soll die aussehen?
Neumann: Im Gegensatz zu früher sind wir heute eine IG Metall mit mittelständischen Betrieben. Das ist nicht mehr mit Krupp-Zeiten vergleichbar, als wir Belegschaften mit 80 Prozent Organisationsgrad hatten. Heute liegt der im Schnitt bei 40 Prozent. Unsere Arbeit in den Unternehmen ist dadurch mühsamer und aufwendiger geworden und mehr Personal haben wir als Gewerkschaft dafür aber auch nicht. Wir müssen daher unsere Kompetenzen bündeln.
Haben Sie ein Beispiel?
Neumann: Heute fährt aus jeder Verwaltungsstelle ein Sekretär zu Sitzungen der Tarifkommission. Da reicht dann künftig einer. Wir haben in Mülheim, Oberhausen und Essen viele gemeinsame Branchen, wo eine solche Bündelung Sinn macht.
Erhoffen Sie sich auch eine Trendwende bei der Mitglieder-Entwicklung?
Neumann: 2013 konnten wir erstmals den Negativtrend der letzten Jahrzehnte stoppen, unter anderem, weil wir viele neue Mitglieder im Angestelltenbereich gewonnen haben. Ein besonderer Erfolg für uns war der IT-Dienstleister Atos, der als erster dem neuen Flächentarifvertrag für die IT-Dienstleistungsbranche beigetreten ist. Insgesamt hatten wir 596 Neuaufnahmen. Das war ein Plus von 70 Prozent. Allerdings muss man auch sehen, dass wir die älteste IG Metall bundesweit sind. Knapp ein Drittel unserer Mitglieder sind Rentner bzw. im Vorruhestand. Jedes Jahr sterben uns rund 200 Mitglieder weg. Allein das mit Neu-Eintritten zu kompensieren, ist schwierig. Aber die Entwicklung sieht für dieses Jahr bislang ganz gut aus.