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Warum du auf Autobahnbaustellen so selten Bauarbeiter siehst

Warum du auf Autobahnbaustellen so selten Bauarbeiter siehst

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Foto: Funke Foto Services
  • Bei Straßen.NRW landen oft Beschwerden, warum auf der Autobahn keine Bauarbeiter zu sehen sind
  • Das hat mehrere Gründe: Das Wetter ist einer davon

Essen. 

Du kennst das: Die Autobahn ist eine einzige Baustelle, rechts Absperrbaken, links der aufgerissene Asphalt. Nur eins scheint völlig zu fehlen: Bauarbeiter. Bei Straßen.NRW gehen jährlich 2000 Beschwerden ein. Viele davon: Aufgebrachte Autofahrer, die wissen wollen, warum die Baustelle den Verkehr behindert, dort aber „verfluchtnochmal“ niemand arbeitet.

Bernd Löchter, Sprecher von Straßen.NRW kennt diese Vorwürfe. Er berichtet, dass es auf Baustellen immer wieder vorkommt, dass Autofahrer ihren Unmut äußern, Bauarbeiter beschimpfen oder bewerfen.

Deshalb will er dabei helfen, dass du verstehst, warum manchmal eben keine Bauarbeiter an einer Baustelle zu sehen sind.

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Zunächst einmal, komme es auf die Art der Baustelle an. Müssen über Monate mehrere Kilometer Autobahn erneuert werden – oder ist es nur ein kurzes Stück. So wird die A40 zwischen Mülheim und Essen im Oktober jeweils auf einer Fahrtrichtung voll gesperrt. „Bei dieser Baustelle wird an allen Ecken und Enden voll gearbeitet werden“, erklärt Löchter.

Bei größeren Baustellen, die über eine lange Zeit eingerichtet bleiben, werde dagegen nur punktuell gearbeitet, sodass Bauarbeiter auch nicht auf der vollen Strecke gesichtet werden können.

„Beruhigungsstrecken“ vor Brücken oder Kurven

Es kann aber auch andere Gründe geben, warum eine Baustelle „wie ausgestorben“ scheint: Damit du sicher durch die Baustelle gelotst wirst, gibt es „Beruhigungsstrecken“. Bei denen wird bereits im Vorfeld der Baustelle die Geschwindigkeit reduziert oder bereits umgelegt. Das sieht dann zwar aus wie eine Baustelle, ist aber keine. „Der eigentliche Baustellenbereich erstreckt sich dann oftmals nur über einige hundert Meter Länge“, so Löchter.

Bei Baustellen, die dicht beieinander liegen, wird die Baustellenverkehrsführung ebenfalls aufrechterhalten. Dann musst du dich nicht auf ständig wechselnde Fahrbahnbreiten oder Geschwindigkeiten einstellen.

Auch bei Brücken und wenn eine Baustelle nach einer Kurve beginnt, wird bereits vorher eine Baustelle eingerichtet. Löchter: „Der Autofahrer soll schließlich nicht mit 160 Sachen in den Baustellenbeginn fahren.“

Wetter ist ein Hindernis

Ein anderer Grund, weshalb eine Baustelle menschenleer erscheinen kann, ist das Wetter. Die Arbeiten am Asphalt brauchen ganz bestimmte Witterungsverhältnisse. Zu viel Regen oder Kälte bringen eine Baustelle zum Erliegen. Deshalb schauen die Autobahnplaner von Straßen.NRW immer genau, wie das Wetter wird: „Große Asphaltarbeiten machen wir nur im Sommer. Im Winter nur, wenn es nicht mehr anders geht“, erklärt Löchter.

Doch nicht nur bei Asphaltarbeiten ist Regen ein unangenehmer Gegenspieler. Auch beim Auftragen der Fahrbahnmarkierung darf es nicht wie aus Eimern schütten. Sowohl bei der gelben Baustellen-Markierung als auch bei den regulären Streifen, löst sich die Farbe sofort von der Fahrbahn.

Viele Maschinen, wenige Menschen

Ist eine Baustelle erst einmal eingerichtet und die Bauarbeiten im vollen Gange, kann es trotzdem sein, dass du nicht viele Menschen siehst. Das liegt zum einen daran, dass bei den Arbeiten viele Maschinen, aber nur wenig menschliches Personal benötigt werden. Außerdem gilt das Prinzip des „kritischen Weges“. Löchter erklärt es so: „Der Dachdecker muss bei einem Hausbau auch noch nicht kommen, wenn der Keller noch nicht gebaut wurde.“

Auch auf der Autobahn können viele Arbeiten nicht parallel, sondern nur nacheinander erledigt werden. Erst wird die Straße gefräst, später neu asphaltiert.

Sperrzeitenkatalog regelt, wann gebaut wird

Gerade bei Tagesbaustellen könntest du dich fragen: Warum muss das denn immer zur Rush-Hour sein. Auch das ist nur ein Eindruck, nicht aber die Realität. „Wir haben einen Sperrzeitenkatalog für alle Autobahnen. Dort steht drin, wann wir überhaupt nur eine Baustelle auf einer Strecke durchführen können. Leider gibt es bei uns Autobahnen, wie die A40, die eigentlich zu jeder Tageszeit an ihrem Limit sind.“

Deshalb wird in NRW bereits ziemlich oft nachts gearbeitet. Ein Drittel aller Tagesbaustellen werden in der Nacht bearbeitet. Dass es nicht mehr sind, hat einen einfachen Grund: „Wir müssen auf die Anwohner Rücksicht nehmen. Gerade auf der A40 leben viele mit einem Fenster zur Autobahn. Würden wir die Strecke taghell erleuchten und dann mit unseren Maschinen dort arbeiten, sie würden kein Auge zu tun.“

Außerdem sind viele Arbeiten bei Dunkelheit einfach zu gefährlich, etwa wenn beim Baumschnitt mit einer Kettensäge hantiert wird.

Am Ende muss die Fahrbahn trocknen

Zu guter Letzt gibt es noch einen ziemlich profanen Grund, warum du trotz Baustelle keine Menschen siehst: Asphalt und Beton muss nämlich aushärten. Bis zu 24 Stunden können vergehen, ehe eine Baustelle wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. „Natürlich sieht das blöd aus“, sagt Löchter und berichtet, dass deshalb früher häufig „Asphalt härtet aus“-Schilder aufgestellt worden sind. „Dann müssten wir aber hunderte davon auf unsere Autobahnen stellen.“

Der Sprecher von Straßen.NRW kann den Ärger der Autofahrer sogar nachvollziehen. „Wir haben alle eine eigene Beziehung zu einer Baustelle, gerade auf Strecken, auf denen wir täglich unterwegs sind. Ich stehe auch nicht gerne im Stau.“

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