Die Evag will mehr Tempo machen: Der geplante Umbau und die Beschleunigung der „Steeler Strecke“ für die Straßenbahnen 103 und 109 steht auf der Kippe. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr aber bremst beim Geld. Die Maßnahme steht auf der Kippe.
Essen.
Es ist ein Hin und Her, und damit sind nicht die Straßenbahnen der Linien 103 und 109 gemeint, die auf der Steeler Straße unterwegs sind. Die Evag würde dort gerne das Tempo erhöhen. Die so genannte Beschleunigung der Steeler Strecke steht seit Jahren auf der Agenda, mal ganz weit oben oder unter ferner liefen, je nachdem, welche politische Farbenlehre im Rat mehrheitsfähig ist. Unter schwarz-gelber Ägide wurde das Projekt Anfang des Jahrtausends aufs Abstellgleis geschoben, unter Schwarz-Grün nahm es wieder Fahrt auf. Nun, wo im Rat ein buntes Bündnis die Richtung vorgibt, hat die Beschleunigung wieder Vorrang. Zu dumm nur aus Sicht jener, die dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr gerne Vorfahrt einräumen, dass die Geldgeber im Land und beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) auf dem Gleis stehen. Die Beschleunigung steht auf der Kippe.
Zwölf Millionen Euro
Zwölf Millionen Euro – so viel dürfte es nach Kalkulation der Evag kosten, die Fahrtzeit zu verkürzen. Um etwa zwei Minuten. Das scheint lächerlich wenig, doch Zeit ist bekanntlich Geld, weshalb die Planer im Erzhof fest davon überzeugt sind, dass sich die Investition langfristig bezahlt macht. Konkret geht es darum, die Bahnsteige zu verlegen vom Rand in die Mitte der Steeler Straße, so dass Fahrgäste bequemer und vor allem schneller ein- oder aussteigen können. Noch müssen sie etwa 22 Zentimeter überwinden; fällt dieser Abstand zwischen Haltestelle und Niederflurbahn weg, verkürzt sich die so genannte Umsteigezeit nach Berechnung der Evag pro Halt um 30 Sekunden. Da aus Platzgründen nicht alle Haltestellen in die Straßenmitte verlegt werden können, würde sich die Beschleunigung auf einen Teilausbau beschränken. Dafür in Frage kommen die Haltestellen Schwanenbuschstraße, Parkfriedhof, Dinnendahlstraße und Knappschaftskrankenhaus. An den Haltestellen Wörthstraße und Stadtgarten sei die Steeler Straße zu schmal.
Die 2008 geänderten Förderrichtlinien verlangen es, dass Zuschüsse für jede einzelne Haltestelle beim VRR beantragt werden. Für die Beschleunigung an der Schwanenbuschstraße liegt dem Verkehrsverbund ein Antrag auf Förderung der Kosten vor. 85 Prozent von 3,2 Millionen Euro soll der VRR tragen.
Mit dem Bau eines Bahnsteiges als Mittelinsel ist es allein aber nicht getan. Laut VRR kämen eine neue Abbiegespur, Radwege und Ampeln hinzu. Doch diesen Anteil an den Kosten für den Individualverkehr, für Autofahrer, Radler und Fußgänger also, will der Verkehrsverbund nicht tragen. Die Evag hält dagegen: Sind die Straßenbahnen auf der Steeler Straße schneller unterwegs, profitiert davon auch der Autoverkehr. Nach Berechnung des Nahverkehrsunternehmens geht es je nach Haltestelle um bis zu einem Drittel der Gesamtkosten.
Förderanträge für die übrigen drei Haltestellen liegen dem VRR noch nicht vor, die Evag habe diese Vorhaben aber bereits angemeldet, erklärte eine Sprecherin. Nach einer ersten Einschätzung seien dort keine Kosten-Anteile für den Individualverkehr zu erkennen, was im Detail noch zu überprüfen wäre. Im Zweifel müsste die Evag und in letzter Konsequenz die Stadt zusehen, wie sie die fehlenden Millionen zusammen bekommt. Anfang August wollen sich alle Beteiligten bei der Bezirksregierung an einen Tisch setzen, um die sprichwörtliche Kuh vom Gleis zu kriegen.