Die Geschäftsleute am Willy-Brandt-Platz halten an ihren Toiletten-Plänen fest. Allerdings ist die entscheidende Frage noch ungelöst: Wer soll das bezahlen?
Essen.
Die Stadt Essen und die Politik wollen die Trinker- und Drogenszene vom Willy-Brandt-Platz verdrängen – doch damit hat sich das Thema einer öffentlichen Toilette am Handelshof für die umliegenden Geschäftsleute nicht erledigt. Sie verfolgen den Plan weiter, nunmehr eben losgelöst von der Frage, wohin die Szene abwandern soll. Vielleicht traut der eine oder andere dem Versprechen von Verwaltung und Politik auch nicht, das Problem am und um den Willy-Brandt-Platz schnell in den Griff zu bekommen.
Einer der Vorkämpfer für ein öffentliches Klo in der Nähe des Willy-Brandt-Platzes ist der Busunternehmer Stefan Tigges, der Stadtrundfahrten anbietet. Und der sieht es aus seiner Interessen gefärbten Brille – Trinkerszene hin, Trinkerszene her – so: „Eine Stadt, die auf Tourismus setzt, muss auch öffentliche Toiletten anbieten. Das gehört einfach zu einer Willkommenskultur dazu.“
Nur vorübergehende Lösung
Er und mehrere Anrainer um den Willy-Brandt-Platz und den benachbarten Heinrich-Reisner-Platz wollen einen Toilettencontainer vorerst testweise für ein halbes Jahr in der Innenstadt aufstellen. Den zwischenzeitlich diskutierten Standort direkt vor dem Handelshof vis á vis vom Hauptbahnhof haben sie allerdings zu den Akten gelegt. Zu groß war der Widerstand gegen eine Art Dixie-Klo vor dem denkmalgeschützten Gebäude am Eingangstor zur City. Und so plant man jetzt wieder mit dem ursprünglich avisierten Stellplatz – auf dem Fußweg rückseitig vom Handelshof gegenüber vom Hotel „Essener Hof“. Glücklich ist der Direktor des Vier-Sterne-Hauses, Maximilian Bosse, damit nach wie vor nicht. Sein Nachbar Thomas Stolle, der Besitzer der Kneipe Kiepenkerl, ist gar ganz dagegen. Doch Bosse ist immerhin bereit, einen zeitlich befristeten Test vor seiner Haustüre zu dulden und somit seinen Restaurantgästen die wenig appetitanregenden Bilder zu ersparen, wenn Wildpinkler am Haus der Technik oder im Umfeld ihre Geschäfte verrichten.
Über 20.000 Euro fehlen noch
Völlig ungeklärt ist allerdings die wesentliche Frage: Wer soll das bezahlen? Bei Sitzung des Arbeitskreises, zu dem sich die Geschäftsleute zusammengeschlossen haben, gab es zwar erste Geldzusagen der Anrainer. Der Essener Hof wird 1000 Euro geben, das Haus der Technik ebenfalls. Das Mövenpick kann sich ebenfalls ein Sponsoring in dieser Höhe vorstellen und auch Tigges, der die Toilette betreiben will, will in den Topf einzahlen. Allein: Es fehlen immer noch rund 25 000 Euro. Die Stadt hatte frühzeitig signalisiert, dass sie finanziell nicht mit ins Boot will. Bleibt also nur die Suche nach weiteren privaten Geldgebern.
Dieter Groppe von der städtischen Essen Marketing Gesellschaft hofft, den Einzelhandelsverband nun als Mitstreiter zu gewinnen, obwohl der sich zuletzt kritisch über eine öffentliche Toilette geäußert hat. Gemeinsam könne man versuchen, Geschäftsleute im Umfeld für ein Sponsoring gewinnen. Groppe dämpft aber die Erwartungen. „Man muss da eine Menge an Enttäuschungsfestigkeit mitbringen“